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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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da.«
    »Junge, Junge, das ist aber eine interessante Vorstellung, was?«, sagte Lorrie und erwiderte sein Lächeln.
    »Syndaktylie«, rief ich in Erinnerung.
    Punchinello blinzelte, und sein einfältiges Lächeln verwandelte sich in Verwirrung. »Du hast noch nicht gesagt, woher du das weißt.«
    »An den Händen hatte ich bei meiner Geburt zwar keine Probleme, aber an meinem rechten Fuß waren drei Zehen zusammengewachsen und an meinem linken zwei.«
    Eher entsetzt als erstaunt, sagte er: »Das muss ja wirklich ein hundsmiserables Krankenhaus gewesen sein!«
    Ich staunte, dass er abwechselnd so vernünftig und so eindeutig wahnsinnig sein konnte, dass er intelligent genug war, um Jura zu studieren und Deutsch zu lernen, und trotzdem etwas so Dämliches sagen konnte wie gerade eben.
    »Mit dem Krankenhaus hatte das doch nichts zu tun«, erklärte ich.
    »Ich hätte den Kasten ebenfalls in die Luft sprengen sollen.« Ich warf Lorrie einen fragenden Blick zu.
    Sie atmete tief durch und nickte. Auch ich holte tief Luft und sah Punchinello in die Augen. »Wir hatten beide zusammengewachsene Glieder, weil wir Brüder sind. Wir sind Zwillinge.«

    Er betrachtete mich verblüfft, dann wanderte sein Blick zu Lorrie. Es folgten ein müdes, schiefes Lächeln und ein ebenso amüsiertes wie argwöhnisches Blinzeln. »Versuch das lieber bei jemandem, der noch nie in den Spiegel geschaut hat!«
    »Wir sehen nicht gleich aus«, sagte ich, »weil wir zweieiige Zwillinge sind, keine eineiigen.«

56
    Mir wäre es lieber gewesen, nicht sein Zwillingsbruder zu sein, nicht nur, weil mich das zum Bruder eines wahnsinnigen Mörders machte, sondern auch, weil ich keine Lust hatte, ein Foto von Konrad Beezo ins Familienalbum zu kleben und VATER darunter zu schreiben. Und selbst wenn Natalie Vivacemente Beezo tatsächlich unglaublich schön und vollkommen gewesen war, so war sie in meinem Stammbaum nicht willkommen.
    Ich habe einen Vater und eine Mutter, Rudy und Maddy Tock. Sie – und nur sie – haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin; sie haben mir die Chance gegeben zu werden, was ich werden sollte. Ich war für die Backstube bestimmt, nicht fürs Zirkuszelt. Selbst wenn ihr Blut nicht in meinen Adern fließt, so doch ihre unverbrüchliche Liebe, denn die haben sie mir mein ganzes Leben lang gegeben.
    Andere Möglichkeiten – dass Natalie überlebt hätte oder dass ich nach ihrem Tod von Konrad aufgezogen worden wäre – waren zu unerträglich, um darüber nachzudenken.
    Außerdem fallen diese anderen theoretischen Lebensläufe unter die Kategorie des Unmöglichen. Das ist ganz logisch. Opa Josef, nicht mein echter Großvater, hat schließlich keine Vorhersagen über seinen biologischen Enkel gemacht, der in jener Nacht tot geboren wurde, sondern über mich, das Kind, das Rudy und Maddy irrtümlich für das ihre halten würden. Wieso hätte er Visionen von Ereignissen im Leben eines »Enkels« haben sollen, mit dem er eigentlich gar nicht verwandt war?

    Ich kann nur annehmen, dass irgendeine höhere Macht sich der merkwürdigen Schicksalsfügung, die sich ankündigte, bewusst war. Daraufhin hat sie sich meines Großvaters nicht nur und vielleicht nicht einmal in erster Linie bedient, um mich vor fünf schrecklichen Tagen in meinem Leben zu warnen, sondern vor allem auch, damit Rudy von ganzem Herzen glaubte, dass dieses Kind mit den zusammengewachsenen Zehen, das später keine Ähnlichkeit mit seinen Eltern haben würde, das Kind war, das Maddy neun Monate lang im Bauch gehabt hatte. Opa Josef hat seinem Sohn gesagt, ich würde um vierzehn Minuten vor elf Uhr geboren werden, einundfünfzig Zentimeter lang und dreitausendneunhundertzwanzig Gramm schwer sein. Als man mich Dad überreichte, eingewickelt in ein weiche, weiße Decke, kannte er mich schon und nahm mich als den Sohn in Empfang, der die Prophezeiungen seines eigenen Vaters erfüllt hatte.
    Irgendein Schutzengel wollte wohl nicht, dass ich im Waisenhaus landete oder von einer anderen Familie adoptiert wurde. Er wollte, dass ich den Platz von Jimmy Tock einnahm, der auf seinem Weg in die Welt gestorben war.
    Weshalb?
    Vielleicht dachte Gott, die Welt bräuchte noch einen guten Konditormeister.
    Vielleicht dachte er auch, Rudy und Maddy verdienten ein Kind, um es mit der Liebe, der Freundlichkeit und der Selbstlosigkeit aufzuziehen, die ich so überreich erfahren habe.
    Die einzige vollständige und wahre Antwort ist in so tiefen Geheimnissen verborgen, dass ich nie

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