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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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versehen.
    Wahrscheinlich war der vierte wichtige Bau am Stadtplatz – das Gerichtsgebäude – ebenfalls zur Sprengung vorgesehen. Unser ruhiges, kleines Snow Village würde groß in den Nachrichten kommen.

    Bäcker sind ein neugieriger Haufen, besonders wenn irgendetwas in einem Rezept nicht zu stimmen scheint. Deshalb fragte ich Punchinello: »Wieso benutzt ihr hier Taschenlampen, aber in den Tunnels Kerzen?«
    »Da hinten sehen Kerzen so authentisch aus«, erklärte er. »Ich liebe das Authentische, wo immer man es finden kann. In dieser zunehmend von Plastik und Polyester geprägten Welt ist das leider immer seltener der Fall.«
    »Verstehe ich nicht.«
    Er betrachtete mich mitleidig. »Das verstehst du nicht, weil du kein Künstler bist.«
    Mir wurde dadurch zwar nichts klarer, aber inzwischen gingen wir bereits auf einen geräumigen, offensichtlich aus dem neunzehnten Jahrhundert stammenden Speisenaufzug zu, der statt einer Tür ein Faltgitter aus Messing hatte und mit Hilfe von Seilzügen und Gegengewichten bewegt wurde. Er war groß und leistungsfähig genug, um den Handkarren mit den ganzen Geldkartons aufzunehmen.
    Vier Treppen höher erreichten wir das Erdgeschoss mit der Küche, deren Fenster zum Garten hinausgingen. Das Licht der Taschenlampen funkelte auf weißen Fliesen, poliertem Kupfer und den hohen, geschliffenen Glastüren der Schränke.
    In eine der Arbeitsflächen war eine große, polierte Granitplatte eingelassen, die ausgezeichnet dafür geeignet gewesen wäre, um Teig für Kuchen und Törtchen auszurollen. Selbst wenn der alte Cornelius tatsächlich das habgierige, ausbeuterische, Blut saugende, hartherzige, geifernde, kleine Kinder fressende Untier gewesen war, als das Knitter ihn beschrieben hatte, konnte er doch nicht ganz und gar böse gewesen sein, wenn er eine besondere Vorliebe für Gebäck gehabt hatte.
    »Schaut euch bloß diesen tollen, alten Eisenherd an«, sagte Zinker.

    Knitter meinte: »Was aus dem Ding gekommen ist, hat echt geschmeckt.«
    »Weil es authentisch war«, erklärte Punchinello.
    Zinker legte seine Taschenlampe auf eine Arbeitsplatte und stellte sich an die Kurbel des Speisenaufzugs, um den Ertrag des Bankraubs in die Küche zu hieven.
    Auch Knitter legte seine Lampe weg, öffnete das Messinggitter und zog den inzwischen angekommenen Karren in die Küche.
    Punchinello schoss Zinker in die Brust und Knitter in den Rücken. Dann jagte er beiden zwei weitere Kugeln in den Leib, während sie schreiend auf dem Boden zappelten.

19
    So unerwartet und grausam waren diese Morde, dass Lorrie vor Entsetzen stumm blieb, aber ich glaube, ich habe aufgeschrien. Sicher bin ich mir nicht, denn die Schreie der Opfer waren zwar kurz, aber grauenhafter und lauter als das halb erstickte Kreischen, das mir eventuell entfuhr.
    Dafür weiß ich, dass ich mich fast übergeben hätte. Übelkeit durchwogte mich, bis mir plötzlich bitterer Speichel in den Mund schoss und ihn gegen die aus dem Magen aufsteigende Säure schützte.
    Ich biss die Zähne zusammen, atmete tief und rasch ein und aus, schluckte schwer und erstickte die Übelkeit, indem ich meinem Zorn freien Lauf ließ.
    Diese Todesschüsse erbitterten mich mehr als die Ermordung von Lionel Davis, unserem Bibliothekar. Sie machten mir auch noch mehr Angst. Wieso das so war, wusste ich nicht genau.
    Auf jeden Fall hatte ich mich in größerer Nähe zu den Opfern befunden als zu Lionel, der sofort nach dem Schuss hinter seinem Tisch zusammengebrochen und aus meinem Blickfeld verschwunden war. Ja, vielleicht war es das: eine Nähe, die mir den wahren Geruch des Todes aufdrängte, nicht nur den feinen Duft von Blut, sondern auch den Gestank, der aufstieg, weil sich der Darm des einen Opfers bei den letzten Todeszuckungen entleert hatte.
    Vielleicht war ich auch so betroffen, weil der Mörder und seine beiden Komplizen sich noch kurz vor den Schüssen mit offenkundig gegenseitiger Zuneigung unterhalten hatten.

    Die Opfer waren miese Charaktere, keine Frage, aber das galt auch für Punchinello. Egal, welch eine elende, verlorene Seele man auch sein mochte, man verdiente zumindest die Loyalität von Leuten seinesgleichen.
    Wölfe töten keine Wölfe. Vipern greifen keine Vipern an.
    Nur in den verschiedenen Gruppierungen der menschlichen Gesellschaft muss sich der Bruder vor dem Bruder hüten.
    Diese Lektion war mir so anschaulich mit sechs Kugeln erteilt worden, dass mir die kalte Wahrheit wie ein Hammerschlag vorkam. Als der Schock

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