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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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ameliorated, as we fondly hope and believe, education is to be the chief instrument
     in |41| effecting it.« 14 Wohlstand und Glück, Teilhabe und Gerechtigkeit, Gemeinsinn und Verantwortung, Zukunft und
empowerment –
alles ist in
education
. So wurde sie zu einer »favored institution in American culture«, ja mehr noch, zu einer neuen Heilsbotschaft, die versprach,
     den legitimen Wunsch nach größtmöglicher Gleichheit der Einzelnen mit den tatsächlichen Unterschieden in Begabungen und Arbeitseifer,
     Glück und Geschick in Einklang zu bringen (Carnevale 2006). Noch der »No Child Left Behind Act« aus dem Jahr 2002, das als
     Jahrhundertwerk gepriesene Bundesgesetz, das die eklatanten Leistungslücken zwischen weißen und schwarzen, wohlhabenden und
     armen Kindern in den öffentlichen Schulen Amerikas innerhalb von zehn Jahren zum Verschwinden bringen sollte, ist der Vorstellung
     verpflichtet,
education
sei das beste – und vielleicht einzige – Mittel, den Teufelskreis von wirtschaftlichem Elend und sozialer Devianz zu durchbrechen
     und unterprivilegierten Jugendlichen die Chance auf ein besseres Leben zu eröffnen.
    Dieser Bildungsenthusiasmus und das Vertrauen in die Bildungsfähigkeit wie Bildungswürdigkeit jedes Menschen haben unter anderem
     dazu geführt, dass es in den USA seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein einheitliches, nur nach Jahrgangsstufen gegliedertes
     öffentliches Schulwesen gibt. Kinder ab der Mittelstufe in getrennte Schulformen zu sortieren, wie es in Deutschland üblich
     ist, erscheint aus amerikanischer Sicht als zutiefst undemokratisch. Obwohl alle Statistiken den starken Einfluss sozialer
     Herkunft auf Bildungsverläufe und Lebenschancen belegen, ist die große Mehrheit der Amerikaner felsenfest davon überzeugt,
     in einer offenen Gesellschaft zu leben, in der soziale Mobilität nicht bloß wohlfeiles Gerede, sondern eine Realität ist.
     »Class matters« – eine empirische Erhebung im Auftrag der
New York Times
zu einer gleichnamigen Artikelserie hat dies erst im Frühjahr 2004 noch einmal eindrücklich gezeigt: Obwohl die Schere zwischen
     Arm und Reich seit den 1990er Jahren immer schneller und immer weiter auseinandergeht, hat das der Vorstellung keinen Abbruch
     getan, mit Talent, Fleiß und Bildungswillen könne man es in Amerika auch heute noch von ganz weit unten nach sehr weit oben
     bringen.
    Das spiegelt sich in den Slogans wider, mit denen Schulen und Hochschulen öffentlich für sich und ihre Dienste werben: Sei
     smart, ergreife deine Chance, eine bessere bekommst du nirgendwo, bläuen sie den Passagieren von U-Bahnen und Bussen ein.
     »Thinking Ahead« prangt auf dem Logo der privaten Online-University of Phoenix, und wer ihre Homepage anklickt, wird mit der
     Aufforderung begrüßt: »Improve your life. Earn your |42| degree.« 15 Der Glaube an die wunderbare, heilsbringende Kraft von Bildung – »faith in education« – ist derart tief in alle Gruppen und
     Schichten der amerikanischen Gesellschaft eingegraben, dass er fast religiöse Züge trägt (Grubb/Lazerson 2004). Wie eine Nährlösung
     durchzieht dieses »gospel« auch hochschulpolitische Analysen und Standortbestimmungen und färbt sie ein. Für das Rollenverständnis,
     die Gestalt und das Curriculum des amerikanischen College war und ist es ungleich wichtiger als staatliche Anforderungen und
     wirtschaftliche Interessen. Dessen Funktion ging nicht darin auf, zunächst ein Durchlauferhitzer für die protestantischen
     Eliten Neuenglands und später dann eine Qualifizierungsmaschine für hochwertige Arbeitskräfte zu sein. Stattdessen verfolgte
     es stets einen
civic purpose
und verstand sich als »instrument of culture formation«, 16 so dass Talcott Parsons und Gerald M. Platt in ihrer anspruchsvollen soziologischen Studie über die amerikanische Universität
     aus dem Jahr 1973 seine eigentümliche Gestalt mit der Funktion begründeten, es solle eine »educated citizenry« heranbilden
     und sie befähigen, mit »competence and intelligence« zur »societal community« beizutragen (Parsons/Platt 1973: 162).
    Opportunity, equity
und
excellence
: Diese politisch hoch aufgeladenen Begriffe bilden das magische Dreieck der US-Hochschulentwicklung, treiben sie voran und
     sorgen dabei für immer neuen Brennstoff
.
Lange bevor europäische Länder soziale Chancengleichheit als ein Hauptanliegen nationaler Bildungspolitik entdeckten und ihr
     Hochschulwesen ausbauten, um mehr soziale Teilhabe,

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