Traumfabrik Harvard
Achsen im Hochschulwettbewerb neu auszurichten,
schafften es die meisten der dazu diskutierten Überlegungen nicht einmal in den ersten Rohentwurf des Berichts. Selbst der
Vorschlag, die schwerfälligen und intransparenten Verfahren zur institutionellen Akkreditierung durch ein einheitliches nationales
System zu ersetzen, wurde rasch wieder beerdigt. Am Ende des Lieds blieb nur die Empfehlung übrig, ein standardisiertes System
zur Messung und Erfassung der Ausbildungsleistung sämtlicher US-Colleges aufzubauen, um den problematischen Steuerungsanreizen
der kommerziellen Rankings bessere Informationen entgegensetzen zu können. Es gibt nicht den geringsten Grund anzunehmen,
dass daraus in absehbarer Zeit etwas werden könnte.
Insgesamt ist festzuhalten, dass sich die hochschulpolitische Rolle der amerikanischen Einzelstaaten von der der deutschen
Länder erheblich unterscheidet. Dass die staatlichen
universities
, anders als in Deutschland, keine staatlichen Anstalten sind, sondern öffentlich unterstützte, selbständige Einrichtungen,
drückt sich schon in ihrer Organisation und Führung deutlich aus. Dafür ist kein Ministerium zuständig, sondern ein
board of
regents
oder
board of trustees,
dem die Entscheidungskompetenz in allen grundsätzlichen Fragen und Angelegenheiten der Hochschulen obliegt und dem von Amts
wegen Vertreter der Exekutive und gelegentlich auch Parlamentarier angehören. Mehrheitlich sind die
trustees
aber »normale Bürger«, |194| die das öffentliche Interesse an der Arbeit der Hochschulen als einer bürgerschaftlichen Veranstaltung und Einrichtung vertreten
sollen. Zusammensetzung und Aufgabenzuschnitt dieser Räte unterscheiden sich auch wieder von Staat zu Staat. In einigen gibt
es ein einziges
board
, das für die Budgets und Gehälter, die Besetzung der Leitungspositionen und strategische Planungen an allen öffentlichen
Hochschulen sowie für deren Koordination verantwortlich ist. Andere Staaten unterscheiden zwischen Entscheidungsgremien für
die
4-year institutions
und anderen Einrichtungen des tertiären Bereichs, einige noch genauer zwischen den verschiedenen Gruppen von Hochschulen wie
Forschungsuniversitäten, regionalen Hochschulen und community colleges
.
Viele verzichten auch ganz auf institutionenübergreifende
boards
und begnügen sich mit einem für jede Hochschule. In den meisten Staaten gibt es indes
state boards
mit übergreifenden Koordinationsaufgaben und
boards
für die strategische Leitung der einzelnen Einrichtungen. In all diesen Varianten erfolgt die Hochschulsteuerung jedoch immer
nur mittelbar und niemals direkt durch Ministerien oder Ämter.
194
197
194
197
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Drittmittel für die Forschung: Die Rolle des Bundes
Schon seit den 1960er Jahren geben die USA jährlich um die 2,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung
aus 91 – meistens eher etwas mehr als weniger, mit einem rasch wachsenden Anteil privater Aufwendungen und schwankenden Quoten für
die Grundlagenforschung. Diese wird typischerweise eher vom Staat als von der Wirtschaft finanziert und findet schätzungsweise
mehr als zur Hälfte an den Universitäten statt, die damit deren wichtigste Träger sind. Bedenkt man die Summen, die der Bund
seit 1945 für die Forschungsförderung über verschiedene Ressorts und Agenturen aufgebracht hat, und die kompetitive Dynamik
im gesamten
setting
der Forschungsfinanzierung ist es kein Wunder, dass amerikanische Universitäten zu allerersten Adressen und weltweit beneideten
Leuchttürmen für die Forschung werden konnten. Hinzu kommt, dass es in den USA, wiederum anders als in Deutschland, aus historischen
und ordnungspolitischen Gründen niemals zur Gründung großer, leistungsstarker Forschungseinrichtungen außerhalb der Universitäten
gekommen ist.
|195| Ein kurzer Blick in die Zahlen genügt, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie wichtig das
federal research funding
für die dortigen Hochschulen ist und welch starkes Gefälle in dieser Hinsicht selbst innerhalb der relativ kleinen Gruppe
von
research institutions
besteht: 2006 beliefen sich die gesamten Ausgaben für die Hochschulforschung in den USA auf 47,8 Milliarden Dollar. 30 Milliarden
(62,7 Prozent) davon kamen aus dem Bundeshaushalt. Nach Angaben der National Science Foundation (NSF) stieg das »federal spending
for academic research« zwischen 1982 und 2005 inflationsbereinigt jedes Jahr um 5,5 Prozent. Von den 30
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