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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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und teuer. Potentielle Gönner wollen umschmeichelt, aber nicht bedrängt werden, zu Dinnerparties und
     Vorträgen von Starprofessoren eingeladen werden und die Überzeugung vermittelt bekommen, dass ihre Spenden etwas ganz Besonderes
     bewirken oder in Gang setzen wird. Um sich der Gunst und Gelder ihrer Alumni dauerhaft zu versichern, laden Top-Unis alle
     fünf Jahre zu groß inszenierten Jahrgangstreffen, unterhalten in vielen Orten der Welt Alumni-Clubs und bieten exklusive Reisen
     und Kreuzfahrten mit gepflegter akademischer Umrahmung durch bekannte Professoren an. Mit solchen und anderen Aufgaben im
fundraising
,
relationship marketing
und in der Akquise von
research funds
beschäftigt Harvard sage und schreibe 620 Mitarbeiter. Schaut man auf die Ergebnisse, scheint sich dieser hohe Einsatz aber
     durchaus zu lohnen.
    Dank einer starken Wirtschaft und steigender Aktienkurse konnten die amerikanischen Hochschulen im Geschäftsjahr 2007 schätzungsweise
     29,8 Milliarden Dollar an privaten Zuwendungen und Spenden einsacken – so viel wie noch nie und 6,3 Prozent mehr als im Jahr
     zuvor. Seit 1987 sank die Ausbeute im Vergleich mit dem Vorjahr nur zweimal, während sie in 18 Jahren stieg, in fünf sogar
     zweistellig. Wie schon oft gebührte der Lorbeerkranz auch 2007 der Stanford University: Sie warb 832 Millionen Dollar an neuen
     Spenden ein. Harvard kam mit 614 Millionen auf den zweiten Platz, Nummer drei war die University of Southern California. |206| Unter den zehn erfolgreichsten
fundraisers
befand sich nur eine öffentliche Einrichtung, die UC Los Angeles. Nach neun privaten Universitäten belegte sie mit 365 Millionen
     Dollar den zehnten Platz. Auf den folgenden Rängen drängelten sich aber viele staatliche Institutionen, so dass sie schließlich
     acht von den Top 20 stellten. Stark im Geschäft waren auch hier wieder
flagships
wie Madison/Wisconsin, Ann Arbor/Michigan und die University of Virginia. Überraschend gut schlugen sich aber auch die University
     of Minnesota mit Einnahmen von 289 Millionen Dollar und die Indiana University mit 279 Millionen.
    Andere öffentliche Mega-Hochschulen wie Penn State, Ohio State oder Louisiana State, deren Forschungsetats es leicht mit denen
     privater Elite-Unis aufnehmen können, haben auf diesem Feld nicht viel zu vermelden. Staatliche Forschungsuniversitäten nahmen
     zwar insgesamt mehr Spenden ein als die privaten, umgelegt auf jede Einrichtung jedoch beträchtlich weniger – 68 Millionen
     Dollar statt 119 Millionen. In anderen Segmenten des Hochschulsystems sind die Unterschiede im Spendenaufkommen zwischen dem
     privaten und öffentlichen Sektor noch viel dramatischer – am stärksten bei den kleinen Hochschulen, zwischen denen ein großer
     Prestigeabstand besteht, wie der Vergleich zwischen privaten
liberal arts colleges
und öffentlichen
two-year institutions
demonstriert: Konnten diese nach Angaben des Council for Aid to Education 2006 2,54 Milliarden Dollar einwerben, brachten
     es die Community Colleges mit einem Vielfachen an Studenten nur auf kümmerliche 197 Millionen (
Chronicle,
22.2.2007).
    Selbst wenn einige staatliche Hochschulen mit erstaunlichen Erfolgen im
fundraising
aufwarten können, tun sie sich insgesamt ungleich schwerer damit als private. Manche Staaten belohnen jeden privat eingeworbenen
     Dollar ihrer Hochschulen mit einem Aufgeld. Wie die Association of Governing Boards of Universities and Colleges 2002 mitteilte,
     verfolgten 23 der 50 US-Staaten eine solche »matching funds« Politik, wobei elf einen Zuschuss von 1:1 auslobten. Damit wollten
     sie nicht nur die Spendenakquise stimulieren, sondern auch die private Spendenbereitschaft fördern, und das ist teilweise
     wohl auch gelungen. 93 Um den doppelten Vorteil privater Hochschulen beim Spendensammeln wettzumachen – ein durchweg höheres institutionelles Prestige
     und viel engere Verbindungen zur Geschäftswelt, deren Vertreter als
trustees
ihre
boards
bevölkern – reicht das indes noch lange nicht aus.
    Wie schon bei den Patenteinnahmen und bei den Drittmitteln für die Forschung zeigt sich somit auch bei den Spenden ein extrem
     ungleiches |207| Verteilungsmuster: Ein Viertel des gesamten Aufkommens kommt gerade mal zwei Prozent der Institutionen zugute, und typischerweise
     erhalten die reichsten Einrichtungen die höchsten Einzelspenden. Zu den interessantesten Phänomenen des Spendenbooms gehören
     spektakuläre »mega-gifts«. 2003 gab es in der

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