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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dass mein Herz sich anfühlte, als steckte es in einem Schraubstock. Ich konnte nur noch flach und hechelnd atmen.
    Wenn es in meinem Leben fünf schreckliche Tage geben sollte, dann würde ich heute nicht sterben. Auf ihre unnachahmliche Weise hatte meine Großmutter allerdings darauf hingewiesen, dass es nicht nur darum ging, vom Tod verschont zu werden. Schließlich schloss das noch lange nicht aus, Arme oder Beine zu verlieren, sonst wie verstümmelt oder gelähmt zu werden oder einen Gehirnschaden zu erleiden.
    Auch den Tod von jemand anderem konnte ich nicht ausschließen, von einem Menschen, der mir nahe stand: mein Vater, meine Mutter, meine Großmutter …
    Wenn dies ein schrecklicher Tag war, weil einer von diesen Menschen einen qualvollen, gewaltsamen Tod erlitt, dann würde mich das bis ans Ende meines Lebens verfolgen, und dann wünschte ich mir vielleicht sogar, an seiner Stelle gestorben zu sein.
    Froh darüber, die Nachttischlampe angelassen zu haben, setzte ich mich auf die Bettkante. Meine Hände waren glitschig vor Schweiß und zitterten so stark, dass ich womöglich nicht in der Lage gewesen wäre, den Schalter zu finden oder ihn zu betätigen.
    Eine vertraute, liebevolle Familie ist ein Segen. Aber je mehr Menschen wir lieben und je tiefer wir sie lieben, desto anfälliger sind wir für das Gefühl von Verlust, Gram und Einsamkeit.
    Mit Schlafen war ich fertig.
    Der Wecker teilte mir mit, dass es exakt halb zwei Uhr nachmittags war.

    Nicht einmal mehr der halbe Tag war noch übrig; nur zehneinhalb Stunden blieben bis Mitternacht.
    In dieser Zeit konnte jedoch ein Leben ausgelöscht werden, eine Welt konnte zusammenstürzen und mit ihr alle Hoffnung.

6
    Millionen von Jahren, bevor es Fernsehsender gab, um über solche Veränderungen zu berichten, haben gewaltige Kräfte im Innern des Erdballs unsere Gegend zu eng aufeinanderfolgenden Hügelketten aufgefaltet, die aussehen wie eine Meereslandschaft im Monsun. Ein Reisender bewegt sich hier daher fast immer aufwärts oder abwärts und nur selten in der Horizontalen.
    Immergrüne Nadelbäume – Kiefern, Tannen und Fichten – ankern auf den Wellen aus Erde und Fels. Sie haben an jeder Küste von Snow Village festgemacht, aber auch mitten in der Stadt einen sicheren Hafen gefunden.
    Vierzehntausend Menschen wohnen ständig hier. Ihren Lebensunterhalt verdienen die meisten direkt oder indirekt mit der Natur, ganz ähnlich wie die Fischer, die in niedriger gelegenen, milderen Regionen am echten Meer leben.
    Das Snow Village Resort mit seinen weltberühmten Skipisten sowie weitere Hotels und Wintersportanlagen locken so viele Urlaubsgäste an, dass die Bevölkerung der Stadt von Mitte Oktober bis Ende März um sechzig Prozent anschwillt. In den übrigen Monaten kommen fast genauso viele Touristen zum Campen, Wandern, Bootfahren und Wildwasser-Rafting.
    Das Herbstwetter kommt früh in die Rocky Mountains, aber jener Septembernachmittag war nicht erfrischend kühl wie sonst. Angenehm warme Luft, so ruhig wie das stark komprimierte Wasser am Grund eines Ozeans, verschmolz mit dem goldenen Sonnenlicht und verlieh Snow Village den Anblick einer in Bernstein erstarrten Stadt.

    Weil mein Elternhaus am Stadtrand liegt, ging ich nicht zu Fuß ins Zentrum, wo ich ein paar Besorgungen zu machen hatte, sondern nahm den Wagen.
    In jener Zeit besaß ich einen sieben Jahre alten Dodge Daytona Shelby Z. Abgesehen von meiner Mutter und meiner Großmutter hatte ich noch keine Frau getroffen, der ich so viel Liebe entgegenbringen konnte, wie ich das sportliche kleine Coupé liebte.
    Ich verfüge über keinerlei mechanische Fertigkeiten, und es fehlt mir an Talent, um welche erwerben zu können. Das Innenleben eines Motors finde ich ebenso mysteriös wie die anhaltende Beliebtheit von Gerichten wie Thunfischauflauf.
    Den flotten kleinen Dodge liebte ich ausschließlich wegen seiner Form: wegen der schlanken Linien, dem schwarzen Lack, der vollmondgelben Rallyestreifen. Der Wagen war ein vom Himmel herabgefahrenes Nachtstück mit Spuren lunarer Seitenhiebe auf den Flanken.
    Im Allgemeinen neige ich nicht dazu, unbelebte Gegenstände zu romantisieren, zumindest nicht, sofern man sie nicht essen kann. Der Dodge stellte eine seltene Ausnahme dar.
    Als ich im Stadtzentrum ankam und damit vorläufig einem Frontalzusammenstoß mit einem rasenden Leichenwagen entkommen war, verbrachte ich mehrere Minuten mit der Suche nach dem perfekten Parkplatz.
    In der Alpine Avenue, unserer

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