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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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Gesicht. Es stank, als ob jemand seine alten Socken darin eingeweicht hätte. Vorwurfsvoll sah ich zu Mr. Wang. Der zog die Augenbrauen nach oben und zuckte die Achseln.
    »Was hast du erwartet? Champagner?« Ich atmete tief ein und hielt dann die Luft an. Anschließend trank ich die Tasse in einem Zug leer. Ich musste mich sehr beherrschen, um ein Würgen zu unterdrücken und dieses Gesöff bei mir zu behalten, doch irgendwie gelang es mir.
    Mr. Wang nahm mir die Tasse ab und half mir dabei, den Rucksack umzuschnallen. Ich spürte noch, wie meine Glieder schwer wie Blei wurden und ich zur Seite kippte, dann wurde alles um mich herum finster.

 
     
    Als die Dunkelheit verschwand, stand ich im Nebel, der sich langsam auflöste. Im nächsten Moment spürte ich die schwere Last auf meinem Rücken und den Bruchteil einer Sekunde später, kippte ich nach hinten um.
    Ich lag wie eine Schildkröte auf dem Rücken, den Rucksack unter mir und versuchte vergeblich, mich zur Seite zu drehen.
    »Meine Güte, was hast du denn alles mitgebracht?«, fragte Matt, der aus dem Nichts auftauchte und mir aufhalf. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zitterten meine Knie und ich schwankte wie ein Betrunkener von einer Seite zur anderen. Matt nahm mir rasch das Gepäck vom Rücken und lehnte den Rucksack an einen Baum.
    Erleichtert, die Last endlich los zu sein, streckte ich meinen Rücken durch und stöhnte auf, als einige meiner Wirbel lautstark knacksten.
    »Ich habe alles eingepackt, was mir sinnvoll erschien«, erklärte ich und ließ die Arme kreisen. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus und er zog mich an sich.
    »Schön, dass du wieder hier bist«, raunte er, und noch bevor ich etwas erwidern konnte, küsste er mich.
    Ich schloss die Augen und genoss den Kuss in vollen Zügen. Schließlich löste sich Matt von mir.
    »Dann wollen wir doch mal sehen, was du alles für sinnvoll erachtet hast«, sagte er schelmisch und machte sich daran, den Rucksack auszupacken. Ich setzte mich unterdessen auf den Boden und lehnte mich gegen eine alte Eiche, während ich ihm dabei zusah. Als er einen kleinen Klappgrill herauszog, sah er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ein Grill?«
    »Warum nicht?«, entgegnete ich. Er seufzte und warf den Grill einige Meter neben sich.
    »Weil wir hier keine Nahrung zu uns nehmen müssen und es nur überflüssiger Ballast ist«, erklärte er und zog das nächste Teil heraus. Es handelte sich um einen Beutel voller Konserven. Ich hatte von Ravioli bis hin zu Bohneneintopf alles hineingeworfen, was in der Speisekammer meiner Mutter zu finden war. Ohne ein weiteres Wort warf er auch diese neben den Grill und schüttelte dabei leicht belustigt den Kopf. Anschließend förderte er den Schlafsack hervor. Nach kurzem Überlegen nickte er und legte ihn neben sich.
    Als er das Monopolyspiel in Händen hielt, sah er mich ungläubig an.
    »Ist das dein Ernst? Ein Gesellschaftsspiel?«
    »Ich dachte, falls uns langweilig wird«, versuchte ich mich zu verteidigen.
    »Uns wird hier ganz sicher nicht langweilig. Außerdem sind wir nicht hier, um uns zu amüsieren«, teilte er mir mit. Das Spiel flog im hohen Bogen zu den anderen Gegenständen, die Matt für nicht nützlich erklärt hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass Emmas Gameboy, den ich aus ihrem Zimmer stibitzt hatte, auch dort landen würde. Nachdem Matt alles in "sinnvoll" und "nicht sinnvoll" Haufen eingeteilt hatte, war der "nicht sinnvoll" Haufen eindeutig größer. Dort lagen auch die sieben Flaschen mit dem Brenngel.
    »Das möchte ich aber gerne mitnehmen«, forderte ich und deutete darauf.
    »Was willst du denn bitte mit sieben Flaschen Brenngel anstellen? Ein Lagerfeuer bekommen wir auch ohne das Zeug hin«, entschied Matt.
    »Ich habe es nicht eingepackt, um ein Lagerfeuer zu machen, sondern weil wir es vielleicht gegen die Seelenfresser verwenden können. Du hast doch selbst gesagt, dass sie Feuer hassen und es das Einzige ist, was sie umbringen kann«, protestierte ich.
    »Weißt du, wie schwer das auf Dauer wird?«, warf Matt ein.
    »Ist mir egal. Ich trage es auch selbst«, teilte ich ihm mit und packte die Flaschen auf den Haufen mit den nützlichen Dingen.
    »Wie du willst, es ist dein Rücken«, sagte Matt mit erhobenen Händen. Ich sah mich zum ersten Mal um, seit ich wieder hier war. Ich hatte den Traumwald bisher immer nur bei Nacht erlebt und auch heute wirkte er irgendwie bedrohlich. Die Nebelschwaden, die

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