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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Schlimmste ist vorbei.«
    »Für mich«, sagte sie.
    »Für uns alle.«
    »Für dich vielleicht nicht.«
    »Doch, ganz bestimmt.«
    »Nimm dich in Acht, Jimmy.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Nimm dich in Acht!«

51
    Mein Vater fuhr nach Hause, um drei Stunden lang zu schlafen, und versprach, mit dicken Roastbeef-Sandwiches, Olivensalat und einem ganzen Polentakuchen mit Pistazien und Mandeln wiederzukehren.
    Später am Morgen, als Dr. Cornell seine Visite machte, zeigte er sich erfreut von Lorries Fortschritten. Sie war zwar noch immer nicht über den Berg, kam der Passhöhe aber mit jeder Stunde näher.
    Andere Menschen mit eigenen Tragödien waren gekommen und gegangen, aber als der Chirurg sich setzte und mich ebenfalls aufforderte, Platz zu nehmen, waren wir allein.
    Sofort wusste ich, dass er mir etwas zu sagen hatte, was womöglich erklärte, weshalb mein Großvater den Dreiundzwanzigsten als bedrohlich bezeichnet hatte.
    Ich dachte an die Geschosse, die Lorries Darm durchschlagen, eine Niere zerstört und Blutgefäße zerfetzt hatten, und fragte mich, welcher andere Schaden überhaupt noch geschehen sein konnte. Plötzlich kam mir das Wort Wirbelsäule in den Sinn.
    »O Gott, nein! Sie ist querschnittsgelähmt, nicht wahr?«
    Verblüfft sagte Dr. Cornell: »Du lieber Himmel, nein. So etwas hätte ich Ihnen schon letzte Nacht gesagt.«
    Ich erlaubte mir nicht, Erleichterung zu verspüren, denn er hatte mir doch bestimmt etwas zu sagen, worauf man nicht mit gutem Champagner anstieß.
    »Soweit ich weiß, haben Sie und Lorrie drei Kinder.«
    »Ja. Annie, Lucy, Andy. Drei.«

    »Das älteste ist bald fünf?«
    »Ja. Annie. Unser Wildfang.«
    »Drei Kinder unter fünf – da hat man bestimmt ganz schön zu tun.«
    »Besonders, wenn jeder sein eigenes Monster im Kleiderschrank hat.«
    »Ist das Lorries Idealvorstellung einer Familie?«, fragte der Arzt.
    »Es sind total liebe Kinder«, erwiderte ich, »aber ideal sind sie nicht.«
    »Ich meine die Zahl.«
    »Na ja, eigentlich will sie zwanzig.«
    Der Arzt starrte mich an, als sei ihm gerade aufgefallen, dass ich über Nacht einen zweiten Kopf bekommen hatte.
    »Das war ein Scherz«, erklärte ich. »Sie würde sich auch mit fünfen zufrieden geben, selbst wenn sie vielleicht sechs oder sieben haben will. Zwanzig – das war nur eine Übertreibung, mit der sie mir gesagt hat, wie wichtig ihr eine Familie ist.«
    »Jimmy, wissen Sie eigentlich, wie viel Glück Lorrie hat, noch am Leben zu sein?«
    Ich nickte. »Ich weiß auch, dass sie eine Weile sehr schwach sein wird und viel Zeit braucht, um sich zu erholen, aber wegen der Kinder brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Meine Eltern und ich kommen bestimmt gut zurecht. Es wird für Lorrie keine Belastung sein.«
    »Darum geht es mir nicht. Jimmy, es ist einfach so … Lorrie wird keine weiteren Kinder mehr bekommen können. Wenn das schlimm für sie sein sollte, dann will ich nicht, dass sie es erfährt, bevor sie wieder auf den Beinen ist.«
    Wenn ich nur Lorrie, Annie, Lucy und Andy haben durfte, dann würde ich Gott jeden Morgen und jeden Abend dafür danken, dass ich so viel erhalten hatte.

    Ich wusste allerdings nicht genau, wie Lorrie die Nachricht aufnehmen würde. Sie war praktisch veranlagt, aber auch eine große Träumerin, sie war gleichermaßen realistisch und romantisch.
    »Ich musste einen Eierstock und einen Eileiter entfernen«, sagte der Arzt. »Der andere Eierstock ist unbeschädigt, aber die Verletzung des dazugehörigen Eileiters wird zwangsläufig zu Vernarbungen und einem völligen Verschluss führen.«
    »Kann man das nicht irgendwann wiederherstellen?«
    »Zweifelhaft. Außerdem hat sie jetzt nur noch eine Niere, da sollte sie sowieso nicht noch einmal schwanger werden.«
    »Ich sag’s ihr. Ich werde schon wissen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
    »Ich habe alles getan, was ich konnte, Jimmy.«
    »Ja, ich weiß. Und ich bin dankbarer, als ich es je mit Worten ausdrücken könnte. Auf jeden Fall werde ich Sie lebenslang kostenlos mit Gebäck versorgen!«
    Als Dr. Cornell gegangen war und der Tag sich hinzog, blieb ich auf der Hut und wartete auf den unsagbaren Schrecken, den mein Großvater vorausgesehen hatte, fragte mich jedoch, ob es sich womöglich um Lorries Unfruchtbarkeit handelte. Für mich war das traurig, ja, aber nicht schlimm; für sie jedoch war es vielleicht eine Tragödie.
    Wie sich herausstellte, würden wir erst in mehreren Monaten begreifen, wieso der

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