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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hob die Stimme und berichtete uns mit jungenhafter Begeisterung: »Wir haben ein Mitglied des Denkmalschutzvereins gefoltert, leider ohne irgendwelche Schlüssel zu bekommen. Bestimmt hätte er sie uns überlassen, wenn er gewusst hätte, wo sie sind, aber so war es unser Pech – und seines –, dass wir die falsche Person zum Foltern ausgesucht hatten. Deshalb mussten wir auf diese Methode da zurückgreifen. «

    Lorries gefesselte Hand suchte nach meiner gefesselten Hand und hielt sie fest.
    Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Zum Beispiel bei einem öffentlichen Picknick oder meinetwegen auch bei einem Tanztee.
    Der Bohrer zog sich aus dem Schloss zurück und verstummte. Der ruinierte Schließmechanismus klapperte, klirrte, ächzte und gab schließlich nach, worauf die Tür in unsere Richtung aufschwang.
    Dahinter sah ich undeutlich den Beginn eines schwach erleuchteten Tunnels.
    Ein mürrisch wirkender Mann trat durch die Tür, ging durch die Nische und kam an dem zur Seite gedrehten Regal vorbei zu uns in den Büchereikeller. Ihm folgte ein ähnlicher Kauz, der einen Handkarren hinter sich herzog.
    Der erste Neuankömmling war etwa fünfzig und völlig kahl. Er hatte schwarze Augenbrauen, die so zottig waren, dass man daraus einen Kinderpullover hätte stricken können, und er trug eine Khakihose, ein grünes Polohemd und ein Schulterhalfter mit Pistole.
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet«, sagte der Irre. »Ihr kommt gerade rechtzeitig, Zinker.«
    Ich hatte keine Ahnung, ob das der Nachname des Burschen war oder ein Spitzname, der von der Größe seiner Nase herrührte. Sein Riechorgan war tatsächlich enorm. Irgendwann einmal musste es gerade und normal ausgesehen haben, aber im Lauf der Zeit hatte es sich in eine schwammige Knolle verwandelt, deren rötliche Haut von einem feinen Netz geplatzter Kapillaren durchzogen war. Kein Zweifel: die Nase eines starken Trinkers.
    Momentan sah Zinker nüchtern aus, aber dafür grüblerisch und argwöhnisch.

    Mit einem finsteren Blick auf mich und Lorrie erkundigte er sich barsch: »Wer sind die Schlampe und der Fettwanst da?«
    »Geiseln«, erklärte der Irre.
    »Wofür, zum Teufel, brauchen wir denn Geiseln?«
    »Falls etwas schief läuft.«
    »Meinst du etwa, es läuft was schief?«
    »Nein«, sagte der Irre, »aber sie amüsieren mich.«
    Der zweite Neuankömmling ließ seinen Handkarren stehen, um an der Debatte teilzunehmen. Mit seinem dekadenten Chorknabengesicht und seinem wirr vom Kopf abstehenden Haar ähnelte er ein wenig dem Sänger Art Garfunkel.
    Er trug ein T-Shirt und darüber eine Windjacke. Der Reißverschluss war hochgezogen, doch eine Ausbeulung verriet, dass auch er ein Halfter mit Pistole trug.
    »Egal, ob was schief läuft oder nicht«, sagte er, »wir müssen die beiden umlegen.«
    »Natürlich«, stimmte der Irre zu.
    »Allerdings wäre es ’ne Schande, die Schlampe zu erledigen, ohne sie vorher ranzunehmen«, meinte der Chorknabe.
    Das Schicksal, das Lorrie drohte, brachte mich mehr aus der Fassung als der beiläufig erörterte Plan, uns zu ermorden.
    Lorries Hand schloss sich so fest um meine, dass meine Knöchel schmerzten.
    »Schlag dir das aus dem Kopf, Knitter«, sagte der Irre. »Das kommt nicht in die Tüte.«
    Egal, ob es sich um den Familien- oder den Spitznamen des Burschen handelte, von jemandem namens Knitter erwartete man entweder eine Menge Runzeln oder zumindest Lachfältchen um die Augen. Das Gesicht des Angesprochenen war jedoch so glatt wie ein hart gekochtes Ei, und er sah so spaßig aus wie eine gegen sämtliche Antibiotika resistente Streptokokkeninfektion.

    »Wieso soll ich die Finger von ihr lassen?«, wollte Knitter wissen. »Hast du sie etwa gepachtet?«
    »Niemand hat sie gepachtet«, erwiderte unser Gastgeber leicht verärgert. »Wir haben uns nicht so viel Mühe gemacht, um irgendeine Schnalle flachzulegen. Wenn wir uns nicht auf unsere Hauptaufgabe konzentrieren, geht die ganze Sache in die Hose.«
    Ich hatte das Gefühl, mich dahingehend äußern zu sollen, dass sie es mit mir aufnehmen mussten, um Lorrie etwas anzutun. Bewaffnet und wahnsinnig, wie sie waren, konnten sie mich allerdings so problemlos durch den Fleischwolf drehen wie eine Pastetenfüllung.
    Die Aussicht zu sterben quälte mich nicht annähernd so sehr wie die Erkenntnis, dass ich keinerlei Möglichkeit hatte, Lorrie zu beschützen.
    Ich war zwar noch kein Konditormeister, aber im Geiste war ich schon immer ein

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