Traumfabrik Harvard
von Highschool Absolventen um 16,8 Prozent. Der von College-Absolventen stieg dagegen in derselben
Zeit um 18 Prozent (Grubb/Lazerson 2004: 161). Selbst wenn man die Gesamtkosten eines Studiums in die Kalkulation einbezieht
(Gebühren, Lebensunterhalt, entgangener Verdienst), verspricht der Bachelor eine attraktive Rendite. Aufs College zu streben,
koste es, was es wolle, scheint daher ein Gebot der Stunde. Diesem eindeutig positiven Zusammenhang zwischen »education and
opportunity« verdankt das es allen Klagen über steigende Kosten und den verrückten Wettbewerb zum Trotz seine andauernde und
stetig steigende Attraktivität.
Betrug das Brutto-Jahreseinkommen von Collegeabsolventen 2005 im Mittelwert 50.900 Dollar, brachten Beschäftigte mit einem
HSD nur 31.500 Dollar nach Hause. Alle Investitionen und Kosten für die Collegeausbildung haben sich damit nach 14 Jahren
Berufstätigkeit amortisiert (College Board 2007: 9, 11), von den vielen indirekten Vorteile und Vergünstigungen ganz zu schweigen
– ein deutlich geringeres Risiko, arbeitslos zu werden, eine größere Wahrscheinlichkeit, durch den Arbeitgeber krankenversichert
zu sein und überhaupt eine bessere Gesundheit. 87 Das College ist mehr als ein Projekt zur Optimierung individueller Lebenschancen – es bleibt auch für die allgemeine Wohlfahrt
von größter Wichtigkeit: »Higher levels of education are correlated with higher levels of civic participation, including volunteer
work, voting, and blood donation, as well as with greater levels of openness to the opinions of others.« (Ebd.: 2)
|179| Damit ist die Frage nach dem speziellen Wert eines Abschlusses von einer Elite-Hochschule aber noch immer nicht beantwortet.
Rentiert es sich, an einer
selective school
zu studieren und dafür so viele zusätzliche materielle und immaterielle Kosten auf sich zu nehmen? Einige Formen von Erträgen
liegen auf der Hand und sind gut dokumentiert: Absolventen dieser Einrichtungen setzen viel häufiger als der Durchschnitt
ihre Hochschulausbildung in
graduate
oder
professional studies
fort, ergreifen viel wahrscheinlicher einen Beruf mit hohem Status und sind dementsprechend in den »besseren Kreisen« der
Gesellschaft, den Reichen und Mächtigen, besonders stark vertreten. Ob und inwieweit sich das alles wirklich rechnet, ist
allerdings unklar. Man weiß lediglich, dass zwischen der Selektivität einer Hochschule und dem späteres Verdienst der Absolventen
keine lineare Verbindung besteht (Dill/Soo 2005) – jedenfalls nicht generell, sondern höchstens in einer Handvoll illustrer
Hochschulen. Nicht unterschätzen darf man freilich den Signalwert des Elite-Siegels. Einen Collegeabschluss zu besitzen oder
nicht macht, wie wir gerade gesehen haben, einen großen Unterschied sowohl für das »well being« als auch die Lebensführung
von Menschen. Wo man den Abschluss erworben hat, setzt noch einen oben drauf – je selektiver der Zugang, desto besser die
»socioeconomic outcomes« einer Collegeausbildung (Karen 2002).
Auch wenn viele Studenten der
ivy leagues
am Studienende noch keine genauen Vorstellungen darüber haben, was sie in und mit ihrem weiteren Leben machen wollen, hilft
ihnen der Name der Hochschule auf ihrem weiteren Weg. So reservieren große Wall Street Firmen und Top-Adressen aus
coporate America
für Absolventen aus Yale und Harvard deutlich mehr Plätze in den jährlichen Rekrutierungsrunden für Nachwuchskräfte als für
Top-Studenten sehr guter Colleges mit weniger glanzvollem Namen. Diese Kandidaten müssen sich nicht abstrampeln, um überhaupt
wahrgenommen und vorgelassen zu werden. Ob sie auch eingestellt werden und Karriere machen, ist damit noch längst nicht ausgemacht.
Im Notfall können ihnen aber andere »Yale men« oder »Harvard men« unter die Arme greifen – die
community
ist stark, und auch das hat unschätzbaren Wert.
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|181| 5 Vom Reichtum der Hochschulen in Amerika: Einnahmequellen, Finanzstrategien und die Rolle von Trustees
Um die Finanzen amerikanischer Hochschulen wird in Deutschland viel Aufhebens gemacht – mehr jedenfalls als um ihre Studienprogramme
und Organisation. Erstens schreibt man die Attraktivität amerikanischer Universitäten und ihr Leistungsvermögen gern ihrem
märchenhaften Reichtum zu. Zweitens nimmt man an, dass sie sich vor allem durch Studiengebühren finanzieren, weil man sich
deren hohen Listenpreise anders nicht zu
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