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Traumfabrik Harvard

Titel: Traumfabrik Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiterer
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das
undergraduate college
sind heute nicht nur nominell, sondern auch inflationsbereinigt viel teurer als 1975. Betrug die »average tuition« (in Preisen
     von 1999) an öffentlichen Colleges damals 1.386 Dollar, waren es 2000 3.356 Dollar – fast zweieinhalb mal so viel. Im privaten
     Sektor stiegen die Preise zwar etwas langsamer, aber von einem wesentlich höheren Niveau: Aus 6.793 Dollar wurde 25 Jahre
     später reale 15.380 (Faktor 2,3). Der Abstand zwischen beiden Sektoren verringerte sich also gerinfügig – private Hochschulen
     verlangten im Jahr 2000 nicht mehr 4,9 mal so viel Gebühren wie die staatlichen, sondern nur noch 4,6 mal so viel (Johnstone
     2001: 152).
    Auch in den Elite-Tempeln kostete ein College-Jahr 1975 real nur ein knappes Drittel dessen, was Eltern und Studenten 2006
     dafür hinblättern mussten: Verlangte die private Quadriga Harvard, Princeton, Stanford und Williams im Durchschnitt 33.350
     Dollar nur an Gebühren, waren es 30 Jahre früher 12.538 (Faktor 2,65, in Preisen von 2006). Eine führende Troika im öffentlichen
     Bereich – Ann Arbor, UC Los Angeles und Chapel Hill – legte noch kräftiger zu: Aus den durchschnittlich 2.418 Dollar von 1975
     wurden dort 2006 7.093 – 2,9-mal soviel. 84 Die Teuerungswelle erfasste ausnahmslos alle Hochschulen. Die Preise an den schon immer teuren Spitzeneinrichtungen erreichen
     mittlerweise Schwindel erregende Höhen. Nach den Statistiken des College Board und des
Chronicle
betrugen |174| die durchschnitlichen Gebühren (»Tuition and Fees«) für das Studienjahr 2007/08 an öffentlichen Hochschulen 6.185 Dollar und
     an privaten 23.712, also 3,8 mal so viel (
Chronicle,
2.11.2007, A 26). Darüber hinaus wurden für Unterkunft und Verpflegung an öffentlichen Hochschulen noch einmal 7.404 Dollar
     und im privaten Bereich 8.595 Dollar fällig. Von der tatsächlichen Preis-Spreizung vermitteln diese Werte aber bestenfalls
     eine Ahnung. Sämtliche hoch gerankten private Universitäten und Colleges verlangen zwischen 33.000 und 35.000 Tausend Dollar
     im Jahre nur an Gebühren. Rechnet man Unterbringungskosten und die Ausgaben für Bücher, Transport, Kleidung und Krankenversicherung
     hinzu, werden für ein Collegejahr an einer
ivy league
heute locker mehr als 50.000 Dollar fällig. Ein Bachelor summiert sich auf gut 200.000 Dollar, und darin ist noch nicht einmal
     der Talar für die Abschlussfeier inbegriffen.
    Staatliche Hochschulen sind im Vergleich dazu spottbillig – vor allem für Landeskinder. In Berkeley beispielsweise werden
     ihnen nur 7.164 Dollar in Rechnung gestellt (statt 26.784 für »out-of-state students«), an der University of Virginia 8.500
     (statt 21.438) und in Ann Arbor 10.447 Dollar (statt 31.301). Dabei sind das die Edelmarken mit den teuersten Preisen. Die
     meisten öffentlichen Forschungsuniversitäten bitten Landeskinder noch viel weniger zur Kasse – die Louisiana State University
     verlangt von ihnen 4.543 Dollar, die University of North Carolina 5.340 oder die SUNY at Buffalo 6.218 Dollar (was ziemlich
     genau dem Durchschnittswert für die Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen entspricht). Natürlich lässt sich trefflich
     darüber streiten, ob die Ausbildung in Baton Rouge oder Chapel Hill wirklich nur ein Achtel oder ein Sechstel so viel Wert
     ist wie die in Harvard oder Yale. Allerdings sollte man bei solchen Gegenüberstellungen stets bedenken, dass nur drei Prozent
     aller
undergraduates
an Colleges studieren, die mehr als 25.000 Dollar an Gebühren verlangen. Fast zehnmal so viele studieren an »billigen« Hochschulen
     mit einer
tuition
von weniger als 4.000 Dollar
.
    An dieser Stelle ist eine weitere Klarstellung nötig: Alle diese Zahlen gelten nur für das vierjährige
undergraduate college.
Die Gebühren für eine
professional education
stehen auf einem ganz anderen Blatt. In einer guten
law
school
oder
medical school
belaufen sie sich leicht auf mehr als 45.000 Dollar pro Jahr. Stipendien und Förderprogramme sind dort äußerst rar. Wenn sie
     keinen Scheck von den Eltern bekommen können, bleibt Studenten daher nichts weiter übrig, als diesen zweiten Studienabschnitt
     durch Darlehen zu finanzieren. Weil so viele Ärzte und Juristen am Ende ihrer Ausbildung |175| hoch verschuldet sind, finden sie es nur legitim, viel Geld zu verdienen. Das ist ein wichtiger Grund dafür, warum die Gehälter
     in diesen Berufen in den USA weit höher sind als in Deutschland. 150.000 oder gar

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