Traumfaenger
über das Gift und dessen Auswirkungen noch berichten würde. Auf der anderen Seite hoffte ich auch, mit jeder Faser meines Körpers, dass es noch einen Ausweg gab und Needle davon Kenntnis hatte.
»Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, sie zu heilen«, sagte Matt aufgebracht. Ich saß wie ein Häuflein Elend an einen Baum gelehnt und beobachtete die hitzige Diskussion zwischen ihm und Needle.
»Es gibt kein Gegenmittel, wie oft soll ich dir das noch sagen?«, schnaubte der Kobold.
»Irgendeinen Weg gibt es immer«, widersprach Matt. Needle ließ die Schultern sinken und sah gequält zu Boden.
»Du hast recht, es gibt einen Weg«, murmelte er kaum hörbar. Mein Kopf schnellte hoch und ich starrte den Kobold erwartungsvoll an. Auch Matts Miene war voller Hoffnung, als er auf eine ausführliche Erklärung wartete.
»Zerstöre den Gegenstand, der dies hier erst alles möglich gemacht hat. Dadurch wird dieser Ort wieder zu dem, was er eigentlich sein soll. Alle Seelen, die hier gefangen sind, werden dadurch befreit und auch Kylie kannst du damit das Leben retten. Wenn der Gegenstand zerstört ist, wird es diesen dunklen Ort nicht länger geben. Dementsprechend existiert auch die Todes-Sepia nicht mehr, genauso wenig wie ihr Gift.«
Ich lachte freudlos auf und richtete meinen Blick wieder auf den Waldboden. Genau in diesem Moment fiel mir ein, dass ich Matt noch gar nichts von meinem Besuch in der Klinik erzählt hatte.
Ganz zu Schweigen von dem, was ich dort herausgefunden hatte. Aber konnte man mir verübeln, dass ich es vergessen hatte? Nein, ganz sicher nicht, denn ich war mit meinen eigenen Problemen mehr als genug beschäftigt.
»Matt?«, rief ich mit schwacher Stimme. Sofort war er an meiner Seite, kniete neben mir und nahm meine Hand. In seinen Augen sah ich Sorge und Furcht.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte er und versuchte in meinem Gesicht zu lesen.
»Alles in Ordnung«, beruhigte ich ihn und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, das jedoch sofort verschwand.
»Ich muss dringend mit dir reden, es geht um deinen Onkel.« Matt runzelte die Stirn.
»Was meinst du damit?« Jetzt musste ich ihm sagen, was ich herausgefunden hatte und so erzählte ich ihm alles. Während ich berichtete, wie ich seinem Onkel einen Besuch abgestattet und was ich von ihm erfahren hatte, beobachtete ich ganz genau seine Miene.
Zuerst sah ich Ungläubigkeit, dann Fassungslosigkeit. Als ich mich dem Ende meiner Geschichte näherte und zu der Stelle kam, als sein Onkel mich mit einer Spritze angegriffen hatte, stand ihm die blanke Wut ins Gesicht geschrieben.
»Sollte ich hier jemals wieder lebend herauskommen ...« Er brach ab, sah mich an und schloss traurig die Augen. Als er den Satz gesagt hatte, fiel ihm ein, in welcher Situation ich mich gerade befand und deshalb war er verstummt. Er wollte uns beide nicht daran erinnern, was bald mit mir geschehen würde.
»Wie willst du mit einer unvollständigen Seele hier herauskommen?«, fragte ich und wartete gespannt auf seine Reaktion. Matt sah mich erstaunt an.
»Woher weißt du das?«
»Ingrid«, antwortete ich knapp, dann reckte ich das Kinn nach vorne. »Warum hast du mir das nicht erzählt und mich stattdessen in dem Glauben gelassen, wir würden diesen Ort gemeinsam verlassen, falls wir den Ausgang finden würden?«
»Ich wollte dich nicht damit belasten und habe gehofft, dass ich eine Lösung gefunden hätte, bevor es soweit war.«
»Naja, jetzt ist es auch egal. Ich zumindest werde diesen Ausgang wohl niemals zu Gesicht bekommen«, sagte ich leise.
»Sag so etwas nicht, Liebling«, bat er mich und sein Blick war unendlich traurig. Ich spielte an der Kette herum, die einst Mr. Wang gehört hatte und drehte die Träne des Drachen zwischen meinen Fingern, während ich mir ausmalte, wie es hätte sein können, wenn all unsere Pläne erfolgreich gewesen wären. Matt sah zu mir und kniff die Augen zusammen.
»Was ist?«, wollte ich wissen.
»Wo hast du das her?«, erkundigte er sich und deutete auf den Anhänger.
»Ein Geschenk von Mr. Wang und den Zwillingen. Die Träne des Drachen. Sie soll Glück bringen, aber bei mir hat sie anscheinend genau das Gegenteil bewirkt.« Matt setzte sich neben mich und legte seine Finger um den Stein.
»Mein Onkel besitzt auch so eine Kette mit dem gleichen Anhänger«, stellte er fest. Ich zuckte mit den Schultern.
»Scheint eben sehr beliebt zu sein«, sagte ich tonlos.
»Die Träne des Drachen wird dieser Stein
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