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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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Milliarden Dollar,
     die 2006 dafür bereit standen, ergatterten die 100 Universitäten mit den meisten
federal grants
gut 24 Milliarden (80,9 Prozent), während sich der große Rest, das heißt die mehr als 2.500 übrigen Hochschulen, in die verbleibenden
     5,4 Milliarden Dollar teilen musste (
Chronicle,
5.10.2007, A 20). Zieht man die 709 Millionen Dollar für das »Applied Physics Laboratory« von den Zuwendungen an die Johns
     Hopkins University ab, erhielten die fünf Universitäten mit den höchsten
federal grants
jeweils zwischen 490 und 650 Millionen Dollar. Die auf den Plätzen 95 bis 100 brachten zwar noch nur ein gutes Fünftel davon
     auf die Waage, was indes immer noch bedeutete zwischen 95 bis 98 Millionen. Die ungleiche Verteilung »harter«, wettbewerblich
     und allein nach wissenschaftlicher Qualität vergebener Drittmittel für die Forschung hat in den USA Tradition: Schon 1960
     gingen 57 Prozent der Bundesgelder für die Forschung an gerade mal sechs Universitäten, und 20 sicherten sich 79 Prozent davon
     (Kerr 2003: 41, 122ff.).
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen deutet ein Platz unter den Top 100 Empfängern von
federal research grants
mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass diese Hochschule auch unter den
research institutions
der CC zu finden ist. Das gilt jedoch nicht für die 100 Einrichtungen mit den höchsten Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung,
     weil darin auch Mittel aus der Auftragsforschung und aus der Forschungsfinanzierung durch die Einzelstaaten eingehen. Im Vergleich
     zur ersten Gruppe ergeben sich daraus starke Rangverschiebungen – nicht unbedingt an der Spitze, wohl aber im Mittelfeld.
     Die größten Unterschiede zwischen beiden Gruppen tun sich in der Zahl und Reihung der
State Universities
auf
,
die in den Rankings nicht so prächtig abschneiden und anderen Hochschulen bei der Einwerbung von
federal grants
hinterherhinken: In der Ohio State University zum Beispiel – Nr. 12 unter den Hochschulen mit den höchsten Ausgaben für die
     Forschung und Nr. 23 unter denen mit den meisten |196|
federal grants
– entfielen 2005 darauf lediglich 294 von 609 Millionen Dollar (48 Prozent), in Stanford dagegen – Nr. 7 beziehungsweise Nr.
     4 – 575 von 715 Millionen (80,5 Prozent) (
Chronicle
2007: 29).
    Auf Drittmittelpirsch zu gehen lohnt sich für amerikanischen Universitäten nicht zuletzt deshalb, weil mit den
grants
stets erkleckliche Abschlagszahlungen für Gemeinkosten (für Gebäude, die technische und administrative Infrastruktur, Laborausstattungen
     usw.) daherkommen. Über diese
overheads
, die vor wenigen Jahren noch einzeln ausgehandelt werden konnten und mitunter 70 Prozent der Projektmittel ausmachten, dürfen
     sie frei verfügen. Das machte die »indirect-cost recovery« für Forschungsprojekte rasch zu einer ebenso beliebten wie begehrten
     Finanzspritze für den allgemeinen Hochschulhaushalt. Nachdem die
overheads
in den 1980er und frühen 1990er Jahren durch finanzielle Unregelmäßigkeiten und grotesk überzogene Kostenkalkulationen einiger
     Universitäten in ein schiefes Licht geraten waren und viel politischen Staub aufwirbelten, zahlen staatliche Fördereinrichtungen,
     aber auch private Stiftungen und Auftraggeber, heute in der Regel nur noch eine Pauschale von 20 bis maximal 35 Prozent der
     Projektmittel. Trotzdem bedeutet das aber immer noch sehr viel Geld für die allgemeine Kasse, und nicht selten können
research institutions
25 Prozent oder mehr ihrer Gesamtausgaben durch »federal dollars« bestreiten. In Einzelfällen kommen aus der »indirect-cost
     recovery« noch einmal bis zu zehn Prozent ihrer Budgets (Gladieux u.a. 2005: 173). Clevere Hochschulen nutzen dieses Geld,
     um ihre Wettbewerbsposition zu pflegen, erfolgreiche Forscher mit phantastischen Gehältern zu belohnen oder neue drittmittelstarke
     Professoren anzuheuern, die wissenschaftliche Infrastruktur zu verbessern oder in vielversprechende neue Arbeitsgebiete zu
     investieren. Phantasie und Ehrgeiz sind dabei keine Grenzen gesetzt – jedenfalls nicht durch knappe Ressourcen.
    Die wichtigste, wenn auch bei weitem nicht die größte Forschungsorganisation der USA ist noch immer die 1950 gegründete NSF.
     Im Vergleich zur opulenten Finanzierung der National Institutes of Health (NIH) mit einem Jahresbudget von 28,9 Milliarden
     Dollar nimmt sich das der NSF mit knapp 6 Milliarden Dollar geradezu winzig aus. Aber die Bandbreite ihrer Aktivitäten und
     die große

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