Traumfabrik Harvard
Group rühmt sich die 1976 gegründete University of Phoenix, die ihre anwendungsorientierten
Studienprogramme hauptsächlich über das Internet anbietet (72 Standorten in den USA), einer Gesamtzahl von inzwischen mehr
als 250.000 Studenten (die amtliche Statistik für 2005 will ihr freilich nur 117.309 zuerkennen).
Selbst eine so einfache Frage wie die nach der typischen Größe einer bestimmten Hochschulart konfrontiert uns also mit verwirrenden
Ergebnissen. Die Gruppe der »Associate’s colleges« versammelt alle Einrichtungen, die entweder nur
associate degrees
verleihen oder in denen nur weniger als zehn Prozent aller Abschlüsse auf den Bachelor entfallen. Das gilt für 41,4 Prozent
aller in der CC erfassten Institutionen, die mit 38,8 Prozent auch einen annähernd gleich großen Anteil der knapp 17,6 Millionen
Studenten stellen. 60,9 Prozent dieser Einrichtungen trägt die öffentliche Hand, in der Regel durch verschiedene Gebietskörperschaften,
nur etwa sieben Prozent sind privat
non-profit
, und den Rest von fast 32 Prozent stellen die bereits erwähnten kommerziellen Mini-Institute. Die 1.078 öffentlichen Colleges
aus dieser Kategorie verteilen sich relativ gleich auf zwölf nach geographischer Lage und Größe differenzierte Untergruppen
– ein Indiz dafür, dass sie mittlerweile im wörtlichen Sinn zu einer Volks-Hochschule geworden sind.
Zu den »Research Institutions« zählt eine Universität in der CC, wenn sie mindestens 20 Ph.D.-Grade pro Jahr verleiht. Die
282 Institutionen, auf die das zutrifft, repräsentieren nur 6,4 Prozent der erfassten Einrichtungen, aber 27,9 Prozent aller
Studenten. Spielten gemeinnützige private Hochschulen in der Rubrik »Associate’s Colleges’« nur eine randständige Rolle, sieht
das hier ganz anders aus. 116 der 282 Forschungsuniversitäten |98| sind privat, aber nur acht davon
for-profit
. In der Untergruppe der 96 Hochschulen mit »very high research activity« stellen sie ein gutes Drittel (N = 33), die aber
im Schnitt jeweils nur halb so viele Studenten wie ihre staatlichen Schwestern haben – 14.110 im Vergleich zu 30.161. Was
die privaten Forschungsuniversitäten viel deutlicher von den staatlichen unterscheidet als Studentenzahlen, ist – neben üppigen
endowments
– die Relation zwischen
undergraduates
und
graduates
. Liegt sie im öffentlichen Sektor bei etwa 3:1 und in
flagship institutions
wie Berkeley, Ann Arbor oder Madison bei circa 2:1, dreht sich das Verhältnis im privaten Sektor um. Dass Universitäten mehr
College-Studenten als
graduate students
haben – wie in Princeton und in der New York University (NYU) –, ist dort die große Ausnahme. Mehrheitlich zählen sie auch
nicht bloß ein wenig mehr
graduates
, so wie das in Yale, Pennsylvania oder Stanford der Fall ist, sondern doppelt so viele wie in Harvard, Chicago und Columbia
oder sogar mehr als dreimal so viele wie an der Johns Hopkins University in Baltimore.
Geht man in der Reihenfolge der »basic classifications« weiter, nimmt die Präsenz und Rolle privater Hochschulen im selben
Maße zu wie die Durchschnittsgröße der Einrichtungen sinkt. Von den 665 »Master’s colleges and universities« ist mehr als
die Hälfte (N = 363) privat und
non-for
profit
; allerdings haben sie jeweils nur halb so viele Studenten wie die 268 öffentlich finanzierten Einrichtungen. Warum wiederholt
sich dieses Muster so hartnäckig in allen Kategorien? Die Antwort darauf liegt wahrscheinlich in der Geschichte der Hochschulentwicklung
in den USA und in der Rolle privater Institutionen. Weil sie oft die Bedürfnisse einer bestimmten Klientel bedienten, blieben
ihr Geschäftsfeld und Aktionsradius begrenzt. Zu Massenanbietern konnten und wollten sie nicht werden, weil sie auf diesem
Markt mit staatlichen Anbietern hätten konkurrieren müssen, denen sie mit »Massenware« niemals Paroli bieten konnten. Mit
der Ausbreitung staatlicher Gesamthochschulen wurden private Einrichtungen vollends zu Nischenanbietern. Sie versprachen etwas,
was jene nicht erbringen konnten und wofür ihre Klientel gern tiefer in die Tasche griff.
Was das konkret bedeutet, zeigt der Blick hinter die Kolonnen der vierten Kategorie, der »Baccalaureate Colleges«, die ihren
Schwerpunkt in der vierjährigen Collegeausbildung haben und im Jahr nur höchstens 50 Master- oder 20 Doktorgrade verleihen
dürfen. Immerhin geht es hier um die Mutter aller amerikanischen Hochschulen
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