Traumfabrik Harvard
des SAT heimsen
sie einsame Spitzenwerte ein, während sie im sprachlichen Teil nur geringfügig niedrigere Durchschnittswerte erzielen als
die »whites«. Unter den Kautelen einer strikt leistungsbezogenen Zulassungspolitik haben sie damit allerbeste Voraussetzungen
für einen Platz an einem College für die Elite.
Dass das
American college
allen Verheißungen zum Trotz heute weniger als »engine of opportunity« (Bowen u.a. 2005) denn als gesichertes Revier für die
middle classes
fungiert, lassen die Angaben zum Haushaltseinkommen der Herkunftsfamilien vermuten: Nur 28,2 Prozent der Studienanfänger meldeten
2006 Werte unterhalb des nationalen Medians von 48.201 Dollar pro Jahr, 34,7 Prozent zwischen 50.000 und 100.000 und 18 Prozent
zwischen 100.000 und 200.000 Dollar. Von den Highschool-Absolventen aus der höchsten Einkommensquintile gehen ungefähr 80
Prozent unmittelbar nach der Schule aufs College; aus der untersten Quintile sind es nur gut 50 Prozent (College Board 2007:
30). Von den Achtklässlern, die 1988 in standardisierten Mathematiktests am besten abschnitten, besuchten acht Jahre später
aus Familien des obersten Einkommensviertels fast alle ein
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year college
, von denen aus dem untersten Einkommenviertel dagegen nur 74 Prozent (ebd.: 35). Was Studenten aus einkommensschwächeren
Familien vom Studium an den am höchsten angesehenen Hochschulen abhält, sind nicht nur ökonomische Gründe. Auch mangelndes
Selbstvertrauen und unterschiedliche Erwartungen an eine Hochschulbildung, steigende Leistungsanforderungen in den Colleges
und der Umstand, dass der Weg ins College von der Herkunftsfamilie oft kritisch beargwöhnt wird, tragen zu solchen Disparitäten
bei. »Low income students« bewerben sich seltener |169| als Highschool-Absolventen aus der Mittelschicht um einen Studienplatz und haben viel schlechtere Aussichten, an einem der
höchst begehrten College zu landen (Bowen u.a. 2005). Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende: Wenn sie überhaupt
studieren, brauchen sie länger bis zu einem Abschluss, wie die Studienerfolgsstatistiken der Studienanfänger von 1995 zeigt.
Danach erwarben innerhalb von sechs Jahren nur 62 Prozent von denen aus Familien mit weniger als 40.000 Dollar Jahreseinkommen
(1994) einen Bachelorgrad, aber 78 Prozent von denen aus Familien mit 70.000 Dollar und mehr (College Board 2007: 36).
Zwei voneinander völlig unabhängige Beobachtungen illustrieren das
equity
Dilemma beim Hochschulzugang und die Wechselwirkung verschiedener Faktoren: So nahm zwischen 1985 und 1999 quer durch alle
ethnischen Gruppen die Anzahl von Bewerbungen für jeden Studienplatz stark zu. Infolgedessen sanken die Zulassungsraten –
aber nicht die der »white/ caucasian« Studenten. 82 Zwischen 1994 und 2004, zeigte zweitens 2007 eine Studie der Consultingfirma »Eduventures«, stieg der Anteil sogenannter
»merit scholarships« an den finanziellen Hilfspaketen von Hochschulen für ihre Studenten von sechs auf 16 Prozent. Derartige
Unterstützungen sind zu einem beliebten Instrument im Hochschulwettbewerb geworden: Sehr gute Studenten werden mit beträchtlichen
Preisnachlässen geködert. Ein größerer Anteil von »merit aid« geht aber eindeutig zu Lasten der Mittel, die für einkommensschwache,
bedürftige Studenten zur Verfügung stehen. Andererseits kommen leistungsbezogene Stipendien überwiegend Studenten aus wohlhabenden
Familien zu Gute – die aus dem obersten Einkommensquartil bezogen dreimal so häufig welche wie die aus dem untersten (
Chronicle
, 17.1.2007).
Von den
freshmen
des Jahres 2007, die schon wussten, für welches Studienfach sie sich entscheiden würden, steuerten mit 17,9 Prozent die meisten
»Business« an (23 der Männer, aber nur 13 Prozent der Frauen), gefolgt von »Professional services« mit 13,5 Prozent (bei umgekehrter
Geschlecherpräferenz – acht Prozent der Männer, 18 Prozent der Frauen), zu denen vor allem Tätigkeiten im Gesundheitswesen,
aber auch Architektur und Pharmazie rechnen. In der Beliebtheitsskala folgten dann »Arts und Humanities« mit 13,1 Prozent
der Nennungen, Sozialwissenschaften mit 11,2 und »Education« (Grundschullehrer- und Erzieherausbildung) mit 9,5 Prozent (
Chronicle
, 26.1.2007, A 40). Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz rangierten Mathematik und Naturwissenschaften außerhalb der Biologie
mit 3,1 Prozent. Diese Zahlen bestätigen den bereits mehrfach beleuchteten
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