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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Bank.«
    Obwohl ich hoffte, ihr unerschütterlicher Optimismus werde Recht behalten, sagte ich: »Das haben diese Typen bestimmt eingeplant. Offenbar haben sie wirklich an alles gedacht.«
    Lorrie schwieg. Ich ebenfalls.
    Wahrscheinlich, dachte ich, geht uns dasselbe im Kopf herum: Wird Punchinello sein Versprechen halten, uns laufen zu lassen?
    Das Problem dabei waren seine Komplizen. Zwar sah keiner der beiden besonders vernunftbegabt aus, aber sie waren bei weitem nicht so wahnsinnig wie der Sohn des großen Konrad Beezo. Anders gesagt, sie standen eher mit beiden Beinen auf dem Boden als er. Zinkers Motiv war blanke Habgier, das von Knitter Gier und Neid. Was den Sohn von Rudy Tock anging, war von ihrer Seite keinerlei Sentimentalität zu erwarten.
    Das Schweigen war gar keine gute Idee. Darin gediehen Ängste.
    Ich fühlte mich besser, wenn ich Lorrie reden hörte, deshalb versuchte ich, sie wieder dazu zu bringen. »Es wundert mich, dass ihr, ich meine deine Mutter und du, nicht mit deinem Vater herumgereist seid. Wenn ich mit jemandem verheiratet wäre, der dauernd von zu Hause weg ist, um Stürme zu jagen, würde ich gerne bei ihm sein. Bei ihr, meine ich.«

    »Mom hat ihren eigenen Beruf, in dem sie sehr erfolgreich ist. Sie liebt ihn, und wenn sie aus L. A. wegziehen würde, müsste sie ihn aufgeben.«
    »In welcher Branche ist sie denn tätig?«, fragte ich.
    »Sie richtet Schlangen ab.«
    Das klang viel versprechend.
    »Eine Mutter zu haben, die Schlangen abrichtet, ist nicht so lustig, wie man meinen möchte«, sagte Lorrie.
    »Tatsächlich? Ich hätte gedacht, es wäre toll.«
    »Manchmal schon. Aber sie hat immer zu Hause gearbeitet. Schlangen – die sind nicht so leicht abzurichten wie kleine Hunde.«
    »Kann man eine Schlange denn stubenrein machen?«
    »Bei Schlangen geht es nicht darum, dass man ihnen beibringt, aufs Töpfchen zu gehen. Es geht um Kunststücke. Hunde lernen unheimlich gern irgendwelche Sachen, aber Schlangen wird es rasch langweilig. Wenn sie gelangweilt sind, versuchen sie sich wegzuschlängeln, und manchmal sind sie ganz schön schnell.«
    Punchinello und Knitter schlüpften aus dem Tresorraum auf den Treppenabsatz, wo Zinker auf sie wartete. Sie trugen Schachteln, die sie abstellten, um die Deckel abzunehmen.
    Zinker stieß einen Freudenschrei aus, als er den Inhalt sah. Die drei Spießgesellen lachten und hoben die Hände zum Abklatschen.
    Ich hatte den Eindruck, dass die Schachteln etwas Aufregenderes enthielten als Schlangen oder Zuckergebäck.

18
    Sie holten sechzehn Schachteln aus dem Tresor, trugen sie die Treppe hinunter und luden sie auf den Handkarren, auf dem sich vorher der Sprengstoff befunden hatte. Es waren Pappschachteln mit abnehmbarem Deckel, die mich an Umzugskisten erinnerten.
    »Über drei Millionen in bar«, sagte Punchinello, als er Lorrie und mich zum Aufstehen nötigte und uns zur Beute führte.
    Ich erinnerte mich an etwas, das er früher gesagt hatte: Dem Anschein nach handelt es sich schließlich nicht um eine größere Bank, die eines Einbruchs wert wäre.
    »So viel Geld wäre selbst in den meisten Großstadtbanken nicht bei der Hand«, sagte Punchinello. »Aber diese Bank dient als Sammelstelle des Finanzministeriums für abgenutzte Geldscheine, die aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Alle Banken sortieren solche Scheine aus, und hier werden sie jede Woche von den Filialen in der ganzen Gegend hergeschickt, um durch frisch gedrucktes Geld ersetzt zu werden.«
    »Zwei Drittel der Scheine«, sagte Zinker, »sind abgenutzt, die restliche Million ist druckfrisch. Egal. Ausgeben kann man beides.«
    »Wir haben dem kapitalistischen Egel wenigstens ein bisschen Blut abgezapft«, stellte Knitter fest. Die fade Metapher verriet seine körperliche Erschöpfung. Seine drahtig vom Kopf abstehende Haarpracht war schweißnass und erschlafft.
    Punchinello sah mal wieder auf seine Armbanduhr. »Jetzt müssen wir uns aber ranhalten, sonst erwischt uns noch unser eigenes Feuerwerk.«

    Knitter und Zinker verließen den Keller als Erste. Der eine zog, der andere schob den Handkarren. Lorrie und ich folgten, Punchinello hielt sich direkt hinter uns.
    In den unterirdischen Geheimgängen von Cornelius Snow war die Hälfte der dicken gelben Kerzen bereits stark heruntergebrannt. Die flackernden Flammen erleuchteten den Weg nicht mehr so gut wie vorher. Sich windende Gestalten aus Licht und krallenden Schatten rangen schweigend auf dem steinernen Schlachtfeld von

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