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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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der offenkundig auf das Aufspüren von Drogen abgerichtet war, lag zu den Füßen seines Herrchens, das Kinn anmutig auf eine Pfote gestützt. Er hob den Kopf, schnüffelte in unsere Richtung und gähnte.
    Offenbar provozierte unser Vorrat an Kopfschmerztabletten und Magensäurehemmern ihn nicht ausreichend, als dass er knurrend auf die Beine gesprungen wäre. Ich überlegte, wie er wohl auf Besucher reagierte, denen der Arzt Prozac verschrieben hatte.
    Am Ende des Flurs wurden wir von einer weiteren Kamera beäugt. Dann öffnete ein auf der anderen Seite postierter Wärter die Stahltür und ließ uns in einen Vorraum ein.
    Weil unser Besuch von Huey Foster arrangiert worden war und weil wir ein ungewöhnliches Anliegen hatten, wurden wir wie VIPs behandelt. Der stellvertretende Gefängnisdirektor persönlich führte uns, begleitet von einem bewaffneten Wärter, aus dem Vorraum zu einem Aufzug, zwei Stockwerke höher, eine Reihe von Fluren entlang und durch zwei weitere Türen. Letztere gingen auf, nachdem der Beamte die rechte Hand an ein Lesegerät gehalten hatte, das mit seinen Fingerabdrücken vertraut war.
    Vor dem Besprechungsraum wies man uns an, unsere Jacken abzulegen und sie an die Wandgarderobe zu hängen. Wir lasen eine kurze Liste mit dem Titel VERHALTENSREGELN, die neben der Tür hing.
    Zuerst betraten nur Lorrie und ich den Raum, der etwa viereinhalb
mal sechs Meter groß war. Graue Kunststofffliesen, graue Wände, eine niedrige, schallisolierte Decke mit Neonlampen.
    Das schwache Licht des düsteren Himmels schien kaum in der Lage zu sein, durch die mit Draht verstärkten Doppelglasfenster zu dringen.
    In der Mitte des Raums stand ein zweieinhalb Meter langer Konferenztisch, auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs ein einzelner Stuhl; auf unserer Seite warteten vier Stühle.
    Auf dem einsamen Stuhl saß Punchinello Beezo, der noch nicht wusste, dass er es in der Hand hatte, meine Familie vor einer Tragödie zu bewahren oder uns zu fast unerträglichem Leiden zu verdammen.

54
    An Punchinellos Tischseite waren zwei Stahlringe geschweißt, die zwecks Schalldämpfung mit Isolierband umwickelt waren. Jedes der Handgelenke war an einen dieser Ringe gekettet. Die Ketten gaben ihm genug Raum, um aufzustehen und sich an Ort und Stelle die Beine zu vertreten. Von seinem Platz wegbewegen konnte er sich damit nicht. Die Tischbeine waren an den Boden geschraubt.
    Normalerweise, hatten wir erfahren, trafen die Besucher mit den Häftlingen in einem Raum zusammen, in dem Platz für mehrere Paare war. Die Kommunikation fand mittels einer Reihe vergitterter Fenster in einer kugelsicheren Trennwand aus Glas statt. Besprechungsräume wie dieser wurden vor allem von Anwälten benutzt, die sich ungestört mit ihren Klienten unterhalten wollten.
    Wir hatten eine private Begegnung mit Punchinello beantragt, nicht weil wir etwas Vertrauliches mit ihm besprechen wollten, sondern weil wir glaubten, in einer intimeren Atmosphäre eine bessere Chance zu haben, ihn zur Erfüllung unserer Bitte zu überreden.
    Der Ausdruck Atmosphäre war eigentlich etwas weit hergeholt, um die öde, abschreckende Stimmung im Raum wiederzugeben. Er machte nicht den Eindruck eines Ortes, an dem man einen hartherzigen Burschen davon überzeugen konnte, etwas Gutherziges zu tun.
    Der Wärter, der uns begleitet hatte, blieb im Flur und schloss hinter sich die Tür, durch die wir hereingekommen waren. Punchinellos
Wärter verschwand durch einen anderen Ausgang, hinter dem er außer Hörweite stehen blieb, um die Szene durchs Fenster in der Tür zu beobachten.
    Dann waren wir allein mit dem Mann, der uns vor mehr als neun Jahren umgebracht hätte, wenn er die Chance dazu gehabt hätte, und der nicht zuletzt aufgrund unserer Zeugenaussagen zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war.
    Da er wahrscheinlich feindselig auf jede Bitte reagieren würde, die wir vorbrachten, hätte ich es toll gefunden, wenn die Gefängnisvorschriften es gestattet hätten, Kekse mitzubringen.
    Die neun Jahre hinter Gittern hatten bei Punchinello keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Sein Haarschnitt war zwar weniger elegant als in der Nacht, in der er die Gebäude rund um den Stadtplatz gesprengt hatte, aber er sah so blendend und jungenhaft aus wie eh und je.
    Sein Filmstarlächeln schien echt zu sein, und seine wunderschönen grünen Augen glänzten vor lebhaftem Interesse.
    Während wir uns an die andere Seite der breiten Tischplatte setzten, winkte er uns mit den

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