Traumfaenger
folgte ihm.
Ich sah auf die Jacke in meiner Hand und ein gequältes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sie hatte mir immer Glück gebracht, doch jetzt ließ sie mich kläglich im Stich. Ich würde mit meiner Glücksjacke in der Hand sterben.
Ich runzelte die Stirn, als mir ein Gedanke kam. Erneut sah ich auf das verschmierte Leder in meiner Hand. Ein Versuch konnte nicht schaden, oder? Ich ließ die Jacke ungefähr einen Meter vor mir auf den Boden fallen.
»Was machst du denn da?«, flüsterte Matt, doch ich war viel zu angespannt, um ihm zu antworten. Stattdessen griff ich in meine hintere Jeanstasche und zog das Zippo meines Vaters heraus.
Mit einem Klick, wie es nur ein echtes Zippo machte, schob ich die Kappe nach hinten und entzündete eine Flamme. Alle Wölfe blieben gleichzeitig stehen und starrten auf das kleine Feuer in meiner Hand. Auch Matt hatte den Kopf nun zu mir gedreht und sah mich verwirrt an.
Vorsichtig warf ich das Feuerzeug auf die mit Brenngel verschmierte Lederjacke, die sofort in Flammen aufging. Der größte Wolf, wie ich annahm der Anführer des kleinen Rudels, legte den Kopf schief. In seinen Augen spiegelten sich die orangen Flammen. Schließlich sah er auf und unsere Blicke trafen sich.
Mindestens eine Minute lang sahen wir uns in die Augen. Es war wie eine Art Machtkampf. Wer hatte den festeren Willen und wer würde zuerst wegsehen? Ich blieb standhaft und dachte nicht daran, aufzugeben. Plötzlich senkte der große Wolf den Blick und legte sich in einer Geste der Unterwerfung auf den Boden. Die anderen taten es ihm gleich und die Flammen an ihren Körpern erloschen.
»Das ist unglaublich«, flüsterte Matt und sah mich bewundernd von der Seite an. Ich wandte den Blick von den Wölfen ab und blickte ihn an.
»Es war eine spontane Idee. Mir ist einfach nichts Besseres eingefallen. Ich dachte, wenn die sehen, dass das Feuer auch uns gehorcht, haben wir vielleicht eine kleine Chance.«
»Du bist genial«, flüsterte er.
»Meinst du sie, lassen uns jetzt unversehrt gehen?«, fragte ich mit hoffnungsvoller Stimme.
»So wie es scheint, haben sie sich dir unterworfen«, erklärte er. Als ich ihn fragen wollte, was wir jetzt tun sollten, nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und mein Kopf schnellte herum. Der Anführer des Rudels hatte sich erhoben und kam jetzt mit gesenktem Kopf auf uns zu.
»Was macht der denn jetzt?«, kreischte ich erschrocken und griff automatisch nach Matts Hand.
»Das werden wir gleich sehen«, antwortete er angespannt, bewegte sich aber nicht. Der Wolf lief auf mich zu und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Er hob den Kopf und stupste mit der Schnauze gegen meine Hand.
Um ein Haar hätte ich laut »Pfui, geh weg« gerufen, doch ich riss mich zusammen und ließ es geschehen. Ich beobachtete ängstlich, wie er sein Maul öffnete und mir einen Blick auf seine messerscharfen Zähne gewährte. Dann biss er vorsichtig in den Saum meines Ärmels und begann daran zu ziehen.
»Hey, lass das«, entfuhr es mir, doch Matt legte seine Hand auf meinen Arm und brachte mich somit zum Schweigen.
»Es sieht aus als will er dir etwas zeigen. Du sollst mit ihm kommen«, mutmaßte er. Ich warf ihm einen entsetzen Blick zu.
»Spinnst du? Ich gehe doch nicht freiwillig mit diesen Bestien mit«, protestierte ich.
»Sie werden uns nichts tun, das haben sie doch deutlich gezeigt. Lass uns sehen, was er uns zeigen will«, schlug er vor.
»Aber du kommst mit«, forderte ich, während der Wolf immer stärker an meinem Pullover zog und ich einige Schritte nach vorne machen musste. Matt legte seinen Arm um meine Schultern und lächelte.
»Ich würde dich doch niemals alleine lassen«, flüsterte er. Nachdem der Wolf begriffen hatte, dass wir seine Aufforderung, ihm zu folgen verstanden hatten, ließ er endlich meinen Ärmel los. Er führte uns wieder ins Innere der Schlucht und schlug dann einen Pfad nach oben ein, der so verborgen lag, dass niemand ihn sehen konnte. Oben angekommen machte er vor einer Höhle halt und sah uns abwartend an.
»Ich glaube, er will, dass wir hineingehen«, sagte Matt.
»Bist du noch ganz bei Trost? Was ist, wenn das eine Falle ist?«, gab ich zu bedenken.
»Kylie, wenn sie uns hätten töten wollen, dann wäre das schon längst geschehen. Ich denke, er will uns etwas zeigen.«
»Bitte, wie du meinst. Nach dir«, bemerkte ich leicht säuerlich und gab ihm mit einer Handbewegung den Vortritt. Der Eingang war sehr eng, so dass
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