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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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anspringen, oder die Bäume würden uns nicht freigeben.
    »Beezo hatte vor, aus den Sicherheitsgurten ein Geschirr zu basteln und mich zur Straße zu zerren wie ein Jäger, der einen erlegten Hirsch hinter sich herzieht«, berichtete Lorrie.
    Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte ihn umgebracht. Abgesehen davon hoffte ich inständig, dass wir nicht gezwungen waren, seinen Transportplan auszuführen.

36
    Schon beim zweiten Versuch stotterte der Motor und setzte sich in Gang. Ich schaltete die Scheinwerfer ein, und Lorrie drehte die Heizung auf, um der eisigen Luft, die durch das zerstörte Fenster drang, entgegenzuwirken.
    Die Lücke zwischen den uralten Fichten, die den Wagen umklammerten, war eng genug gewesen, um uns beim Rückwärtsrutschen aufzuhalten, aber vielleicht hatten die Bäume uns nicht fest genug im Griff, um dem Vorwärtsdrang des Motors Widerstand zu leisten.
    Langsam trat ich aufs Gaspedal, und der Motor grollte. Die Reifen drehten sich, stotterten, drehten durch. Ächzend wehrte der Wagen sich gegen die feste Umarmung der Bäume.
    Als ich dem Motor mehr Leistung abforderte, heulte er auf. Die Reifen quietschten, und das Ächzen nahm zu. Es wurde verstärkt durch ein merkwürdiges Rasseln, dessen Ursprung ich nicht identifizieren konnte.
    Der Wagen begann zu zittern wie ein panisches Pferd, das mit dem Bein in eine Felsspalte geraten ist.
    Ein scharfes, metallisches Knirschen erscholl. Es gefiel mir überhaupt nicht.
    Als ich vom Gaspedal ging, rutschte der Wagen einige Zentimeter zurück. Ich hatte gar nicht wahrgenommen, dass wir tatsächlich etwas an Boden gewonnen hatten.
    Nun versuchte ich es mit einem rhythmischen Treten aufs Gaspedal. Der Wagen schaukelte sanft vor und zurück. Dabei schürfte er die Rinde von den Stämmen.

    Als ich das Lenkrad etwas nach links drehte, ruckten wir eine Handbreit vorwärts, bevor wir erneut stecken blieben.
    Ich drehte das Lenkrad wieder nach rechts und trat aufs Gaspedal. Ein lautes, scharfes Dröhnen hallte rundum, als säßen wir im Trichter einer Glocke, und plötzlich waren wir frei.
    »Hoffentlich kommt das Baby auch so leicht heraus«, sagte Lorrie.
    »Wenn sich was tut, will ich es sofort wissen.«
    »Was soll sich denn tun?«
    »Zum Beispiel, dass deine Fruchtblase platzt.«
    »Ach, Süßer, wenn meine Fruchtblase platzt, merkst du das auch so. Dann stehst du nämlich knietief im Wasser.«
    Wegen der Höhe, in der wir uns befanden, glaubte ich nicht, dass der Wagen weit kommen würde, wenn ich den Hang direkt in Angriff nahm. Dennoch musste ich einen Versuch wagen.
    Hier unten war der Hang nicht so steil, wie er es weiter oben wurde, und wir kämpften uns weiter hoch, als ich erwartet hatte. Von der geraden Linie wichen wir nur ab, um Bäume oder die seltenen Felsen zu umfahren. So waren wir etwa hundert Meter weit gekommen, als es steiler wurde und der nach Sauerstoff gierende Motor zu husten begann.
    Von hier aus wollte ich einen Zickzackkurs einschlagen, um den Motor weniger zu strapazieren. Einfach quer am Hang entlang nach Norden oder Süden zu fahren, wäre Selbstmord gewesen; die Neigung war zu steil, sodass der Wagen früher oder später umgekippt wäre. Wenn wir uns jedoch in einem vernünftigen Winkel zum Hang abwechselnd nach links und rechts bewegten, würden wir womöglich weder stehen bleiben noch kippen und wie auf einer stufenlosen Treppe nach oben gelangen.
    Diese Strategie erforderte Vorsicht und absolute Konzentration. Jedes Mal, wenn ich eine Haarnadelkurve machte, musste ich instinktiv berechnen, welcher Anstiegswinkel uns so hoch
wie möglich brachte und uns dabei dem geringsten Risiko aussetzte.
    Das Gelände erwies sich als extrem unregelmäßig. Wenn ich nur ein winziges bisschen zu hastig vorging, begann der Wagen auf dem welligen Untergrund hin und her zu schwanken, sodass wir auf unseren Sitzen durchgerüttelt wurden. Außerdem gerieten wir dann in eine seitliche Schieflage, in der wir leicht umkippen konnten. Mehr als einmal stellte ich mir vor, wie wir in die Schlucht hinabpurzelten und dabei von den Bäumen abprallten wie die Silberkugeln eines Flipperautomaten.
    Immer wieder nahm ich den Fuß vom Gas, damit der Wagen sich stabilisierte. Gelegentlich hielt ich ganz an, erschrocken von dem Zug, den das Lenkrad auf meine Hände ausübte. Dann studierte ich die unwirtliche Landschaft im Scheinwerferlicht und kalkulierte kleine Änderungen unserer Route.
    Als wir ungefähr die Mitte unseres vermeintlichen Wegs

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