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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zukünftigen Star. Schließlich machten viele Leute aus der Unterhaltungsindustrie Urlaub in Snow Village.
    Selbst wenn mein Gegenüber berühmt gewesen wäre, hätte ich es nicht erkannt. Ich interessierte mich nicht besonders für Filme, weil ich zu sehr mit Backen, meiner Familie und dem Leben an sich beschäftigt war.

    Der einzige Film, den ich in jenem Jahr gesehen hatte, war Forrest Gump . Wahrscheinlich machte ich nun den Eindruck, denselben Intelligenzquotienten zu haben wie der Titelheld.
    Röte stieg mir ins Gesicht, und ich sagte ziemlich verlegen: »Ein UFO? Möglich. Wahrscheinlich nicht. Keine Ahnung. Jetzt ist es weg.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte der junge Mann erneut.
    »Ja, klar, mir geht’s gut, da war bloß so ein Ding am Himmel, und jetzt ist es weg«, sagte ich, peinlich berührt von meinem Geplapper.
    Der amüsiert forschende Blick meines Gegenübers löste meine Lähmung. Ich wünschte dem jungen Mann einen schönen Tag, ging davon, stolperte über eine Erhöhung im Gehsteig und wäre fast hingefallen.
    Als ich das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, drehte ich mich nicht um. Ich wusste, dass der junge Mann mich beobachtete, sein gewinnendes Lächeln auf dem Gesicht.
    Mir war völlig unverständlich, wieso ich mich derart in eine irrationale Angst hineingesteigert hatte. Von einem Heckenschützen aufs Korn genommen zu werden, war schließlich nicht wahrscheinlicher als, sagen wir mal, eine Entführung durch Außerirdische.
    Grimmig entschlossen, mich in die Gewalt zu bekommen, marschierte ich schnurstracks zur Bank.
    Was geschehen würde, das würde geschehen. Wenn eine skrupellose Bande von Bankräubern mich mit einem Schuss ins Rückgrat zum Krüppel machte, dann war das womöglich besser, als bei einem Bibliotheksbrand fürchterlich entstellt zu werden oder den Rest meines Lebens in einer künstlichen Lunge zu verbringen, weil ich giftige Dämpfe eingeatmet hatte, die bei einem katastrophalen Unfall in der chemischen Reinigung entstanden waren.

    Die Bank machte in wenigen Minuten zu, deshalb waren nur wenige Kunden im Raum, die mir allesamt verdächtig vorkamen. Ich versuchte, keinem von ihnen den Rücken zuzuwenden.
    Nicht einmal der etwa achtzigjährigen alten Dame, die unwillkürlich ständig mit dem Kopf nickte, traute ich. Manche professionellen Diebe waren Meister der Verkleidung; womöglich entpuppten sich die Zuckungen als brillante Schauspielerei. Die Warze am Kinn sah allerdings ziemlich echt aus.
    Im neunzehnten Jahrhundert, aus dem die Bank stammte, hatte man von solchen Gebäuden noch erwartet, Eindruck zu machen. Boden und Wände der Halle waren mit Granit ausgekleidet, dazu kamen gerillte Säulen und eine Menge Bronzeornamente.
    Als ein durch den Raum gehender Bankangestellter ein Kassenbuch fallen ließ, klang der von den Wänden widerhallende Knall wie ein Pistolenschuss. Ich zuckte zusammen, machte mir jedoch immerhin nicht in die Hosen.
    Nachdem ich einen Lohnscheck eingereicht und ein wenig Geld abgehoben hatte, verließ ich die Bank ohne jeden Zwischenfall. Die Drehtür fühlte sich beengend an, doch sie beförderte mich sicher in den warmen Nachmittag.
    In der Reinigung musste ich mehrere Kleidungsstücke abholen, deshalb verschob ich das auf später und machte mich auf den Weg zur Bücherei.
    Die nach Cornelius Rutherford Snow benannte Stadtbücherei ist wesentlich größer, als man es in einem so kleinen Ort wie unserem erwarten würde. Sie ist in einem hübschen Kalksteinbau untergebracht. Den Haupteingang flankieren steinerne Löwen auf Podesten in Buchform.
    Die Löwen haben das Maul nicht zu einem starren Gebrüll geöffnet. Sie heben auch nicht wachsam den Kopf. Merkwürdigerweise sind beide schlafend dargestellt, als hätten sie gerade
die Autobiographie eines Politikers gelesen und wären dabei vor Langeweile eingeschlummert.
    Cornelius Snow, mit dessen Geld die Bücherei erbaut wurde, hatte zwar kein großes Interesse an Büchern, war jedoch der Meinung, er hätte eines haben sollen. So, wie er dachte, war das Stiften einer Bücherei ebenso bildend und erbauend wie die Lektüre hunderter dicker Wälzer. Als der Bau vollendet war, hielt er sich fortan für einen belesenen Menschen.
    Inzwischen dürfte klar sein, dass unsere Stadt nicht nach der Form benannt ist, in welcher der größte Teil ihres jährlichen Niederschlags fällt. Ihr Name ehrt vielmehr den Eisenbahn- und Bergbau-Magnaten, mit dessen Vorsteuereinkommen sie gegründet wurde: Cornelius

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