Traumfaenger
und endlich in unser reales Leben zurückkehren«, verriet ich. Allein der Gedanke, mit Matt Hand in Hand durch die Straßen zu laufen, oder einfach nur ins Kino zu gehen, ließ mich regelrecht euphorisch werden. Ich blickte zu Ingrid und sah in ihr erstarrtes Gesicht.
»Was ist denn los?«, rief ich alarmiert und sah mich hektisch um. Wurden wir angegriffen und ich hatte es nicht bemerkt? Als ich erneut zu ihr schaute, erkannte ich, dass sie mich anstarrte. »Ingrid?«, fragte ich vorsichtig und wartete auf eine Regung ihrerseits.
»Er hat es dir nicht gesagt?«, bemerkte sie ungläubig.
»Er hat mir was nicht gesagt?«, wollte ich wissen und spürte eine gewisse Unruhe in mir aufkeimen.
»Matt hat dir nicht erzählt, dass er den Traumwald nicht mit dir verlassen wird?« Jetzt war ich diejenige, die zur Salzsäule erstarrte. Was redete sie da?
»Wie kommst du denn darauf, dass er nicht mitkommen wird?«, erkundigte ich mich. Ingrid legte das Messer zur Seite und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Anschließend kam sie zu mir und setzte sich in den zweiten Sessel.
Ihre Miene war jetzt sanft und in ihren Zügen spiegelte sich echtes Bedauern.
»Matt kann den Wald nicht verlassen, weil ...«, begann sie.
»Weil was?«, unterbrach ich sie barsch. Sie zupfte verlegen ihr Kleid zurecht, ehe sie den Kopf wieder hob und mich ernst ansah.
»Weil nur vollständige Seelen durch den Ausgang gehen können«, sagte sie leise. Ich verstand nicht, was sie mir damit sagen wollte. Matt besaß doch eine Seele, sonst wäre er gar nicht mehr hier.
»Ich verstehe nicht ...«, stammelte ich mit gerunzelter Stirn. Die Waldfee seufze laut.
»Hat er dir erzählt, dass er von einem Seelenfresser angegriffen wurde?«, fragte sie mich. Ich nickte rasch, denn diese Tatsache war mir bekannt.
»Er hat es mir sogar gezeigt. In einer seiner Erinnerungen«, schilderte ich.
»Mehr hat er nicht gesagt?«, hakte sie nach. Jetzt war ich das Frage- und Antwortspiel langsam leid und wurde ärgerlich.
»Ingrid, verrate mir bitte, was du meinst. Ich verstehe kein Wort von dem, was du da sagst«, bat ich sie energisch.
»Der Seelenfresser hat einen Teil von Matts Seele herausgesogen und deshalb ist sie nicht mehr vollständig. Es war zwar nur ein wirklich winziges Stück, aber genug, um ihn daran zu hindern, diese Welt je wieder zu verlassen. Wie ich dir schon sagte, können nur vollständige Seelen durch den Ausgang schreiten, falls sie diesen jemals finden. Matt besitzt keine komplette Seele mehr und kann deshalb nicht mit dir kommen.« Ich saß wie versteinert da und bewegte mich nicht. Die Bedeutung von Ingrids Worten drang nur ganz langsam zu mir durch. Konnte das wahr sein? War Matt wirklich ein Stück seiner Seele genommen worden und wurde ihm aus diesem Grund der Weg durch den Ausgang verwehrt?
»Es tut mir leid, Kylie«, sagte sie leise und ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie es auch so meinte. Ich konnte nichts erwidern, denn mir fehlten die Worte. In meinem Kopf kreisten unzählige Gedanken und mischten sich zu einem großen Knäuel.
Erst als Ingrid mir ein Taschentuch reichte, bemerkte ich, dass ich weinte. Ich nahm es und wischte mir über Augen und Nase. Anschließend schnäuzte ich mich lautstark.
Die Vorstellung, dass ich Matt hier zurücklassen sollte, trieb mir weitere Tränen in die Augen. Ingrid erhob sich und nahm auf der Lehne meines Sessels Platz. Sie legte ihren Arm um meine Schultern und murmelte tröstende Worte.
»Es gibt immer einen Ausweg«, beschwor sie mich. Ich sah auf.
»Kann ich Matts Seele irgendwie reparieren?«, fragte ich hoffnungsvoll, auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie das vonstattengehen sollte.
»Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du sie wiederherstellen kannst.«
»Und wie?«, sprudelte es aus mir heraus. Erwartungsvoll sah ich Ingrid an.
»Du musst entweder den Seelenfresser töten, der Matt angegriffen und ihm einen Teil seiner Seele genommen hat, oder du versetzt die Traumwelt wieder in ihren ursprünglichen Zustand und vernichtest somit denjenigen, der sie sich zu eigen gemacht hat.«
»Was wäre, wenn ich ihn in der realen Welt dazu bringen würde, aufzuwachen? Dann wäre er doch sicherlich auch gerettet, oder?« Dieser Weg schien mir noch der erfolgversprechendste zu sein, jedenfalls einer den ich unter Umständen bewerkstelligen konnte. Ingrid sah mich traurig an.
»Solange Matts Seele nicht komplett ist, wird er nicht aufwachen und deine
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