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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Roeder
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Ist das geschehen, attackiert das Gift deine Nerven, Muskeln und Organe. Und das in unterschiedlichen Schüben. Erst leichter und mit der Zeit immer heftiger. Wenn sich rund um den Einstich die Haut schwarz verfärbt, hat sich das Gift vollständig verteilt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste Schmerzwelle zuschlägt«, schilderte er. Ich schluckte laut.
    »Und wie würde ich sterben? Zerstört es die Organe?« Needle schüttelte den Kopf.
    »Nein, es tut nichts dergleichen. Das Gift verursacht einfach nur Schmerzen. So schlimme Schmerzen, dass dein Herz irgendwann aufhört zu schlagen, weil dein Körper die Qualen irgendwann einfach nicht mehr aushalten kann.«
    »Gibt es kein Gegenmittel?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein«, antwortete er knapp. Dann fügte er noch hinzu: »Sobald jemand mit dem Gift in Berührung kommt, sitzt er in dieser Welt fest und wird sterben.«
    »Du meinst, man kann nicht mehr zurück in die richtige Welt, wenn man von dieser Sepia gestochen wurde?«, erkundigte ich mich erschrocken.
    »So sieht es aus. Man muss hier bleiben und wird qualvoll sterben. Was bedeutet, dass man auch in der realen Welt sein Leben lässt.«
    »Dann sollte ich wohl brav unter meiner Schutzdecke bleiben«, murmelte ich eingeschüchtert.
    »Das würde ich dir raten«, stimmte Needle mir zu.
    »Wie lange wird die Überfahrt dauern?«
    »Wenn die Sepia uns nicht permanent attackiert, werden wir etwa zwei Stunden benötigen«, teilte er mir mit.
    »So lange?« Die Enttäuschung war mir anzuhören. Ich wusste zwar nicht, wie weit das andere Ufer entfernt war, aber zwei Stunden auf dem Boden eines unbequemen Holzbootes zu liegen, war keine verlockende Aussicht.
    »Hast du es dir jetzt doch anders überlegt und möchtest lieber auf die Rückkehr des anderen Bootes warten?«, fragte Needle.
    »Nein, ich habe mich nicht umentschieden. Von mir aus können wir los«, versicherte ich ihm.
    »Eines noch, bevor wir uns auf den Weg machen ...«, begann Needle.
    »Ja?«
    »Ab dem Moment, in dem wir uns auf dem Wasser befinden, gibst du keinen Laut mehr von dir. Nicht einmal den leisesten Mucks. Hast du mich verstanden?« Ich nickte. »Die Sepia hört alles, deshalb musst du dich absolut still verhalten. Das ist mein Ernst, Kylie«, warnte er.
    »Ist ja gut, ich hab verstanden.«
     
    Ich lag unter der schweren, mit Blei gefüllten Decke und verhielt mich völlig still. Das Boot schaukelte leicht auf dem Wasser und bewegte sich zügig voran, soweit ich dies, am Boden liegend, einschätzen konnte. Ich hatte Needle vor unserem endgültigen Aufbruch gefragt, wo er die Ruder versteckte, woraufhin er herzlich gelacht hatte.
    Wie er mir erklärte, benötigte er nichts dergleichen, da das Boot sich ohne Hilfe fortbewegen konnte. Ich hatte nicht weiter nachgefragt, denn mir war egal, wie es funktionierte. Hauptsache war, dass es funktionierte.
    Die Luft unter der Decke wurde zunehmend stickiger und ich fragte mich, ob es riskant war, sie ein wenig anzuheben.
    Da ich Needle nicht fragen durfte, entschied ich selbst und beschloss, dass ein kleines Stück nicht schaden würde. Ich hob die Bleidecke gerade soweit an, dass kühle Nachtluft zu mir drang, die ich gierig einsog. Ein Stück vor mir konnte ich Needles Fuß erkennen. Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht auf die andere Seite, da mir mein komplettes linkes Bein eingeschlafen war. Dabei versuchte ich mich so behutsam wie möglich zu bewegen, um nur ja kein Geräusch zu machen.
    Bisher verlief alles reibungslos und ich betete, dass es so blieb. Die Todes-Sepia hatte Needle nicht, wie befürchtet, angegriffen, nachdem wir das Boot zu Wasser gelassen hatten. Anscheinend wusste sie, mit wem sie es zu tun hatte und sparte sich ihre Kraft, für ein lohnenderes Opfer auf.
    Zusammen mit der Erkenntnis, dass wir bisher nicht angegriffen worden waren, meldete sich auch der Übermut in mir. Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier unten lag, aber es war an der Zeit es mir ein wenig gemütlicher zu machen. Ich zerrte an der schweren Decke und verschaffte mir nach kurzer Zeit ein ansehnliches Guckloch, aus dem ich einen guten Blick auf Needle hatte.
    Er bemerkte, was ich getan hatte, und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Mit einem Kopfnicken zur Decke wollte er mir mitteilen, dass ich schleunigst wieder darunter verschwinden sollte.
    Ich ignorierte ihn. Bisher hatte sich diese Sepia nicht blicken lassen, und solange ich am Boden lag, würde sie auch nichts von meiner

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