Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
verkündete Boo, denn natürlich stand seit Lolas Karriere als Wäsche-Model außer Frage, dass sie ein ausschweifendes Leben führte und Max zwangsläufig ihr Liebhaber sein musste. »Sprechen Sie Spanisch?«
»Sí. Buenas tardes, señoras Bunny y Boo. Como están ustedes? « , kam es akzentfrei über Max’ Lippen, und die beiden Tanten blickten zu ihm auf, als hätte er sich auf einen Schlag in Julio Iglesias verwandelt.
Bunny kippte ihren Bourbon hinunter. »Sie sehen verdammt gut aus«, stellte sie mit ihrer von drei Päckchen Zigaretten pro Tag rauen Stimme fest. Sie ließ ihr Feuerzeug aufflammen und zündete sich eine Zigarette an. »Woher kommt Ihre Familie?«
»Größtenteils aus Texas, Ma’am«, antwortete er, und seine Hand glitt von Lolas Rücken zu ihrer Hüfte.
Dass Texas zu den Südstaaten gehörte, war allgemein bekannt, aber es war nicht so gut wie North Carolina. Für Tante Boo reichte es aber anscheinend aus. »Ich bin mal mit einem Burschen aus Texas gegangen«, sagte sie. »W. J. Poteet. Sie kennen doch die Poteets?«
»Nein, Ma’am.«
»Ich erinnere mich an W. J.«, mischte Bunny sich ein. »War das nicht der, der auf Seidenwäsche stand?«
»Ja. Konnte Baumwollwäsche nicht ausstehen. Seit W. J. trage ich nur noch Seide oder gar nichts.«
Lolas Augen weiteten sich, und sie hoffte, dass der Schreck ihr nicht im Gesicht geschrieben stand. Doch Max lachte nur und drückte leicht ihre Hüfte.
»Mögen Sie Seidenwäsche?«, wollte Boo wissen.
»Tja, nun …«
»Wir müssen weiter«, fiel Lola ihm ins Wort. »Max kennt Natalie noch gar nicht«, fügte sie hinzu. Natalie war ihre Schwester.
»Es war nett, Sie kennen zu lernen«, konnte Max gerade noch sagen, bevor Lola ihn mit sich zog.
»Ich glaube, meine Tanten wollten mit dir flirten«, sagte sie, als sie an einer Horde Kinder vorbeikamen, die sich gegenseitig mit Tennisschlägern verprügelten.
»Sie sind nett.«
»Sie sind verrückt. Beide zusammen waren insgesamt elfmal verheiratet. Sie haben eine Schwäche für Tabak, Bourbon und Ehemänner. Und dabei nicht unbedingt für ihre eigenen. Es grenzt an ein Wunder, dass sie noch nicht an Lungenkrebs, Leberzirrhose oder der Kugel einer eifersüchtigen Ehefrau gestorben sind«, erklärte Lola. Sie fanden Natalie und ihren Mann an einem der zahlreichen Picknicktische. Natalie hielt
ihre Jüngste auf dem Arm, die zweijährige Ashlee, die Lola ihr sofort abnahm.
»Hey, meine Süße«, gurrte sie und vergrub ihre Nase im Nacken der Kleinen, um den Geruch nach Babylotion und ihrem Baumwollkleidchen einzuatmen. Sie schaute sich im Garten um und fragte sich erstaunt, ob sie die einzige Frau über fünfundzwanzig war, die noch kein einziges Mal geheiratet hatte. Keine Ahnung, woran das lag – sie war attraktiv, erfolgreich und hatte noch alle Zähne. Und trotzdem war sie ohne Mann. Im letzten Jahr hatte es sie nicht gestört, nicht einmal im letzten Monat. Aber jetzt störte es sie. Sie wollte mehr. Mehr als nur ihre Arbeit und die treue Liebe ihres Hundes. Sie wollte einen Mann, der sie liebte, und eine eigene Familie. Sie war dreißig Jahre alt, aber es war nicht ihre biologische Uhr, die Alarmzeichen gab. Es war etwas anderes. Nach der vergangenen Woche stand sie unter dem Einfluss der Erfahrung, dass sie ihr Leben verlieren könnte, ohne es richtig gelebt zu haben.
Sie sah zu Max auf, betrachtete sein Profil und die feinen Fältchen in seinen Augenwinkeln. Ihr wurde flau im Magen, und ihr Herz setzte in der Erwartung seines Lächelns für einen Schlag aus. Sie erkannte ihre Empfindungen auf Anhieb. Sie war im Begriff, sich in Max zu verlieben. Sie sah, wie sein Mund sich bewegte, als er sich mit ihrer Schwester und deren Mann unterhielt.
Ganz offensichtlich fühlte er sich in ihrer Familie wohl und völlig unbefangen. Er berichtete von seinem Sicherheitsunternehmen, ohne dabei jedoch sehr viel über sich zu verraten. Lola war im Begriff, sich in einen Mann zu verlieben, der seine Geheimnisse streng unter Verschluss hielt.
»Möchtest du das Baby mal halten?«, fragte sie ihn.
Er sah sie an, als hätte sie in einer ihm unbekannten Sprache gesprochen. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
Sie war im Begriff, sich in einen Mann zu verlieben, der ihre
Gefühle vielleicht gar nicht erwidern konnte. Der am Rande des Abgrunds balancierte und nie wusste, ob der nächste Tag nicht vielleicht sein letzter wäre.
Das Handy an seinem Gürtel klingelte. »Enschuldigung«, sagte er und
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