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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Hollywood.
    »Ab und zu hat der große Beezo Fotos von den zusammengewachsenen Stellen gemacht. Die hat er ohne Absender an dieses miese Schwein Virgilio Vivacemente geschickt, dieses alte syphilitische Wiesel.«
    »Wieso?«, fragte Lorrie.

    »Um Virgilio unter die Nase zu reiben, dass seine schöne, begabte Tochter keinen Trapezkünstler geboren hatte und dass die nächste Generation von Zirkusstars aus seiner Dynastie von seinen anderen, weniger talentierten Kindern kommen müsste. Wie hätte ich mit meinem Fuß wohl übers Hochseil gehen können? Wie hätte ich mich mit meiner Hand wohl mitten in der Luft von Trapez zu Trapez schwingen können?«
    »Und wann bist du dann operiert worden?«, fragte ich.
    »Als ich acht war, hatte ich eine üble Halsentzündung, weshalb der große Beezo mich ins Krankenhaus bringen musste. Dort hat ein Arzt mir gesagt, wenn die Knochen nicht verwachsen wären, könnten zusammengewachsene Finger und Zehen leicht getrennt werden. Danach habe ich mich geweigert, auch nur einen einzigen Clowntrick zu lernen, bis man mich operiert hatte.«
    »Aber du hattest kein Talent als Clown.«
    Punchinello nickte. »Nach der Operation habe ich mich ernsthaft bemüht, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen, aber ich war ein miserabler Clown. Sobald meine Zehen und Finger getrennt waren, wusste ich das einfach.«
    »Du warst der geborene Trapezkünstler«, sagte Lorrie.
    »Ja. Insgeheim habe ich etwas Unterricht genommen, aber da war es schon zu spät. Man muss ganz jung mit dem Training anfangen. Außerdem war ich in den Augen von Virgilio, diesem sprechenden Klärschlamm, mit Clownsblut befleckt. Er hätte an allen Fäden seines Netzes gezogen, um zu verhindern, dass ich auftrat.«
    »Und da hast du beschlossen, dein Leben in einer Raserei der Rache einfach wegzuwerfen«, zitierte ich ihn aus der Nacht, in der wir vor Jahren zum ersten Mal aufeinander getroffen waren.
    Er wiederholte, was er uns damals gesagt hatte: »Was soll die ganze Lebensmüh’, wenn ich nicht fliegen kann.«

    »Diese ganze verrückte Geschichte, die er dir über die Nacht deiner Geburt erzählt hat, die Sache mit der als Krankenschwester verkleideten Killerin und dem Arzt, der angeblich Geld von Virgilio bekommen hatte, um deine Mutter zu ermorden – das war alles eine groteske Lüge«, sagte ich.
    Trotz seiner Tränen lächelte Punchinello und schüttelte den Kopf. »Irgendwie habe ich mir das schon gedacht.«
    Bei diesem Eingeständnis wurde mir eiskalt. »Das hast du dir irgendwie schon gedacht? Und trotzdem bist du nach Snow Village gekommen, um einen Haufen Leute umzubringen und die halbe Stadt in die Luft zu sprengen?«
    Er zuckte die Achseln. »So hatte ich wenigstens etwas zu tun. Der Hass war etwas, woran ich mich festhalten konnte. Sonst hatte ich ja nichts.«
    Etwas zu tun. Wenn es einem am Freitagabend langweilig ist, dann legt man halt mal eben ein paar Bomben.
    Statt diesen Gedanken allerdings laut zu äußern, sagte ich: »Offenbar hast du eine Begabung für Fremdsprachen. Da hättest du doch Lehrer oder Übersetzer werden können.«
    »Mein ganzes Leben lang war ich nie in der Lage gewesen, den großen Beezo zufrieden zu stellen, und sonst gab es niemanden, der wollte, dass ich etwas für ihn leiste. Lehrer werden? Ich glaube, das hätte ihm nicht weiter imponiert. Aber grausame Rache für den Tod meiner Mutter zu nehmen, das hätte ihn sicher stolz auf mich gemacht.« Ein fast glückseliges Lächeln trat auf sein Gesicht. »Ich weiß, dafür hätte mein Vater mich geliebt.«
    »Tatsächlich?«, fragte ich mit einer Verachtung, die ich nicht ganz verbergen konnte. »Das weißt du? Er hat dir doch noch nicht mal eine einzige Weihnachtskarte geschickt!«
    Ein kleines bisschen Traurigkeit nagte an seinem Lächeln. »Zugegeben, ein guter Vater war er nie. Aber ich weiß, für das, was ich getan habe, hat er mich geliebt.«

    »Ganz bestimmt, Punch«, sagte Lorrie. »Ich glaube, du hast getan, was du tun musstest.« Mit diesen Worten erinnerte sie mich daran, dass wir hergekommen waren, um ihn auf unsere Seite zu ziehen, und nicht, um ihn vor den Kopf zu stoßen.
    Ich fand, dass Lorries Zustimmung ziemlich unehrlich klang, aber Punchinello schien anderer Meinung zu sein. Sein schwankendes Lächeln wurde wieder breiter. »Wenn damals in Snow Village nicht alles schief gelaufen wäre«, sagte er zu Lorrie, »dann hätten wir beide, du und ich, vielleicht eine gemeinsame Zukunft gehabt. Jetzt hast du bloß den

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