Traumfabrik Harvard
6,9 Milliarden Dollar nur 3,8 Prozent
von deren Mittel aus und war damit nur etwas mehr als ein Fünftel so groß wie das der privaten Hochschulen. Aus dem Klinikbetrieb |185| und medizinischen Diensten beziehen sowohl öffentliche als auch private Hochschulen hohe Einkommen. Trugen sie 2003/04 im
Schnitt 8,8 beziehungsweise 7,2 Prozent zum Gesamtbudget der beiden Sektoren bei, waren es in privaten Forschungsuniversitäten
sogar 11,4 Prozent. Aus »sales and services of auxiliary enterprises« kamen weitere 7,7 Prozent der Hochschulgelder.
Was für den privaten Bereich Erträge aus
endowments
bedeuten, ist für die öffentlichen Hochschulen die institutionelle Förderung durch den Einzelstaat – eine überaus wichtige,
wenn nicht gar die wichtigste Einnahme. Doch ähnlich, wie sich private Hochschulen trotz drastisch steigender Preise in immer
geringerem Maße aus Studiengebühren finanzieren, hat die Bedeutung der alljährlichen
state appropriations
im öffentlichen Sektor während der letzten zwanzig Jahre stark abgenommen. Die meisten deutschen Universitäten bekommen mehr
als 90 Prozent ihrer Mittel vom Land, und das allein macht sie zu staatlichen Einrichtungen. Davon kann für die öffentlichen
Hochschulen in den USA keine Rede sein: Sie haben sich zu staatlich geförderten und unterstützten, aber nicht länger staatlich
ausfinanzierten und vom Staat abhängigen Institutionen entwickelt. Staatliche
appropriations
im Gesamtvolumen von 42,5 Milliarden Dollar machten 2003/04 gerade mal 24,3 Prozent ihrer Einnahmen aus, und 2005/06 waren
es nur noch 22,7 Prozent. Selbst wenn einige wenige Staaten wie Illinois, Maryland, New York und Pennsylvania gemeinützige
private Hochschulen institutionell fördern und für besondere Einzelprojekte gelegentlich Bundesmittel locker gemacht werden,
flossen den privaten Hochschulen aus staatlichen Quellen 2003/04 ingesamt nur 1,46 Milliarden Dollar zu, was knapp 1,1 Prozent
ihrer Einnahmen entsprach.
So haben wir es wieder einmal mit einem sehr bunt gescheckten Bild zu tun: Die institutionelle Förderung aus öffentlichen
Mitteln ist zwar immer noch die wichtigste Finanzquelle für die staatlichen Hochschulen in den USA, aber beileibe nicht mehr
die einzige oder auch nur stärkste. Ihre Bedeutung schwankt von Staat zu Staat, nimmt aber durch die Bank eher ab, als dass
sie steigt. Die Einnahmen aus Studiengebühren und aus dem medizinischen Betrieb sind inzwischen zusammengenommen genauso groß,
und aus
grants and contracts
beziehen staatliche Hochschulen ähnlich viele Mittel. Im klaren Unterschied dazu finanzieren sich private Forschungsuniversitäten
zu mehr als 40 Prozent aus ihren
endowments
und aus privaten Spenden. Ihre Einnahmen aus Studiengebühren wiegen demgegenüber |186| selbst im Vergleich zu denen aus
grants and contracts
und aus wirtschaftlichen Aktivitäten immer weniger.
Mit Ausnahme der Community Colleges und kleineren regionalen Hochschulen ist keine von einer einzigen Einnahmequelle oder
einem einzigen Zuwendungsgeber abhängig. In diesem Potpourri spiegelt sich die institutionelle Vielfalt des Systems. Zu behaupten,
die Diversifizierung von Einnahmequellen liege »at the heart of the diversity of character and function of American higher
education« (Trow 1993a: 41), ist daher keineswegs übertrieben. Ein Blick in die Bücher zeigt auch, dass diese trotz der vielen
staatlichen Fördergelder nach 1945 und trotz der enormen Expansion des öffentlichen Sektors weitgehend eine private Sache
geblieben ist, wenn auch nicht unbedingt ein privates Geschäft: Die öffentliche Hand steuerte seither niemals mehr als die
Hälfte zu den Einnahmen der Hochschulen bei. In den 1980er Jahren bezogen sämtliche akkreditierten Einrichtungen daraus etwa
42 Prozent ihrer Mittel. Für 1995/96 weist die aktuellste Finanzstatistik nur noch einen Anteilswert von 38 Prozent aus (NCES
2006: Tab. 335) – 12,1 Prozent aus dem »federal funding« von Hochschulaktivitäten und 23,1 durch Zuwendungen der Einzelstaaten.
Zwischen öffentlichen und privaten Hochschulen gibt es aber nicht allein im Mix der Einnahmearten auffallende Unterschiede,
sondern vor allem auch im Volumen der Ressourcen, über die sie jeweils verfügen können: So nahmen staatliche Hochschulen 2003/04
für jeden »full-time equivalent student« insgesamt 32.750 Dollar ein, während es die privaten
non
for-profits
auf 51.629 schafften, das heißt 57,6 Prozent
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