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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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eigentlich gar keinen Hintereingang mehr. Außerdem hat die Stiftung, von der Snows Villa verwaltet wird, sich verpflichtet, über die Existenz der Tunnels Stillschweigen zu bewahren, um die Bank nicht zu gefährden. Einige Mitglieder des Denkmalschutzvereins haben sie zwar besichtigen dürfen, aber erst, nachdem sie eine Erklärung unterschrieben hatten, bei Strafe nichts zu verraten.«
    Im Keller der Bücherei hatte er erzählt, sie hätten ein Mitglied des Denkmalschutzvereins gefoltert, das inzwischen zweifellos ebenso tot war wie der Bibliothekar. Egal, wie perfekt ein Anwalt auch eine Geheimhaltungsvereinbarung aufsetzt, es gibt immer Mittel und Wege, sie auszuhebeln.
    Ich will zwar nicht behaupten, diese Enthüllungen hätten mich fassungslos gemacht, aber verblüfft war ich durchaus, auch wenn der Unterschied gering sein mag. Obwohl ich in Snow Village geboren und aufgewachsen war, und obwohl ich meine malerische Heimatstadt liebte und mit ihrer Geschichte vertraut war, hatte ich nicht einmal gerüchteweise gehört, es gebe Geheimgänge unter dem Stadtpark.
    Als ich dem Irren mein Erstaunen kundtat, kristallisierte das warme Zwinkern in seinen Augen zu einem kalten Glitzern, das ich von den Blicken der Krustenechse Killer und der Milchschlange Earl her kannte.
    »Man kann eine Stadt nicht wirklich kennen, wenn man sie liebt«, sagte er. »Liebt man sie, so lässt man sich von der Oberfläche täuschen. Um eine Stadt wirklich zu kennen, muss man
sie hassen, ja verachten, mit einer glühenden, unstillbaren Leidenschaft. Man muss von dem brennenden Wunsch verzehrt werden, all ihre niederträchtigen, schändlichen Geheimnisse zu erfahren und gegen sie zu verwenden, man muss ihre verborgenen Krebsgeschwüre aufspüren und nähren, bis sie sich in apokalyptische Tumore und Metastasen verwandelt haben. Man muss für den Tag leben, an dem sie mit Stumpf und Stiel vom Angesicht der Erde getilgt wird!«
    Ich vermutete, dass ihm in unserem kleinen Touristenmekka irgendwann einmal etwas Schlimmes zugestoßen war. Etwas Traumatischeres als die Erfahrung, ein schlechteres Hotelzimmer zu bekommen, obwohl man eine Suite gebucht hatte, oder nicht in der Lage zu sein, an einem hektischen Winterwochenende an einen Skipass zu kommen.
    »Aber im Grunde«, sagte Lorrie, was mir gleich ein wenig riskant vorkam, »geht es bei dieser ganzen Unternehmung doch nicht um Hass oder Gerechtigkeit. Du hast ja selbst vorher gesagt, es geht um Bankraub, also bloß um Geld.«
    Das Gesicht des Irren wurde so purpurrot, dass es vom Haaransatz bis zum Kinn und von einem Ohr zum anderen aussah wie ein einziger Bluterguss. Sein Lächeln erstarb.
    »Geld ist mir scheißegal«, sagte er so verkniffen, dass er die Worte auszustoßen schien, ohne die zusammengepressten Lippen zu öffnen.
    »Ihr brecht doch nicht in einen Gemüsemarkt ein, um einen Schwung Möhren und Zuckerschoten zu klauen«, sagte Lorrie. »Ihr räumt eine Bank aus.«
    »Ich zerstöre die Bank, um der Stadt das Genick zu brechen.«
    »Geld, Geld, Geld«, sagte Lorrie beharrlich.
    »Es geht um Vergeltung . Um wohlverdiente, lange überfällige Vergeltung. Aus meiner Sicht kommt das der Gerechtigkeit nahe genug.«

    »Aus meiner Sicht nicht«, mischte sich Knitter ein. Er ließ den Sprengstoff liegen, um sich offensiver an der Unterhaltung zu beteiligen. »Es geht durchaus um Geld, weil Reichtum nicht nur Reichtum ist, sondern auch Wurzel, Stängel und Blüte der Macht, und Macht befreit die Mächtigen, während sie die Machtlosen unterdrückt. Um das zu zermalmen, was sie zermalmt, müssen die Unterdrückten daher die Unterdrücker unterdrücken.«
    Ich gab mir keine Mühe, diesen Satz durch meine Gehirnwindungen zu filtern. Wenn ich versuchte, ihn zu entwirren, kam es womöglich zu einem mentalen Kurzschluss. Das war Karl Marx, durch die Brille von Abbott und Costello betrachtet.
    Als Knitter an unserem Gesichtsausdruck merkte, dass er sich zu blumig ausgedrückt hatte, um verstanden zu werden, legte er seine Philosophie noch einmal prägnanter dar: »Das Geld dieses stinkenden Dreckschweins gehört teilweise mir und einer Menge anderer Leute, die er ausgebeutet hat, um es anzuhäufen.«
    »Du lieber Himmel, jetzt wird’s mir aber wirklich zu bunt«, sagte Lorrie. »Cornelius Snow hat Sie doch nie ausgebeutet. Er ist schon lange vor Ihrer Geburt gestorben!«
    Einmal in Fahrt geraten, beleidigte sie jedermann, der die Mittel und die Motivation hatte, uns umzubringen.
    Ich schüttelte

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