Traumfabrik Harvard
Einrichtungen, obwohl alle ihren Professoren »competitive salaries« bieten wollen: So verdiente ein
full professor
in Harvard durchschnittlich 177.400 Dollar, in Stanford und Princeton um die 164.000, in Yale 157.600 und an der New York
University (NYU) auf dem zehnten Platz der privaten Gruppe »nur« 149.700 Dollar. Im öffentlichen Sektor waren die Abstände
kleiner. Dort beliefen sich die höchsten Gehälter auf 134.800 und 133.100 Dollar – am New Jersey Institute of Technology und
an der UC Los Angeles –, im dicht besetzen Mittelfeld auf etwa 130.000 und an der Hochschule auf dem zehnten Platz, der UC
San Diego, auf 124.400 Dollar (
Chronicle,
20.4.2007, A 10).
|88| Anders, als man es vielleicht erwarten würde, hat der enorme Bedeutungszuwachs der Forschung die institutionelle Segmentierung
der amerikanischen Hochschullandschaft nicht weiter verschärft. Zwar erklommen Macht und Ansehen der »Association of American
Universities« (AAU), in der sich die führenden Forschungsuniversitäten seit 1900 zusammenfinden, immer neue Höhen. Aber dieser
Verband war und ist kein Kartell zur Aufteilung des Marktes für Forschungsgelder und Doktoranden, sondern bringt nur die institutionellen
Ambitionen seiner Mitgliedshochschulen zum Ausdruck. Weil es für amerikanische
research universities
seit langem selbstverständlich ist, ihre Erfolge in der Rekrutierung begabter Studenten und Spitzenforscher, wissenschaftliche
Reputation und ihr Prestige untereinander ständig zu vergleichen und sich mit »peer institutions« zu messen, wurde der Wettbewerb
durch die Forschungsorientierung sogar noch stärker. Auch Hochschulen, die nicht zum exklusiven Zirkel der AAU gehörten, legen
hohe »institutional aspirations« an den Tag. Unter dem Motto »striving for excellence« entbrannte auf allen Rängen ein heftiger
Prestigekampf, der sich seit einigen Jahren zu einem regelrechten akademischen Wettrüsten der Hochschulen auswuchs.
Den führenden privaten Universitäten hat es nie an hohen Anprüchen und Erwartungen gemangelt – sie wollten immer schon
leaders
erziehen und selber den Ton und die Richtung in der Hochschulwelt (und am besten auch darüber hinaus) angeben. Wie selbstbewusst
sie auftreten, vermögen drei Texte aus jüngster Zeit zu illustrieren, mit denen berühmte Elite-Universitäten um Unterstützung
für ihre Entwicklungspläne warben: Private Forschungsuniversitäten, schrieb der
Provost
* der Duke University 2001, zeichne ein »commitment to national and international leadership« aus. Daher sei es ein »overriding
goal« seiner Universität, »to be among the small number of institutions that define what is best in American higher education«.
Zwar könne sie auch von anderen lernen, »but we must also set our own sights and help set the standards for others«. Die Stanford
University stimmte handverlesene Alumni Anfang 2006 mit starken Worten auf spektakuläre »Initiativen« ein, die sie mit den
Einnahmen aus einer großen
fundraising-
Kampagne finanzieren wollte: Seit ihrer Gründung vor mehr als 100 Jahren sei die Universität »a poineer in higher education«
mit einem »spirit of bold leadership« gewesen – und das verpflichte sie, darin weiter voranzugehen. »Stanford has the opportunity
to be the leading institution in the search for knowledge […] and in the education of future leaders who are equipped for
the 21 st century. This is our mission.« Mit |89| den neuen Vorhaben sei die Universität »singularly qualified to pursue this opportunity«.
Im dritten Beispiel geht es um Überlegungen der Yale University, ihre Studienplätze im
undergraduate-
Bereich
auszuweiten und dafür zwei oder drei neue
residential colleges
zu bauen. Dazu gab Präsident Rick Levin im Februar 2007 der »Yale College Community« unter anderem Folgendes zu bedenken:
Die Universität besitze eine »exceptional record in educating leaders in all walks of life for this country and the world
[…] Our mission has expanded to embrace the education of leaders for the world, not simply our nation. Increased enrollment
would create more opportunity for Americans as well as international students. […] The prospect of expansion presents an opportunity
to augment Yale’s capacity to contribute to the strengthening of our nation and the betterment of the human condition globally.« 28 Starke Worte, stolze Versprechungen. Ob hier der Ton die Musik macht oder ob die Musik die
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