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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Kassettendecke aus Mahagoni ausgestattet. Aus demselben Holz sind auch der Boden und die halbhohe Wandtäfelung. Mit Seidenmoiré bespannte Wände und ein Perserteppich bilden einen weichen Kontrast zu dem ganzen Holz.
    An der Decke hängt zwar ein mundgeblasener Kronleuchter mit Kristallornamenten und Glühbirnen, aber das Abendessen wird trotzdem stets bei Kerzenlicht serviert.
    An diesem besonderen Abend im September 1994 waren die Kerzen zahlreich, kurz und dick. Sie standen in kleinen, gewölbten Schalen aus geschliffenem Kristall, die teils farblos und teils rubinrot waren. Von ihrer Oberfläche gebrochen, fiel das Licht in weichen, prismatischen Mustern auf das Leinentischtuch, die Wände und unsere Gesichter. Nicht nur auf dem Tisch standen Kerzen, sondern auch auf den Sideboards.
    Hätte man durchs Fenster zu uns hereingeschaut, so hätte man vielleicht gedacht, wir säßen nicht beim Dinner, sondern bei einer Séance, bei der die Mahlzeit uns nur die Zeit vertreiben sollte, bis endlich die gerufenen Geister auftauchten.
    Obwohl meine Eltern meine Lieblingsgerichte zubereitet hatten,
versuchte ich, mich nicht so zu fühlen wie ein Verurteilter beim Henkersmahl.
    Fünf anständig zubereitete Gänge können nicht in demselben Tempo verzehrt werden wie ein Happy Meal von McDonald’s, vor allem nicht in Begleitung eines sorgfältig ausgesuchten Weins. Wir waren auf einen langen gemeinsamen Abend vorbereitet.
    Dad ist Chefkonditor im Snow Village Resort, der weltberühmten Ferienanlage am Rand unserer Stadt. Er hat diesen Posten von seinem Vater Josef geerbt. Weil alle Backwaren täglich frisch sein müssen, geht er um ein Uhr morgens zur Arbeit, und das mindestens fünf oder oft sogar sechs Tage pro Woche. Wenn um acht alles für den ganzen Tag gebacken ist, kommt er nach Hause, um mit Mom zu frühstücken und dann bis drei Uhr nachmittags zu schlafen.
    In jenem September hatte ich dieselben Arbeitszeiten, weil ich seit zwei Jahren in der Bäckerei der Anlage meine Lehre machte. In unserer Familie glaubt man an Vetternwirtschaft.
    Dad meint, es sei keine richtige Vetternwirtschaft, wenn man echtes Talent besitzt. Und wenn ich einen guten Backofen zur Verfügung habe, nehme ich jede Herausforderung an.
    Merkwürdigerweise benehme ich mich in der Küche oder der Backstube nie tollpatschig. Wenn ich backe, bin ich wie Gene Kelly, wie Fred Astaire, wie die Anmut in Person.
    Dad sollte an jenem Abend nach dem Essen direkt zur Arbeit gehen, ich hingegen nicht. Zur Vorbereitung auf den ersten der fünf Tage aus Opa Josefs Prophezeiungen hatte ich eine Woche Urlaub genommen.
    Als Vorspeise gab es Su Börek, ein armenisches Gericht. Zahlreiche papierdünne Schichten Salzteig werden mit ebenso dünnen Zwischenlagen aus Butter und Käse aufeinandergeschichtet und gebacken, sodass sich oben eine goldbraune Kruste bildet.

    Damals wohnte ich noch zu Hause. »Du solltest von Mitternacht bis Mitternacht daheim bleiben«, meinte Dad. »Verkriech dich. Mach ab und zu ein Nickerchen, lies ein Buch, schau ein wenig fern.«
    »Dann«, malte Oma Rowena sich aus, »fällt er die Treppe runter und bricht sich den Hals.«
    »Benutz die Treppe einfach nicht«, riet Mom. »Bleib in deinem Zimmer, Schatz. Ich kann dir das Essen ja bringen.«
    »Dann wird das Haus abbrennen«, sagte Oma.
    »Also hör mal, Weena, das Haus brennt ganz bestimmt nicht ab«, widersprach Dad. »Die elektrischen Leitungen sind völlig in Ordnung, der Heizungsbrenner ist nagelneu, die Schornsteine der beiden offenen Kamine sind erst kürzlich gereinigt worden, auf dem Dach ist ein Blitzableiter, und unser Jimmy zündelt schon lange nicht mehr mit Streichhölzern.«
    1994 war Oma Rowena siebenundsiebzig. Seit vierundzwanzig Jahren verwitwet, hatte sie den Gram über den Tod ihres Mannes Sam zwar überwunden und war eine glückliche Frau, aber sie war eigensinnig. Man hatte sie gebeten, den Advocatus Diaboli zu spielen, und diese Rolle verkörperte sie rigoros.
    »Wenn es keinen Brand gibt, dann eine Gasexplosion«, erklärte sie.
    »Du lieber Himmel, ich will doch nicht dafür verantwortlich sein, dass das Haus zusammenfällt«, sagte ich.
    »Weena«, wandte Dad ein, »in der gesamten Geschichte unserer Stadt hat es nicht eine einzige Gasexplosion gegeben, bei der ein Haus zerstört wurde.«
    »Dann stürzt ein Verkehrsflugzeug darauf.«
    »Aha«, sagte mein Vater. »Das passiert hier ja auch jede Woche.«
    »Alles passiert irgendwann zum ersten Mal«, machte Oma

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