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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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mehr. Die Differenz in den durchschnittlichen Studiengebühren (5.171 gegenüber
     14.693 Dollar) kann diesen Abstand nur teilweise erklären. Schwerer wiegen die Unterschiede in den Zuflüssen aus dem
endowment
und im privaten Spendenaufkommen: Konnte eine private Hochschule pro Student mit 6.047 Dollar an Spenden und weiteren 11.924
     Dollar aus Investmenterträgen rechnen, mussten sich ihre staatlichen Stiefschwestern mit 1.193 Dollar an Taschengeld und 1.248
     aus Zinsen begnügen.
    Wofür amerikanische Hochschulen wie viel Geld ausgeben, lässt sich aus den Daten der Bundesstatistiken über »functional expenses«
     nicht genau ablesen. Klar ist lediglich, dass sich die Einnahmen und Ausgaben für Forschung, Kliniken und medizinische Dienste
     zwischen beiden Sektoren kaum unterscheiden. Wer mehr über die finanziellen Spielräume und Möglichkeiten der Elite-Universitäten
     wissen will, muss deren Finanzberichte zu Rate ziehen. Über welche Mittel sie verfügen können, ist in der |187| Tat eindrucksvoll und selbst dann mit deutschen Verhältnissen ganz unvergleichbar, wenn man den Dollar mit der offiziellen
     Kaufkraftparität von 1:1,33 zum Euro diskontiert: 89 2007 belief sich der Haushalt von Harvard mit seinen etwas mehr als 20.000 Studenten (7.100
undergraduates
im Harvard College und 12.940
graduate and professional students
) auf 3,2 Milliarden Dollar und war damit sieben Prozent größer als im Jahr davor. Davon kamen netto, das heißt nach Abzug
     der Stipendienzahlungen, 20,5 Prozent aus Studiengebühren, 20 Prozent aus
research grants and contracts
, 6,7 aus privaten Zuwendungen und sage und schreibe 1,2 Milliarden Dollar (37,7 Prozent) aus dem
endowment
, das inzwischen auf mehr als 34 Milliarden Dollar angewachsen ist. Lediglich bei den Mitteln für die Forschung entsprachen
     die Anteilswerte dem Durchschnitt für private Forschungsuniversitäten. Die Einnahmen aus Studiengebühren und Vermögenszuflüssen
     lagen um jeweils ein Drittel höher, bei den privaten Spenden um ein Drittel niedriger – ein scheinbar paradoxes Bild. Doch
     sowohl die Abweichungen in den Kapitalerträgen nach oben als auch die im Spendenaufkommen nach unten werden plausibel, wenn
     man die Dimensionen bedenkt, um die es hier geht – regelmäßig mehr als 214 Millionen Dollar an neuen Spenden pro Jahr zu mobilisieren
     ist selbst für eine Traumfabrik nahezu unmöglich.
    Die Yale University ist viel kleiner und mit einem
endowment
von annähernd 23 Milliarden Dollar auch ärmer als Harvard. Ihre
revenues
zeigen aber ein ganz ähnliches Grundmuster. 2007 standen ihren gut 11.300 Studenten (5.300
undergraduates
im Yale College und 6.000
graduates and professional
students
) Einnahmen von insgesamt 2,1 Milliarden Dollar gegenüber – 37,8 Prozent mehr als 2003. Nach Diskontierung der großzügigen
     Stipendien trugen Studiengebühren, die gegenüber dem Vorjahr brutto um 5,2 Prozent gestiegen waren, lediglich elf Prozent
     zum Budget bei. 25 Prozent davon kamen aus dem »grant and contract income«, das dem allgemeinen Trend entsprechend zu mehr
     als drei Vierteln von der Yale School of Medicine eingefahren wurde. Ähnlich wie in Harvard kam auch in Yale ein überdurchschnittlich
     großer Anteil des Haushalts aus dem
endowment
und sonstigen
investment income
der Hochschule, nämlich 37 Prozent oder 783 Millionen Dollar.
    Etwas, aber nicht völlig anders sieht das Bild in staatlichen Elite-Unis aus, wie das Beispiel der University of Virginia
     (UVA) zeigt. Den etwa 20.200 Studenten dieser Hochschule (13.600
undergraduates
und knapp 6.600
graduate and professional students
) standen im Haushaltsjahr 2007/08 insgesamt 2,1 Milliarden Dollar an Einnahmen gegenüber – ein Drittel |188| weniger als Harvard mit einer fast identischen Studentenzahl, aber doppelt so vielen
graduate students
. Auf den nichtmedizinischen Bereich der UVA entfielen 1,1 Milliarden Dollar. 15 Prozent davon kamen vom State of Virginia
     und 28,6 Prozent aus
tuition and fees.
Deren Anteil am Budget war damit fast doppelt so hoch wie der ihrer institutionellen Förderung durch den Staat, deutlich größer
     als in Harvard und erst recht in Yale. 2006/07 konnte die UVA dank einer frischen
fundraising campaign
insgesamt 302 Millionen Dollar an privaten Spenden einheimsen, die allerdings nicht in vollem Umfang den laufenden Mitteln
     zugute kamen. Doch Spendeneinnahmen verstärkten das Budget um immerhin 162 Millionen Dollar oder 14,2 Prozent. Auch die

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