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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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einer werdenden Mutter nie drohen, ihr das Kind zu rauben, schon gar nicht, wenn es sich um die Tochter einer Schlangendompteurin handelt.
    Ich griff nach dem Sturmgewehr, ging zum Heck, öffnete die Tür und legte die Waffe hinein.
    Im Werkzeugkasten lag das zusammengerollte Abschleppseil. Es war an jedem Ende mit einem arretierbaren Karabinerhaken ausgestattet.
    Im Wagen rief Lorrie mit nervöser Stimme: »Jimmy! Er wacht auf!«
    Als ich zur offenen Fahrertür zurückeilte, lag Beezo stöhnend im Sitz und drehte den Kopf hin und her.
    »Vivacemente«, murmelte er angstvoll.
    Um ihm den Puls zu fühlen, hatte ich den Stein vorher neben ihn auf den Sitz gelegt. Nun griff ich mir das Ding und klopfte ihm damit unsanft auf die Stirn.
    Flatternd hob sich seine rechte Hand und griff matt nach dem Gesicht. »Syphilitisches Wiesel, mieses Schwein …«
    Offenbar war der erste Schlag, den ich ihm verabreicht hatte, zu verhalten gewesen. Ich bearbeitete ihn noch einmal mit dem
Stein, diesmal härter, und er sackte wieder bewusstlos in sich zusammen.
    Da ich vier Jahre vorher bei der Konfrontation mit Punchinello widerstrebend dazu gezwungen worden war, Gewalt anzuwenden, überraschte meine Skrupellosigkeit mich zwar nicht, aber ich stellte erschrocken fest, dass ich sie genoss. Ein warmes Gefühl der Zufriedenheit strömte in mein vom Frost kribbelndes Gesicht, und ich war versucht, noch einmal zuzuschlagen, was ich jedoch nicht tat.
    Einerseits war meine Beherrschung sicherlich bewundernswert und eine logische Folge der positiven Werte, die meine Erziehung mir vermittelt hatte, aber andererseits glaubte – und glaubt – ein Teil von mir, dass eine zurückhaltende Reaktion auf das Böse nicht grundsätzlich moralisch sinnvoll ist. Rache und Gerechtigkeit sind zwei Stränge einer Linie, die so dünn ist wie das Hochseil, auf dem Artisten balancieren müssen; und wenn man sich nicht im Gleichgewicht halten kann, ist man erledigt – und verdammt, egal, ob man nach links oder rechts herunterfällt.
    Ich zog Konrad Beezo aus dem Wagen und schleppte ihn zu einer geeigneten Kiefer. Nachdem es schon sonst nicht leicht war, mit ihm umzugehen, galt das noch mehr, wenn er bewusstlos war.
    Nachdem ich ihn an den Baum gelehnt hatte, öffnete ich seine Jacke und führte das Abschleppseil durch den linken Ärmel, über die Brust und durch den rechten Ärmel wieder hinaus. Dann knöpfte ich die Jacke bis zum Hals wieder zu.
    Nacheinander trug ich die Enden des Seils zur anderen Seite des Baumstamms, ließ die Karabinerhaken ineinander schnappen und schraubte die Sicherungsringe fest.
    Das Seil war nun ziemlich straff. Es würde Beezo nicht gelingen, die Hände nach vorn zu bewegen, um die Jacke abzustreifen.
Er steckte sozusagen in der Zwangsjacke, was meiner Ansicht nach durchaus angemessen schien.
    Ich legte ihm noch einmal den Finger an den Hals, um seinen Puls zu fühlen. Die Schlagader pulsierte stark und regelmäßig.
    Später entwickelte sich in meiner Familie daraus eine Redensart: Wer einen Clown umbringen will, braucht dazu mindestens zwei Pantomimen.
    Während ich zum Wagen zurückging, streifte ich meine Lederhandschuhe über. Ich wischte die Glassplitter vom Fahrersitz, setzte mich ans Lenkrad und zog die Tür zu.
    Lorrie saß zusammengekauert neben mir und drückte die Hände auf ihren Kugelbauch. Dabei zischte sie abwechselnd durch die Zähne und stöhnte.
    »Schlimmer?«, erkundigte ich mich.
    »Erinnerst du dich an die Szene in Alien, in der das Monster aus dem Brustkorb bricht?«
    Auf dem Armaturenbrett lag ein kleines schwarzes Etui mit zwei Injektionsspritzen.
    »Er wollte mir eine Spritze verpassen, um mich kooperativ und gefügig zu machen«, erklärte Lorrie.
    Zorn flammte in mir auf, aber es brachte nichts, wenn ich zuließ, dass dieser sich in ein verzehrendes Feuer verwandelte.
    Während ich die gefüllte Spritze vorsichtig in die dafür vorgesehene Mulde legte, den Reißverschluss des Etuis zuzog und es als Beweismittel nach hinten legte, sagte ich: »Häusliches Glück mit Hilfe der modernen Chemie. Wieso ist mir das eigentlich noch nicht eingefallen? Ich fände es toll, ein gefügiges Weib zu haben!«
    »Wenn das so wäre, hättest du mich doch nie geheiratet.«
    Ich gab ihr einen raschen Kuss auf die Wange. »Bestimmt nicht.«
    »Für heute reichen mir die Abenteuer«, sagte Lorrie. »Schaff mich ins Krankenhaus.«

    Unschlüssig fummelte ich am Zündschlüssel. Ich hatte Angst, der Motor könnte nicht

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