Traumfänger
fünfzehn Jahre zurücklag.
Ich hatte mich für einen Mrs.-Amerika-Wettbewerb eingeschrieben, und ein Teil des Wettbewerbs bestand darin, ein Eintopfrezept zu erfinden. Zwei Wochen lang kochte ich jeden Tag Eintopf. Vierzehnmal hintereinander mußte meine Familie beim Essen Geschmack, Aussehen und Festigkeit meiner Kreationen kommentieren, um das potentielle Siegergericht herauszufinden. Meine Kinder weigerten sich nie zu probieren, aber sie wurden bald Weltmeister darin, mir ihre Meinung möglichst taktvoll beizubringen. Für den Wettbewerb ihrer Mutter nahmen sie auch die ungewöhnlichsten Geschmacksrichtungen hin! Als ich dann endlich »Mrs. Kansas« geworden war, jubelten sie laut: »Wir haben die Eintopf-Herausforderung gewonnen!«
Einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie damals bei meinen Kindern sah ich jetzt auf den Gesichtern meiner Wüstengefährten. Die meisten Dinge, die wir gemeinsam unternahmen, machten viel Spaß, und auch dieses Mal reagierten sie mit lautem Gelächter. Aber was immer sie auch tun - niemals vergessen sie dabei ihr spirituelles Anliegen. Deshalb überraschte es mich nicht, als jemand sagte, wie symbolisch diese Soße doch für das Wertsystem der »Veränderten« sei. Statt einfach die Wahrheit zu leben, erlauben sie den Umständen und herrschenden Bedingungen, das Gesetz des Universums unter einer Mischung aus Bequemlichkeit, Materialismus und Unsicherheit zu begraben.
Ich fühlte mich eigenartigerweise nie kritisiert oder verurteilt, wenn sie ihre Beobachtungen und Einstellungen formulierten. Niemals haben sie die Handlungen und Einstellungen meines Volkes als falsch oder die ihren als richtig bezeichnet. Es war vielmehr so, als würde ein Erwachsener ein Kind liebevoll dabei beobachten, wie es hartnäckig versucht, den rechten Fuß in den linken Schuh zu stecken. Schließlich kann man auch mit verkehrt angezogenen Schuhen ziemlich weit kommen! Und in Schwielen und Blasen stecken vielleicht wertvolle Lektionen. Doch einem älteren, weiseren Menschen wird diese Art Leiden unnötig erscheinen.
Wir sprachen auch über amerikanische Geburtstagstorten mit ihrem süßen Zuckerguß. Ihre Analogie für den Zuckerguß fand ich besonders beeindruckend.
Er symbolisiert für sie, wieviel Zeit die »veränderten Menschen« in ihrer hundertjährigen Lebensspanne damit verbringen, künstlichen, oberflächlichen, vergänglichen, rein dekorativen und versüßten Dingen nachzurennen. Aber um uns selbst und unser ewiges Wesen zu erkennen, haben wir kaum eine Minute übrig - Als ich ihnen von unseren Geburtstagspartys berichtete, hörten sie besonders aufmerksam zu. Ich sprach von Kuchen, Liedern, Geschenken - und von den Kerzen, die mit jedem Lebensjahr mehr werden.
»Und warum macht ihr das?« fragten sie. »Feiern gibt es bei uns nur zu ganz besonderen Anlässen. Aber was ist denn so Besonderes daran, älter zu werden?
Man tut doch selbst gar nichts dazu, es passiert einfach!«
»Wenn ihr das Älterwerden nicht feiert, was feiert ihr dann?« fragte ich.
»Wir feiern es, wenn wir uns verbessern«, lautete die Antwort. »Nur man selbst weiß, ob man dieses Jahr besser und weiser ist als im letzten, deshalb sagt man es den anderen, wenn die Zeit gekommen ist, ein Fest zu feiern.« Das war etwas, das ich mir merken mußte!
Wirklich erstaunlich ist, wieviel nahrhaftes Essen man in der Wildnis finden kann. Und es taucht auch immer dann auf, wenn die Aborigines es brauchen. In den trockenen Gebieten, in denen es fast keine Vegetation zu geben scheint, täuscht die äußere Erscheinung. Im trockenen Boden liegen dickschalige Samen verborgen. Wenn dann die Regenzeit kommt, treiben diese Samen Wurzeln, und die ganze Landschaft ist wie verändert. Doch in nur wenigen Tagen haben die Blumen ihren Lebenszyklus vollendet. Der Wind trägt ihre Samen weiter, und das Land kehrt zu seinem rauhen, verdorrten Zustand zurück.
In den Wüstenteilen, die der Küste näher waren oder in den nördlicheren Gebieten mit eher tropi-schem Klima lagen, konnten wir uns nahrhafte Gerichte mit einer besonderen Bohnenart zubereiten. Wir fanden auch Früchte und einen wundervollen Honig, mit dem wir unseren Sassafrasrindentee süßten. Einmal schälten wir eine papierartige Rinde von einem Baum. Wir benutzten sie, um uns selbst damit zu bedecken, schlugen unser Essen darin ein und kauten sie. Ihr starkes Aroma half bei Erkältungen, Kopfschmerzen und Stirn- oder Nebenhöhlenentzündungen.
Es gab viele Büsche, aus deren
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