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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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in der Kartentasche in ihrer Tür. Ein kleiner, weicher Abfallbehälter, halb gefüllt mit gebrauchten Papiertaschentüchern. Eine Plastikflasche mit Handlotion.
    Im Handschuhfach hatte Lorrie nicht mehr Erfolg. Eine Packung Kaugummi, eine Rolle Pfefferminzbonbons. Eine Tube Lippenbalsam. Eine Geldbörse voller Vierteldollarmünzen für Parkuhren und stumme Zeitungsverkäufer.
    Wenn du mein Leben und das meines Babys verschonst, gebe ich dir zwei Dollar und fünfundsiebzig Cent.
    Das Staufach in der Mittelkonsole enthielt eine Schachtel Papiertaschentücher und zwei Päckchen Feuchttücher.
    Obwohl es in ihrem Zustand nicht einfach war, gelang es ihr, sich vorzubeugen und unter ihrem Sitz umherzutasten, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, zum Beispiel einen Schraubenzieher. Wenn da tatsächlich ein Schraubenzieher war, wieso nicht auch eine Pistole? Und wenn da eine Pistole war, wieso nicht auch ein Zauberstab, mit dem man den Killer in eine Kröte verwandeln konnte?

    Sie fand keinen Zauberstab, keine Pistole, keinen Schraubenzieher, kein Irgendetwas. Rein gar nichts.
    Aus der Dunkelheit vor der Kühlerhaube tauchte ein Mann auf. Aus seinem offenen Mund quoll dampfend der Atem. Er trug ein Sturmgewehr, und er war nicht ich.
    Im Herzen spürte Lorrie einen heftigen Stich, und heiße Tränen stiegen ihr in die Augen, denn das Erscheinen des Killers schien darauf hinzudeuten, dass ich entweder tot oder bestenfalls schwer verwundet war.
    Mit einem Mal wurde sie abergläubisch und dachte, wenn sie sich einfach weigerte, um mich zu trauern, dann würde ich doch nicht tot sein. Erst wenn sie meinen Tod akzeptierte, dann würde er zur Wahrheit werden. Es war so etwas wie eine Gute-Fee-Wiederauferstehungs-Strategie.
    Sie kämpfte gegen die Tränen an und konnte wieder klar sehen.
    Während der Mann näher und näher kam, sah Lorrie, dass er eine merkwürdige Brille trug. Sie riet – richtig, wie sich später herausstellte –, dass es sich um eine Nachtsichtbrille handelte.
    Während der Mann auf die Beifahrertür zuging, nahm er das Ding ab und stopfte es in seine Jackentasche.
    Er versuchte die Tür zu öffnen, musste aber feststellen, dass sie verriegelt war. Daraufhin lächelte er Lorrie durchs Fenster hindurch an, winkte ihr zu und klopfte mit den Fingerknöcheln ans Glas.
    Er hatte ein breites Gesicht mit groben Zügen, das aussah wie das Knetmodell eines neuen Muppets. Obwohl Lorrie nicht glaubte, ihn schon einmal irgendwann gesehen zu haben, kam ihr etwas an ihm vertraut vor.
    Der Mann beugte sich vor und sagte mit freundlicher, von der Fensterscheibe nur leicht gedämpfter Stimme: »Hallo da drin!«
    Als Lorrie in ihrer Jugend auf der Suche nach Ordnung in einer Welt voller Schlangen und Tornados gewesen war, hatte sie
Emily Posts berühmtes Benimm-Buch studiert, doch nichts in dem dicken Wälzer hatte sie auf diese bizarre Begegnung vorbereitet.
    Der Mann klopfte noch einmal an die Scheibe. »Missy?«
    Die Intuition riet ihr, nicht mit ihm zu sprechen. Man musste so mit ihm umgehen, wie man Kindern einschärfte, mit einem Fremden umzugehen, der Süßigkeiten anbot: nichts sagen, umdrehen, wegrennen. Letzteres konnte sie zwar nicht tun, aber sie konnte sich weigern, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.
    »Bitte machen Sie die Tür auf, Missy!«
    Statt ihn anzusehen, blickte Lorrie nach vorn und schwieg.
    »Junge Dame, ich bin von weit her gekommen, um Sie kennenzulernen. «
    Ihre Hände hatten sich so fest geballt, dass sich die Fingernägel in die Handflächen bohrten.
    »Kommt das Baby bald?«, fragte der Mann.
    Bei der Erwähnung unseres Babys verfiel Lorries Herz aus dem Trab in den vollen Galopp.
    »Ich will Ihnen nicht wehtun«, beruhigte er sie.
    Sie spähte in die Finsternis vor der Windschutzscheibe und hoffte inständig, mich dort auftauchen zu sehen, aber das tat ich nicht.
    »Ich will nichts von Ihnen außer dem Baby«, sagte der Mann. »Ich will das Baby.«

34
    Abfallbehälter, Handlotion, Kaugummi, Pfefferminzbonbons, Lippenbalsam, Papiertaschentücher, zwei Päckchen Feuchttücher …
    So sehr Lorrie auch von dem leidenschaftlichen, dringenden Wunsch ergriffen war, zur Mordmaschine zu werden, sie entdeckte bei keinem der Gegenstände, die sie inspiziert hatte, eine bislang übersehene tödliche Wirkung. Ein einfacher Strick konnte zum Würgen dienen, eine Gabel nicht nur als Essbesteck, sondern auch als Waffe. Leider hatte sie weder Strick noch Gabel zur Verfügung, und zu Tode

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