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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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Trefferwahrscheinlichkeit in Elite-Institutionen landen. Ein Aufstieg aus bescheidenen
     sozialen Verhältnissen »aus dem Stand« heraus dorthin ist nahezu unmöglich. Wenn überhaupt, dann führt der Weg über zwei Generationen,
     nachdem es die erste dank eines Studiums an einer Hochschule der R-Klasse in die
middle
classes
geschafft hat. Während das Versprechen vom
American Dream
und von
meritocracy
damit eigentlich nur in der
mass higher education
voll zum Tragen kommt, erreicht es über diesen Umweg und zeitversetzt schließlich auch den Elitesektor.

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|172| Studiengebühren
    Zum Schluss unserer Betrachtungen des
American college
geht es um das brisante Thema der Studiengebühren. Hat der unaufhaltsame Kostenanstieg viele potentielle Studenten von einer
     Collegeausbildung abgeschreckt? Kann ein Studium bei so horrenden Preisen überhaupt noch eine ökonomische Rendite abwerfen?
     Hat der wachsende Bewerberandrang auf das teuerste Elite-Segment vielleicht andere Gründe?
    Warum der Staat allen Highschool-Absolventen ein kostenloses Studium garantieren sollte, ist Amerikanern schwer zu vermitteln.
     Dass ein Studium nicht umsonst zu haben ist, leuchtet allen sofort ein. Wer in den USA studiert, muss Gebühren zahlen – nicht
     nur an den feinen privaten Colleges, sondern auch an allen staatlichen Hochschulen. Schon 1835 hatte Alexis de Tocqueville
     fasziniert festgestellt, es gebe kein zweites Land auf der Welt, »in dem sich die Menschen so anstrengen, um es zu sozialem
     Wohlergehen zu bringen« (Tocqueville 1985: 28). Und da alle Amerikaner wissen oder jedenfalls fest daran glauben, dass man
     mit einem Collegeabschluss mehr verdienen und ein in vielerlei Hinsicht interessanteres, besseres Leben führen kann, wird
     es als selbstverständlich hingenommen, ja sogar für recht und billig befunden, dass man sich dafür nicht nur anstrengen muss,
     sondern etwas bezahlen soll. Hochschulausbildung gilt als Investition, die sowohl private als auch öffentliche Renditen abwirft
     und daher sowohl privat als auch öffentlich zu finanzieren ist.
    Seit den späten 1980er Jahren sieht sich dieser unausgeprochene Grundkonsens, auf dem die Mischfinanzierung des amerikanischen
     Hochschulwesens beruht, einer harten Belastungsprobe ausgesetzt. Massive Rückschnitte in der öffentlichen Finanzierung und
     steigende Betriebskosten der Hochschulen ließen die Studiengebühren rasant steigen. Gerade Familien aus der Mittelschicht
     wurden und werden davon hart getroffen. Vertreter der Wirtschaft, Journalisten und vor allem Eltern mit Kindern, die jetzt
     schon studieren oder demnächst studieren wollen, sind sich darin einig, dass dem »Standort USA« und seiner Gesellschaft schwerer
     Schaden droht, wenn sich die
middle classes
eine Collegeausbildung nicht mehr leisten können. Politiker drängen die Hochschulen deshalb zu schärferer Kostenkontrolle,
     mehr Leistung fürs Geld und größerer Leistungstransparenz. Nach ihrer Lesart bekommen die Colleges nicht etwa zu wenig Geld,
     sondern haben ein Produktivitätsproblem – sie verschwenden Ressourcen. Zugleich versprechen Politiker den Wählern immer gern,
     dass das College |173| bezahlbar bleibt – und stellen eine generöse Aufstockung der Stipendien aus dem Bundeshaushalt oder höhere Steuerfreibeträge
     in Aussicht.
    Was sind nun aber die Fakten? Wie stellt sich 2008 die Lage an der Gebührenfront dar? Die Spanne verlangter Preise ist riesig;
     selbst innerhalb eines Segments vergleichbarer
4-year institutions
streuen sie erheblich. Angaben zu den durchschnittlichen Gebühren an privaten und öffentlichen Hochschulen bieten daher nur
     eine grobe Orientierung. Die Musik liegt im Detail. Studiengebühren spiegeln zwar in erster Linie den Finanzbedarf einer Hochschule,
     doch in die Preisgestaltung fließen auch Marketing-Überlegungen und politische Gesichtspunkte ein. Im öffentlichen Sektor
     haben Politik und Regierung der Einzelstaaten über die
boards of regents
bei der Preisgestaltung ihrer Hochschulen ein Wort mitzureden. Manche setzen Obergrenzen fest, an die sie sich zu halten haben.
     Im privaten Sektor gibt es keine Regulative. Das Preisgebaren der einzelnen Einrichtungen unterliegt keiner Aufsicht, und
     die Preise bestimmen sich allein am Markt – aber nicht durch Angebot und Nachfrage, sondern durch den Wettbewerb der Anbieter,
     die sie aufeinander abstimmen. Am Tenor gibt es dennoch nichts zu deuteln: Preisschilder für

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