Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
von seiner Festplatte zu löschen. Oder auch von den Festplatten beliebiger anderer Regierungen, Terroristen und bösartiger kleiner Diktatoren.« Er kramte in seinem Rucksack und holte einen Punktstrahler heraus. »Such die Originalfotos und die Negative. Als ich neulich nachts hier war, habe ich die Fotos nirgends gesehen. Vielleicht hast du mehr Glück«, sagte er und reichte ihr die Lampe. Er war ziemlich sicher, dass auch Lola die Bilder nicht finden würde. Wahrscheinlich lagen sie im Schranksafe. »Und bring mir alles, was du an Sicherungsdisketten findest. «
Während Lola den Aktenschrank durchsuchte, löschte Max den gesamten Inhalt sämtlicher Laufwerke. Während er jeden Löschvorgang überprüfte und alles so gründlich überschrieb, dass nichts mehr blieb, was sich hätte wiederherstellen lassen, beobachtete er Lolas Silhouette und konnte sich nicht entscheiden, was aufreizender war – der Schlangenhaut-Mini, den sie zuvor getragen hatte, oder ihr schwarzer Rollkragenpullover zu den schwarzen Jeans.
»Außer dieser Schachtel Disketten habe ich nichts gefunden«, sagte Lola und trat neben seinen Stuhl.
»Steck sie in den Rucksack und geh dann hinaus in den Flur«, wies er sie an und nahm die Löschdiskette aus dem A-Laufwerk.
»Warum?«
»Weil ich das Safeschloss sprengen will.« Er stand auf, und sie ergriff seinen Arm.
»Ich möchte hier bei dir bleiben.«
»Lola, bitte geh raus in den Flur. Ich bin gleich wieder bei dir.«
Er dachte, sie würde noch einmal widersprechen, aber sie drehte sich um, und das leise Geräusch ihrer Stiefel hallte von den Wänden zurück, als sie den Raum verließ. Max nahm seinen Rucksack und wandte sich dem Schrank zu. Er öffnete die Türen und richtete den Lampenstrahl auf den Standardsafe, der etwa hundertzwanzig Kilo wog und mit einem handelsüblichen Schloss ausgestattet war.
Hätte Max mehr Zeit zur Verfügung gehabt, hätte er mit einem elektronischen Lauschgerät darauf gehorcht, wie die Nocken einer nach dem anderen einrasteten. Doch da dies nicht der Fall war, sprühte er lediglich behutsam eine dünne Schicht Explosionsschaum um das Schlossgehäuse herum. Der klebrige Schaum sickerte hinter die Wählscheibe, und Max schob ein Stück Semtex-Sprengstoff hinter die Sechs. Dann führte er eine nichtelektrische Lunte, die in zehn Sekunden zünden würde, in das Plastik ein und stürzte hinaus in den Flur. Die Explosion war lauter, als ihm lieb war, aber er bezweifelte, dass die Nachbarn etwas gehört hatten.
»Komm«, sagte er zu Lola, ohne zu warten, bis sich der Rauch verzogen hatte. Das Schloss war gesprengt, und die Safetür ließ sich problemlos öffnen. Max richtete die Taschenlampe auf Geldbündel, Schachteln voller Disketten und mehrere
dicke Aktenordner. Wieder nahm er die Lampe zwischen die Zähne und begann, in den Akten zu blättern. »Bingo«, nuschelte er um die Taschenlampe herum und reichte Lola einen Stapel Fotos inklusive Negative.
»Gott sei Dank«, flüsterte sie.
»Max«, erinnerte er sie, während er den Inhalt des Safes in seinen Rucksack stopfte.
»Wie?«
»Max sei Dank.«
»Danke, Max.«
Er schob die Fotos in den Rucksack und zog den Reißverschluss zu. »Gern geschehen«, sagte er und küsste sie flüchtig auf die Lippen. »Gehen wir?«
»O ja.«
Wieder nahm er ihre Hand, und gemeinsam verließen sie das Haus auf demselben Weg, auf dem sie eingedrungen waren. Max schloss sogar das Kellerfenster hinter sich. Als sie den Wald hinter Sams Haus erreicht hatten, blickte er auf seine Uhr.
Dreizehn Minuten.
Zwei Minuten weniger als erwartet.
Es war vorbei. Ende. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Lola brauchte ihn nicht mehr. In zwölf Stunden und siebenundvierzig Minuten würde er sie ins Flugzeug nach North Carolina setzen. Zum letzten Mal würde er sich verabschieden. Er hätte sich erleichtert fühlen sollen. Ein Teil von ihm war es auch tatsächlich.
In erster Linie jedoch fühlte er die Last des Unvermeidlichen, und als Mann, der am liebsten seine eigenen Regeln aufstellte, war es genau dieses Unvermeidliche, das ihm auf die Nerven ging.
15. KAPITEL
»Max, was machen wir mit Sams Geld?«, fragte Lola, die auf dem Beifahrersitz saß. Auf seine Anweisung hin zog sie wieder den Rock und das Top an – nur zur Sicherheit, falls sie angehalten wurden.
»Was willst du denn damit tun?«
Sie sah zu ihm hinüber, während sie ihre Halbstiefel auszog. »Für wohltätige Zwecke spenden«, sagte sie und warf die Stiefel auf den
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