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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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mehr ertragen. »Weshalb? Ach. Weil kein Mädchen je ein berühmter Clown geworden ist.«
    »Es gibt weibliche Clowns«, sagte Beezo, »aber keine besonders guten. Der Humor im Zirkuszelt ist eine männliche Domäne.«
    Wenn das Kind ein Mädchen war, dann brachte er sie bestimmt beide um.
    »Es ist sehr kalt hier drin«, sagte Beezo, »und außerdem wird es allmählich spät. Seien Sie doch so lieb, ziehen Sie Ihren Parka aus und rollen Sie den Ärmel hoch.«
    »Nein.«
    Sein Lächeln wurde starr, dann sanken die Mundwinkel herab. Mühsam hob er sie wieder an. »Es würde mir Leid tun, wenn ich Sie mit der Faust bewusstlos schlagen müsste, aber wenn Sie mir keine Wahl lassen, werde ich es tun. Etwas ist geschehen, aus welchen Gründen auch immer, und in Ihrem Herzen wissen Sie, es ist nur fair, wenn ich dafür entschädigt werde. Sie können ja noch andere Kinder bekommen.«

35
    Die Tür stand offen. Ich hatte wieder einen grapefruitgroßen Stein in der rechten Hand. Ich beugte mich in den Wagen, und als der Mann auf dem Fahrersitz mich wahrnahm und mir den Kopf zudrehte, ließ ich den Stein an seine linke Schläfe krachen, wuchtig, aber doch nicht so wuchtig, wie ich es gern getan hätte.
    Der Mann betrachtete mich mit einem Erstaunen, das wohl jeder zur Schau gestellt hätte, wenn er einen erschossenen oder ersoffenen Konditor sah, der auf wundersame Weise wieder ins Leben zurückgekehrt war. Einen Augenblick dachte ich, ich müsste ihm den Stein noch einmal überziehen. Dann sank er vorwärts aufs Lenkrad und drückte mit der Nase auf die Hupe.
    Ich brachte das Ding zum Schweigen, indem ich ihn an den Sitz zurücklehnte, sah Lorrie an und stellte mit unsagbarer Erleichterung fest, dass sie unversehrt geblieben war.
    »Eins sag ich dir«, erklärte sie, »diesen Sinatra-Song, ›Send in the Clowns‹, den will ich nie im Leben wieder hören.«
    Nicht zum ersten Mal stand ich in ihrer Gegenwart verständnislos da.
    Sie zeigte auf den Mann, der bewusstlos auf dem Fahrersitz lag. »Der Papa von Punchinello.«
    Erstaunt beugte ich mich vor und zog dem Mann die Wollmütze vom Kopf, um ihn besser betrachten zu können. »Na ja, ein wenig sieht er schon wie Konrad Beezo aus …«
    »Vierundzwanzig Jahre und ein wenig plastische Chirurgie«, erklärte Lorrie.

    Ich legte die eisigen Fingerspitzen an seine Halsschlagader. Sein Puls war langsam und regelmäßig.
    »Was hat der hier zu suchen?«, fragte ich.
    »Er sammelt Spenden für UNICEF. Außerdem wollte er unser Baby.«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus, mir wurde flau im Magen, und etwas drückte schwer auf meine Blase – kurz, ich spürte einen allgemeinen Aufruhr meiner inneren Organe. »Unser Baby?«
    »Ich erzähl’s dir später. Hör mal, Jimmy, die Wehen kommen zwar noch nicht häufiger, aber sie tun wesentlich mehr weh, und außerdem ist mir eiskalt.«
    Ihre Worte jagten mir mehr Angst ein als die Schüsse vorher. Beezo war jetzt schachmatt, aber der Weg zum Krankenhaus war weit.
    »Ich fessle ihn mit dem Abschleppseil und lege ihn auf den Rücksitz«, sagte ich.
    »Kommen wir mit dem Wagen hier wieder raus?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber wir müssen es versuchen, nicht wahr?«
    »Jau.«
    Zu Fuß hätte Lorrie es wahrscheinlich nicht nach oben geschafft. Zu weit, zu steil. Wenn sie in ihrem Zustand ausglitt und schlimm stürzte, bekam sie womöglich eine Blutung.
    »Wenn wir tatsächlich da hochfahren«, sagte sie, »will ich ihn nicht dabeihaben.«
    »Er wird gefesselt sein.«
    »Berühmte letzte Worte. Er ist kein gewöhnlicher Irrer. Wenn er einer wäre, dürfte er sich auf meinen Schoß setzen und mit Bonbons füttern lassen. Aber er ist der große Beezo. Ich will ihn nicht hier drin haben.«
    Ich konnte ihren Standpunkt nachvollziehen. »Na schön, dann fessle ich ihn an einen Baum.«

    »Gut.«
    »Sobald wir im Krankenhaus sind, rufe ich die Polizei an, und die kann ihn dann holen. Allerdings ist es schrecklich kalt, und er hat eventuell eine Gehirnerschütterung. Vielleicht überlebt er das nicht.«
    Lorrie betrachtete den bewusstlosen Beezo mit einem wilden Blick, den ich hoffentlich nie auf mir spüren würde. »Junge, wenn ich ein Bolzenschussgerät hätte, würde ich ihn an den Baum da nageln und nie jemandem was davon erzählen.«
    Das wäre eine wichtige Lektion für Schurken, die eine lange kriminelle Karriere anstreben. Der mütterliche Instinkt, den eigenen Nachwuchs zu beschützen, hat eine unglaubliche Kraft. Man sollte

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