Traumfabrik Harvard
in die schöne neue Welt der
for-profit-
Einrichtungen am Schluss. In der vierten Etappe geht es um Rankings und ihre Funktion auf dem amerikanischen Hochschulmarkt.
Fünftens und letztens stellen wir zwei Vorschläge vor, wie man unterschiedliche Arten von Colleges im amerikanischen Hochschulsystem
voneinander abgrenzen könnte. Dabei geht es auch noch einmal um die Frage, was dieses merkwürdige Gebilde in seinem Innersten
zusammenhält und welche Rolle darin einerseits Markt und Wettbewerb und andererseits staatliche Interventionen und Rahmenregelungen
spielen.
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Das Carnegie-Register
Wer sich einen Überblick über das amerikanische Hochschulwesen verschaffen will, kommt an der CC nicht vorbei. Ihre sechs
Grundkategorien vermitteln einen Sinn für die Proportionen und das jeweilige Gewicht des |96| öffentlichen und privaten Sektors in den verschiedenen Abteilungen der Hochschulbildung. Lässt man den Spezialfall der »Tribal
Colleges« in den Indianerreservaten und den bunten Flickenteppich der »Special Focus Institutions« außer Acht (Ingenieurschulen,
selbständige
professional schools,
Kunst- und Musikhochschulen, konfessionelle Hochschulen), bleiben vier Blöcke übrig, die 80 Prozent aller Hochschuleinrichtungen
und 97 Prozent aller Studenten abdecken: »Associate’s Colleges«, »Research Institutions«, »Master’s colleges and universities«
und »Baccalaureate colleges«.
Wie aus Tabelle 2 im Anhang hervorgeht, befinden sich 39,5 Prozent aller in der CC erfassten Einrichtungen in staatlicher
Trägerschaft, etwas mehr, nämlich 39,8 Prozent sind »independent«, also privat, aber
not-forprofit
, und immerhin 20,7 Prozent privatwirtschaftliche Hochschulbetriebe
for-profit
. 33 Das Bild von einem Übergewicht privater Einrichtungen von 3:2 kippt allerdings in das einer Unterlegenheit von 1:3, wenn
man nicht die Zahl der Einrichtungen, sondern die der Studenten betrachtet: An staatlichen Hochschulen sind 74,4 Prozent,
an gemeinnützigen privaten Einrichtungen 20,5 und an
for-profits
5,1 Prozent eingeschrieben. Gemessen an den Studentenzahlen sind staatliche Hochschulen im Schnitt also viel größer als private.
Das hat nicht zuletzt mit dem jeweils unterschiedlichen Gewicht beider Sektoren in den vier Grundkategorien der CC zu tun:
Befinden sich in den ersten beiden – »Associate’s colleges« und »Research institutions« – jeweils 60 Prozent der Einrichtungen
in öffentlicher Trägerschaft, verhält es sich bei den »Master’s colleges and universities« damit genau umgekehrt, und unter
den »Baccalaureate colleges« sind es sogar weniger als 20 Prozent. Das ist insoweit bedeutsam, weil an den 282 »Research Institutions«
der ersten Kategorie dreieinhalb Mal so viele Studenten eingeschrieben sind wie an den 765 Einrichtungen der letzten.
Die Größe einer Hochschule taugt demnach nicht viel zur weiteren Orientierung. So stellen etwa die 602 privaten
for-profit-
Einrichtungen 33,1 Prozent aller 1.814 »Associate’s Colleges«, haben aber nur 4,7 Prozent von deren Studenten. Mit durchschnittlich
531 Studenten repräsentieren sie die mit Abstand kleinsten Hochschulen innerhalb der CC. Die größten finden sich in der Gruppe
der 96 Universitäten mit »very high research activity«, der unter anderem die acht
ivy leagues
und die
flagships
vieler Einzelstaaten angehören. Mit 24.638 Immatrikulationen waren diese Hochschulen fast 41-mal so groß wie die 603 kommerziellen
Colleges, deren gesamtes Studentenaufkommen von nur 13 solcher Universitäten aufgewogen |97| wurde. Wie passt das aber zu der gängigen Annahme, dass amerikanische Elite-Unis kleine private Einrichtungen sind?
Unter der Kategorie »Research Institutions« versammeln sich Hochschulen ganz unterschiedlichen Kalibers. An der Arizona State
University in Phoenix, dem Schiff mit der größten Tonnage aus dieser Rubrik, waren 2007 64.400 Studenten eingeschrieben, und
eine Reihe anderer staatlicher Hochschulen schaffte es über die 40.000er Marke. Andererseits tummeln sich dort auch sehr kleine
private
non-for-profit-
Einrichtungen wie die Yeshiva University, eine orthodox-jüdische Hochschule in New York, mit 6.200, das noble Dartmouth College
in New Hampshire mit 5.800 und das berühmte CalTec mit nur 2.100 Studenten. Die mit Abstand größte Hochschule in den USA ist
keine staatliche, sondern privat
for-profit:
Betrieben von der an der NASDAQ gehandelten Apollo
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