Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
er in die Ausfahrt einbog und die Richtung in den Vorort einschlug.
»Ja, aber nur fünf Zentimeter.«
Das goldene Licht des Armaturenbretts fiel auf seine Brust und seinen Hals. Er stieß etwas auf Spanisch hervor, und sie hielt es für besser, ihn nicht um eine Übersetzung zu bitten.
»Du hast mir geraten, Schuhe anzuziehen, in denen ich möglichst geräuschlos gehen kann«, erinnerte sie ihn.
»Ich habe dir auch geraten, Schuhe anzuziehen, in denen du weglaufen kannst.«
»Das kann ich auch.«
Er stieß ein verächtliches Schnauben aus, ehe sie beide in Schweigen verfielen, bis Max den Jeep in eine Seitenstraße lenkte und einparkte. »Sam wohnt einen Block weiter. Alle Häuser in dieser Straße grenzen an den Wald«, erklärte Max und sah Lola an. Im dunklen Wageninneren erkannte er nur den Umriss ihres Gesichts und ihrer Augen. »Wir gehen durch den Hintereingang.« Er griff hinter seinen Sitz und hob seinen Rucksack hoch. »Bleib direkt hinter mir, wie neulich auf der Insel.« Er zog den Zündschlüssel ab und löschte die Innenbeleuchtung. »Wenn wir das Haus erreicht haben, schalte ich den Strom aus. Damit ist nicht nur die Alarmanlage, sondern auch der Rest des Hauses lahm gelegt.«
»Wie willst du ohne Strom Sams Festplatten löschen?«
»Er hat ein batteriebetriebenes Notstromsystem, das etwa für eine halbe Stunde ausreicht. Wir sind spätestens nach der Hälfte der Zeit längst wieder draußen.«
»Woher weißt du das alles? Warst du schon mal hier?«
»Natürlich. Ich arbeite doch nicht aufs Geratewohl.« Er öffnete die Fahrertür, stieg aus und schloss sie geräuschlos hinter sich. Gemeinsam gingen sie los, und binnen Sekunden hatten die üppigen Wälder Marylands sie verschluckt.
Max brauchte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen ganz an die Dunkelheit um ihn herum gewöhnt hatten. Lola stolperte zweimal, ehe sie ihre Hand in die Gesäßtasche seiner Levi’s schob. Die Wärme ihrer Berührung breitete sich über seinem Hinterteil aus und schoss in seine Lenden. Er fragte sich, ob Lola wusste, was sie tat. Ob sie wusste, welcher Folter sie ihn aussetzte. Ob sie wusste, dass ihr Anblick am Flughafen ein paar Stunden zuvor, als sie über die Gangway auf ihn zugekommen war, ihn beinahe hätte in die Knie brechen und flehen lassen, sie möge ihm gestatten, sie zu lieben.
Er griff hinter sich, zog ihre Hand aus seiner Tasche und drückte sie leicht. Diese Geste war nur ein erster Schritt von vielen, die er in dieser Nacht unternehmen würde, um Lola aus seinem Leben zu verbannen. Keine weitere Folter mehr. Keine Eifersucht, und dennoch konnte ihn die Aussicht auf ein folter- und eifersuchtsfreies Leben nicht trösten.
Keine fünf Minuten waren seit dem Aussteigen aus dem Jeep vergangen, als Max und Lola bereits in Sams Garten standen. Beide streiften Lederhandschuhe über und sahen in der Garage nach, um sicherzugehen, dass sein Auto weg war. Sie näherten sich der dunkelsten Seite des Hauses, wo sie sich bei einem Kellerfenster niederhockten. Max nahm eine Drahtschere aus dem Rucksack und kappte die Stromleitung. Das Licht in dem Raum, der seines Wissens die Küche war, ging aus, und er schob die Klinge seines Armee-Messers in die Ritze zwischen Fenster und Rahmen und knackte das Schloss.
Das Fenster öffnete sich geräuschlos, und Max stieg als Erster hindurch. Anschließend half er Lola herein, ehe er nach ihrer Hand griff. Zusammen tasteten sie sich durch den stockfinsteren Keller und die Treppe zur Küche hinauf. Durch die Hintertür fiel Mondlicht ins Hausinnere, in dessen Schein Max sie zu einem Zimmer am Ende des Flurs führte.
»Mach die Vorhänge zu«, flüsterte er und trat an den
Schreibtisch, der an eine Wand gerückt war. Das leise Summen des Computers ertönte, und unter dem Schreibtisch blinkte die Anzeige des Notstromsystems. Max zog eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und setzte sich auf einen Stuhl. Er klemmte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne, richtete den Strahl auf die Tastatur und schob eine Diskette ins Laufwerk.
»Max«, flüsterte Lola und kniete sich neben ihn. Sie legte die Hand auf seinen Schenkel und war ihm so nahe, dass ihr Atem seine Wange streifte. »Was ist das?«
Auf die Aufforderung des Betriebssystems hin tippte er wipeout d : ein und bestätigte mit der Enter-Taste, ehe er die Taschenlampe aus dem Mund nahm. »Das ist der böseste Albtraum deines Ex-Verlobten. Eine Atombombe. Diese Software benutzt das Verteidigungsministerium, um Daten
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