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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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urplötzlich mit dem Mut eines Löwen ausgestattet, stieß er die Tür auf, um Beezo zu verfolgen.
    Obwohl seine Fantasie innerhalb weniger Sekunden tausend blutige Szenarien spann, sagt mein Vater heute, er habe nicht vorhergesehen, was dann tatsächlich geschah. Noch weniger vorhersehen konnte er natürlich, welche schrecklichen und erstaunlichen Folgen die Geschehnisse jener Nacht in den folgenden dreißig Jahren auf sein Leben und auf meines haben sollten.

2
    In unserem Krankenhaus führt die innere Tür des Wartezimmers für werdende Väter in einen kurzen Flur, in dem sich linker Hand ein Lagerraum und rechter Hand eine Toilette befinden. Die Neonlampen an der Decke, die weißen Wände und die weißen Keramikfliesen des Bodens zeugen von mustergültiger Keimfreiheit.
    Ich kenne diesen Flur, weil mein eigenes Kind in derselben Geburtshilfeabteilung das Licht der Welt erblickt hat – in einer ebenso unvergesslichen Nacht voll unvergleichlichem Chaos.
    In jener Unwetternacht des Jahres 1974, in der Richard Nixon heimwärts nach Kalifornien entschwunden und Beezo auf Randale gegangen war, sah mein Vater auf dem Boden eine Krankenschwester liegen. Sie war aus nächster Nähe erschossen worden.
    Er erinnert sich noch daran, dass er vor Mitgefühl und Verzweiflung fast auf die Knie gesunken wäre.
    So schrecklich der Tod von Dr. MacDonald gewesen war, er war Dad nicht richtig ins Bewusstsein gedrungen, weil er so plötzlich und surreal gewesen war. Nun, wenige Augenblicke später, schnitt ihm der Anblick dieser toten Schwester – jung, hübsch, wie ein gefallener Engel in weißen Gewändern, mit goldenem Haar, das wie ein Heiligenschein das merkwürdig heitere Gesicht umrahmte – mit ganzer Wucht ins Herz, sodass er die Wahrheit und die Bedeutung der beiden Tode auf einmal begriff.
    Er riss die Tür des Lagerraums auf, um nach etwas zu suchen, was er als Waffe verwenden konnte. Leider fand er nur frische
Laken, Flaschen mit antiseptischem Reiniger, einen verschlossenen Medikamentenschrank …
    Im Rückblick kommt ihm seine Denkweise in diesem Moment seltsam komisch vor, aber damals meinte er mit feierlichem Ernst und mit der Logik der Verzweiflung, er habe im Verlauf der Jahre so viel Teig geknetet, dass seine Hände gefährlich stark geworden seien. Wenn er es schaffte, Beezos Pistole auszuweichen, dann würde er bestimmt genügend Kraft haben, um ihn zu erwürgen – schließlich konnte doch keine provisorische Waffe jemals so tödlich sein wie die gestählten Hände eines zornigen Bäckers. Das blanke Entsetzen, das diese irrsinnige Idee hervorgebracht hatte, verlieh ihm merkwürdigerweise auch noch echten Mut.
    Der kurze Flur kreuzte sich mit einem längeren, der nach links und rechts führte. In diesem neuen Flur gab es drei Türen. Zwei führten in die beiden Entbindungszimmer, die dritte in die Säuglingsstation, wo die gewindelten Neugeborenen in ihren Körbchen lagen und über ihre neue Realität aus Licht, Schatten, Hunger, Unzufriedenheit und Steuern nachsannen.
    Dad suchte meine Mutter und mich, fand jedoch nur sie. Allein und bewusstlos lag sie in einem der Entbindungszimmer auf dem Geburtsbett.
    Zuerst dachte er, sie müsse tot sein. Um ihn wurde es Nacht, doch bevor er endgültig in Ohnmacht fiel, sah er, dass seine geliebte Maddy atmete. Er klammerte sich an der Kante ihres Bettes fest, bis es ihm vor den Augen wieder heller wurde.
    Mit ihrem grauen, in Schweiß gebadeten Gesicht sah sie nicht wie die lebhafte Frau aus, die er kannte, sondern zart und zerbrechlich.
    Blut auf den Laken wies darauf hin, dass sie entbunden hatte, doch ein schreiendes Kind war nirgendwo zu sehen.
    Irgendwo anders brüllte Beezo: »Wo seid ihr, ihr Schweine?«
    Obwohl er meine Mutter nur äußerst ungern allein ließ, machte Dad sich nichtsdestoweniger zum Ort des Getümmels auf, um zu schauen, inwiefern er helfen konnte, was – so behauptet er jedenfalls – wohl jeder Bäcker getan hätte.
    Auf dem Geburtsbett des zweiten Entbindungszimmers sah er Natalie Beezo liegen. Die schlanke Trapezkünstlerin war erst vor so kurzer Zeit an den Komplikationen der Geburt gestorben, dass ihre Leidenstränen auf den Wangen noch nicht getrocknet waren.
    Laut Dad war sie selbst im Tod und nach all den Qualen noch zauberhaft schön. Ein makellos olivfarbener Teint. Rabenschwarzes Haar. Ihre Augen waren von einem so offenen, leuchtenden Grün, dass sie aussahen wie Fenster zu einer Wiese im Himmel.
    Für Konrad Beezo, der unter der

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