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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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entgegen.
    »Für diesen Scheiß habe ich keine Zeit«, zischte ich ihn an. »Deine Bezahlung wird doch erst fällig, wenn du mich ans andere Ufer gebracht hast, richtig?«, fragte ich nach. Needle runzelte die Stirn, nickte aber zustimmend.
    »Ja, aber ...«, begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
    »Gut, also ich zahle jeden Preis. Bring mich bitte jetzt sofort ans andere Ufer und danach kannst du dir jede Erinnerung nehmen, die du möchtest.«
    »Jede?«, wiederholte er ungläubig.
    »Ja, aber nur, wenn du mich jetzt sofort da rüberbringst.« Ich deutete erneut dorthin, wo ich das gegenüberliegende Ufer vermutete. Needle ließ geknickt die Schultern hängen.
    »Das geht leider nicht«, informierte er mich.
    »Und wieso geht das nicht?« Meine Stimme war jetzt um einiges lauter als zuvor. Dieser kleine Giftzwerg brachte mich auf die Palme. Jede Minute, die ich hier mit unnützem Geplänkel vergeudete, könnte von Bedeutung sein. Ich hatte keine Ahnung, wie groß Matts Vorsprung war. Indem ich hier rumstand und mich mit diesem Kobold stritt, vergrößerte sich die Wahrscheinlichkeit, dass er sich noch weiter von mir entfernte.
    »Wir müssen warten, bis das Boot zurück ist«, teilte er mir mit.
    »Willst du mich verarschen? Da liegt es doch«, schrie ich jetzt mit hochrotem Kopf und zeigte mit dem Finger auf das kleine Holzboot. Needle schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht das richtige Boot. Wir müssen warten, bis es wieder zurückkommt.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Ungefähr in drei Stunden nehme ich an«, beantwortete Needle meine Frage.
    »Das dauert viel zu lange. Wo ist denn dieses beschissene Boot überhaupt. Warum ist es nicht hier?«
    »Weil Matt damit gerade zum anderen Ufer gebracht wird«, sagte er und mir fiel die Kinnlade auf die Brust. Matt fuhr gerade in diesem Augenblick mit einem Boot zum anderen Ufer? Dann hatte er weniger Vorsprung, als ich angenommen hatte. Mein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken, dass ich ihm schon so nah war.
    »Warum können wir das kleine Boot nicht nehmen, ist es kaputt?« Ich nickte mit dem Kinn zum Ufer, wo das Objekt meiner Begierde lag. Wenn ich Matt schon so nahe war, dann durfte ich einfach nicht zulassen, dass ich hier stundenlang auf eine Überfahrt warten musste.
    »Nein, es ist vollkommen in Ordnung, aber es wird nur von Traumgebilden benutzt.«
    »Was faselst du da?« Needle verdrehte die Augen.
    »Also, der See ist gefährlich, aber ich denke, das ist dir bekannt«, begann er.
    »Für mich sieht er eher ungefährlich aus«, unterbrach ich ihn und warf einen Blick auf die ruhige Wasseroberfläche.
    »Das täuscht meine Liebe. Du kannst gerne ans Ufer gehen, aber bleibe mindestens fünf Meter vom Wasser entfernt, dann wirst du sehen, was ich meine«, schlug er vor. Ohne lange zu überlegen, setzte ich mich in Bewegung. Mit jedem Schritt, den ich mich dem Wasser näherte, wurde die Oberfläche unruhiger und begann sich mehr und mehr zu kräuseln. Ich wurde langsamer und ließ den See nicht aus den Augen.
    Plötzlich schoss ein grauer Tentakel heraus und gleich daneben noch einer. Blind tasteten sie am Ufer entlang, in der Hoffnung mich zu fassen zu bekommen. Ich war stehen geblieben und starrte entsetzt auf die mit spitzen Stacheln übersäten Fangarme. Was um alles in der Welt war das?
    Ich wich sicherheitshalber wieder ein Stück zurück und sah dann fragend zu Needle, der langsam auf mich zukam.
    »Verstehst du jetzt, was ich meine?«, fragte er, als er neben mir zum Stehen kam.
    »Was ist das für ein Ding?«, erkundigte ich mich angewidert.
    »Wir nennen sie Todes-Sepia.«
    »Weil sie gefährlich ist?
    »Mehr als gefährlich. Wenn einer dieser Stachel dir nur leicht die Haut aufkratzt, ist das dein Todesurteil«, mahnte er mit düsterem Tonfall. Ich beobachtete den Tentakel, der immer noch suchend am Ufer entlangtastete.
    »Deshalb ist dieses Boot also nicht geeignet«, murmelte ich und nickte, weil ich jetzt begriff, weshalb Needle das gesagt hatte.
    »Geeignet ist es schon, aber nur für Traumgebilde wie mich oder Ingrid. Uns können die Giftstacheln nichts anhaben. Sie versuchen es zwar immer wieder, geben aber recht schnell auf, wenn sie merken, dass es erfolglos ist«, erklärte er.
    »Sie?« Needle sah mich ernst an.
    »Der ganze See ist voll davon.« Ich erschauderte und spürte die Gänsehaut, die sich auf meinen Armen bildete.
    »Wie sieht das andere Boot aus, mit dem Matt die Überfahrt macht?«, wollte ich wissen. Jetzt, wo ich

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