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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zurückgelegt hatten, wagte ich zu glauben, dass wir es schaffen würden.
    Auch Lorries Zuversicht hatte offenbar zugenommen, denn sie brach das angespannte Schweigen, das bisher geherrscht hatte: »Wenn wir heute Nacht gestorben wären, dann hätte ich bereut, dir etwas nie gesagt zu haben.«
    »Dass ich ein göttlicher Liebhaber bin?«
    »Typen, die sich für göttliche Liebhaber halten, sind eingebildete Affen. Du … du bist ein Kuschelbärchen, aber wenn ich gestorben wäre, ohne dir das zu sagen, hätte ich es überhaupt nicht bereut.«
    »Und wenn ich gestorben wäre, ohne das zu hören, hätte mir das auch nichts ausgemacht.«
    »Weißt du«, sagte sie, »was Eltern und Kinder und Liebe angeht, gibt es manchmal merkwürdige Konstellationen. Zum Beispiel kommt es vor, dass deine Eltern dich lieben, und das weißt
du auch, und du liebst sie ebenfalls und wächst doch so einsam auf, dass du dich innen drin … hohl anfühlst.«
    Eine so ernste Offenbarung hatte ich nicht erwartet. Ich wusste, es war eine echte Offenbarung, denn ich ahnte, wie Lorries nächste Worte lauten mussten.
    »Liebe ist nicht genug«, sagte sie. »Deine Eltern müssen wissen, wie sie mit dir und miteinander in Verbindung treten können. Sie müssen lieber mit dir zusammen sein wollen als mit irgendjemand anderem. Sie müssen lieber zu Hause sein wollen als sonst wo auf der Welt, und sie müssen mehr Interesse an dir haben als an …«
    »Schlangen und Tornados«, schlug ich vor.
    »Weißt du, ich hab die beiden wirklich lieb. Sie sind nett, Jimmy, das sind sie wirklich, und sie meinen es gut. Aber sie leben eher in sich selbst und halten ihre Türen geschlossen. Meistens sieht man sie nur durchs Fenster.«
    Während sie sprach, wurde das Beben in ihrer Stimme stärker, und als sie innehielt, sagte ich: »Du bist was ganz Besonderes, Lorrie Lynn.«
    »Du bist mit allem aufgewachsen, was ich mir so sehr gewünscht hab, mit allem, wovon ich geträumt hab. Deine Eltern leben für dich und füreinander, für die Familie. Auf ihre Weise tut Rowena das auch. Das ist herrlich, Jimmy, und ich bin unheimlich dankbar, dass ihr mich hereingelassen habt.«
    Unter ihrer bewundernswerten Härte, unter dem Panzer ihrer Schönheit und Schlagfertigkeit ist meine Frau ein zartes Pflänzchen und hätte sich zum Mauerblümchen entwickeln können, hätte sie sich stattdessen nicht entschlossen, Härte zu zeigen, und zwar Härte mit Stil.
    Unter meinem nicht besonders harten Äußeren bin ich weich und gefühlsduselig. Sehr gefühlsduselig. Schon der Anblick eines überfahrenen Igels kann mich zu Tränen rühren.

    Lorries Worte machten mich sprachlos. Hätte ich versucht, etwas zu sagen, dann wären alle Dämme gebrochen; und während ich unseren Wagen den Hang hoch steuerte, durfte ich keinen Schleier vor den Augen riskieren.
    Glücklicherweise verfiel Lorrie auf einen anderen Gedankengang und führte die einseitige Unterhaltung mit festerer Stimme fort. »Du weißt gar nicht, wie schön es für mich sein wird, Jimmy, unsere Kinder so aufzuziehen, wie du aufgewachsen bist, zusammen mit Maddy und Rudy und Rowena, in einer Familie, die so eng zusammensteht.«
    Wir waren nur noch zwei oder drei Serpentinen von der Straße entfernt.
    »Übrigens«, fuhr Lorrie fort, »haben wir noch nie darüber gesprochen, wie viele Kinder wir wollen. Momentan denke ich an fünf oder so. Was meinst du – wärst du auch für fünf?«
    Ich fand meine Stimme wieder. »Eigentlich hab ich mir immer drei vorgestellt, aber nach deiner kleinen Rede denke ich eher an zwanzig.«
    »Treffen wir die Entscheidung, wenn die ersten fünf da sind!«
    »Abgemacht«, sagte ich. »Eines ist schon fast da, bleiben noch vier.«
    »Zwei Mädchen und drei Jungen«, überlegte Lorrie, »oder drei Mädchen und zwei Jungen?«
    »Ist das wirklich unsere Entscheidung?«
    »Du weißt ja, ich bin der Meinung, dass wir unser Leben durch positives Denken beeinflussen können. Bestimmt könnten wir so jede Kombination bekommen, die wir wollen. Um ein ideales Gleichgewicht zu haben, sollten es allerdings zwei Mädchen, zwei Jungen und ein Zwitter sein.«
    »So ernst muss man das Gleichgewicht nun auch nicht nehmen.«
    »Ach, Jimmy, kein Kind wird je mehr Liebe erfahren als unsere!«
    »Aber dann werden sie zu sehr verwöhnt«, sagte ich.

    »Überhaupt nicht! Ihre Urgroßmutter Rowena kann ihnen ja Märchen vorlesen. Das wird die kleinen Racker schon auf den Weg der Tugend führen.«
    Sie redete und redete, und

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