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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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erschrocken, dass ihre Stimme zitterte.
    Wenn nur ihr eigenes Leben in Gefahr war, gelang es ihr durchaus, sich furchtlos zu geben. Nun jedoch trug sie in ihrem Bauch ein unschuldiges Wesen, und wenn das zum Spielball des Schicksals zu werden drohte, konnte sie ihre Furcht nicht mehr verbergen.
    Aus der Jackentasche zog der Mann ein schwarzes, rechteckiges Lederetui und öffnete den Reißverschluss rund um drei Seiten.
    »Sie haben mir den Sohn geraubt, mein einziges Kind«, sagte er, »und wenn Sie Ihr Herz erforschen, dann werden Sie bestimmt zugeben, dass Sie mir dafür Ihres schulden.«
    »Ihren Sohn? Den kenne ich doch gar nicht!«
    »Durch Ihre Schuld hat man ihn lebenslänglich ins Gefängnis geschickt«, sagte der Mann. Sein wohlwollender, freundlicher Tonfall drückte aus, dass er auf Lorries Einsicht zählte. »Und Ihr Mann, dieser undankbare Sprössling von Rudy Tock, hat dafür gesorgt, dass er sich jetzt nicht mehr … fortpflanzen kann.«
    Fassungslos sagte Lorrie: »Sie sind … Konrad Beezo?«
    »Der und kein anderer. Da ich seit vielen Jahren auf der Flucht bin, hat man mir kaum Gelegenheit gegeben, mein Talent zur Schau zu stellen, aber im Herzen bin ich ein echter Clown geblieben. «
    Er klappte das schwarze Etui auf. Es enthielt zwei Injektionsspritzen und eine Ampulle mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
    Irgendwie vertraut war der Mann Lorrie schon vorgekommen,
aber er hatte keine große Ähnlichkeit mit den Zeitungsfotos vom August 1974, die mein Vater aufbewahrt hatte.
    »Sie sehen ganz anders aus«, sagte sie.
    Beezo nickte lächelnd. »Nun ja, vierundzwanzig Jahre sind kein Pappenstiel«, sagte er mit vor unbegreiflicher Jovialität triefender Stimme. »Außerdem habe ich als nicht gerade unbekannter Flüchtling mit meinem kleinen Punchinello einen langen Urlaub in Südamerika verbracht. Ein wenig plastische Chirurgie sorgt seither dafür, dass ich anonym durchs Leben gehen kann.«
    Er schälte eine der Spritzen aus ihrer Hülle. Im schwachen Licht glänzte die Kanülenspitze bedrohlich hell.
    Obgleich Lorrie wusste, dass ein vernünftiges Gespräch mit diesem Mann nicht sinnvoller war, als mit einem taubstummen Pferd über Mozart zu diskutieren, sagte sie: »Sie können uns für das, was mit Punchinello geschehen ist, doch keine Schuld geben!«
    »Schuld ist so ein hartes Wort«, sagte Beezo milde. »Wir sollten nicht über Schuld und Sühne sprechen, dafür ist das Leben zu kurz. Etwas ist geschehen, aus welchem Grund auch immer, und nun muss gerechterweise ein Preis dafür gezahlt werden.«
    »Aus welchem Grund auch immer?«
    Wieder nickte Beezo lächelnd. Er ließ sich seine Herzlichkeit nicht nehmen. »Ja, ja, jeder von uns hat seine Gründe, und Sie hatten damals bestimmt auch welche. Ich maße mir auch gar nicht an zu sagen, Sie hätten Unrecht gehabt. Es bringt nichts, jemanden zu verurteilen oder übel anzuklagen. Jede Geschichte hat immer mindestens zwei Seiten, manchmal sogar zehn. Es ist einfach so, dass etwas geschehen ist: Mir wurde der Sohn genommen und so zugerichtet, dass er mir keine Enkel schenken kann, die das Talent der Beezos erben könnten. Da ist es nur fair, wenn ich dafür entschädigt werde.«
    »Ihr Punchinello hat einen Haufen Leute umgebracht, und
mit mir und Jimmy hätte er dasselbe getan«, sagte Lorrie und betonte dabei jedes Wort. Mit Beezos unerschütterlicher Heiterkeit konnte sie allerdings nicht konkurrieren.
    »Das ist die offizielle Lesart«, sagte Beezo zwinkernd. »Aber ich kann Ihnen versichern, Missy: Man kann sich auf nichts, was in der Zeitung steht, verlassen. Die Wahrheit schafft es nie, gedruckt zu werden.«
    »Ich hab darüber nicht gelesen, ich habe es erlebt! «, erklärte Lorrie.
    Beezo nickte lächelnd, zwinkerte, nickte noch einmal lächelnd, lachte kurz auf, nickte und wandte sich wieder der Spritze zu.
    Lorrie ging auf, dass Beezos labile Selbstbeherrschung davon abhing, dass er den Anschein heiterer Liebenswürdigkeit wahrte, obwohl diese offensichtlich geheuchelt war. Wenn diese Fassade auch nur einen einzigen Riss bekam, brach sie wahrscheinlich ganz zusammen, und dann explodierten sein unterdrücktes Selbstmitleid und seine Wut. Unfähig, sich im Zaum zu halten, würde er nicht nur sie umbringen, sondern auch das Baby, das er so sehr haben wollte.
    Unter dem Lächeln und Glucksen verbarg sich kein liebeskranker Harlekin, sondern ein Mörder mit Clownsgesicht.
    Lorrie starrte auf den Inhalt der Ampulle. »Was ist das?«
    »Nur

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