Traumfabrik Harvard
des Erziehungsministeriums bereits 246 leisten (
Chronicle
2007: 36).
Sämtliche Hochschulen, die im gängigen Verständnis als »Elite-Schools« durchgehen, können sich also rühmen, ihre Studenten
aus einer großen Schar herausragender Bewerber handverlesen zu haben. Damit korrespondiert ein weiteres gemeinsames Merkmal
– nämlich phantastisch hohe Studienerfolgsquoten (
graduation rates
). Schließen von allen College-Studenten in den USA nur 55,9 Prozent ihr Studium innerhalb von sechs Jahren nach Beginn erfolgreich
ab (
Chronicle
2007: 14), erwerben an den »Elite-Schools« durchweg mehr als 90, manchmal sogar mehr als 95 Prozent nach nur vier Jahren den
Bachelorgrad. Wer es geschafft hat, die extrem hohen Aufnahmehürden zu nehmen, bewältigt das Studium also ohne größere Probleme.
Darüber hinaus gibt es
materielle
Kennzeichen für eine Elite-Uni. Allerdings sind diese weit weniger griffig als die Selektivität: Erstens ein Studienangebot,
in dem die
arts and sciences
obenan stehen, und zweitens eine »educational philosophy«, die sich den
liberal arts
verpflichtet weiß und die Förderung von
leadership-Qualitäten
der Studenten aufs Panier geschrieben hat (Jencks/Riesman 1968). Dazu gehört zum einen eine idealisierte Gemeinschaftserfahrung
in der
peer group
– das Leben im
residential college
, der hohe Stellenwert des Sports, insbesondere des sportlichen Wettkampfs im Team,
community service
und Projektarbeit. Zum anderen pflegen viele Elite-Unis ein erstaunliches Angebot an künstlerisch-musischen Aktivitäten. Ihre
Theaterproduktionen, Konzerte und Kunstsammlungen können sich sehen lassen. Einige der besten privaten Forschungsuniversitäten
umfassen neben
departments
für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft veritable Kunst- und Musikhochschulen oder auch eine School of Drama, die mit hochklassigen |103| Vernissagen, Aufführungen und Konzerten das Campusleben bereichern. Die Yale School of Art beispielsweise gilt als eine der
besten Kunstakademien in den USA, und selbst die stark den Ingenieurwissenschaften zugetane Stanford University leistet sich
eine ausgezeichnete School of Music. In jüngster Zeit ist es im harten Prestigekampf der privaten Universitäten schick geworden,
mit ehrgeizigen Ausbauplänen für »arts, music and drama« aufzuwarten und dafür großzügige private Spenden einzuwerben.
Was Henne, was Ei, ist auch in diesem Fall schwer zu entscheiden: Dient es dem snobistischen Distinktionsbedürfnis oberer
Schichten, auf den
liberal arts
zu insistieren, weil die große Masse der Studenten, wie wir gesehen haben, einer berufsorientierten Hochschulausbildung in
»career fields« nachgeht? Oder verhilft ein solches Studium seinen Absolventen tasächlich zu besonderen Kompetenzen und Qualifikationen,
dank derer sie herausgehobene und einflussreiche gesellschaftliche Positionen einnehmen können? Tatsache ist, dass die »vocational
transformation« (Grubb/Lazerson 2004, 2005) der amerikanischen Hochschulbildung in erster Linie von den großen, wenig selektiven
staatlichen Universitäten und von regionalen Hochschulen getragen wird. Deren Studenten absolvieren ein berufsbezogenes Studium,
das sie für »middle-level managerial positions« oder wenig anspruchsvolle
white-collar-
Tätigkeiten qualifizieren soll. So gesehen sind gute regionale Hochschulen oder riesige Supertanker wie Florida State, Wayne
State, Syracuse mit jeweils mehr als 50.000 Studenten viel repräsentativer für das US-Hochschulwesen als die üblichen Verdächtigen
und ikonischen Institutionen wie Harvard, MIT und Princeton. In solchen Einrichtungen führen die
arts and sciences
, die die amerikanische Hochschulbildung zu dominieren begannen, als die Colleges noch ein Reservat für die obere Mittelschicht
waren, zwar nicht gerade ein Schattendasein. Aber sie sind längst nicht mehr die organisatorischen Grundbausteine, das akademische
Herz der Hochschulen. Dass sie überhaupt noch auf der Menükarte stehen, verdanken sie meist nur ihrer Rolle in der für alle
Studenten noch immer obligatorischen
general education
. In der freien Feldschlacht der
majors
hat die Philosophie keine Chance gegen »Hotel Management«, »Culinary Schools« und insbesondere »Business«, das in diesen Einrichtungen
de facto zum neuen »core curriculum« geworden ist.
Die
flagship institutions
des öffentlichen Sektors, private Forschungsuniversitäten und kleine, hoch selektive Colleges
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