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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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denn?”
    „Ja, ich denke, Sie vermitteln Exotinnen. Sie haben doch inseriert.”
    „Klar, hab ich.”
    „Und da wissen Sie nicht, was ich meine?”
    „Nein.”
    Ich ärgerte mich über mich selber. Ich stellte mich an wie ein Idiot. Ich war der Händler. Ich wollte etwas verkaufen. Ich durfte nicht so abweisend, nicht so schroff reagieren.
    Der Mann am anderen Ende stöhnte laut. So schwierig hatte er sich das mit mir nicht vorgestellt.
    Ich versuchte jetzt, auf ihn einzugehen. „Sie suchen eine sexuell erfahrene Frau, ist das richtig?”
    „Ich will eine, die alles macht”, beharrte er. „Aber keine aus einem Puff. Also, so eine Ex-Nutte will ich auf gar keinen Fall. Kann ich denn da sicher gehen?”
    „Sie suchen also eine Frau, die alles macht, sexuell erfahren ist, aber am besten eine Jungfrau. Ist das richtig?”
    „Wollen Sie mich verarschen?”
    „Nein. Ich versuche nur herauszufinden, was Sie wirklich wollen.”
    „Ich bin kein Perverser! Aber ich kauf bei Ihnen nicht einfach die Katze im Sack.”
    „Ich habe nur Fotos von den Frauen. Ausprobiert habe ich sie vorher nicht!”, fauchte ich unwirsch. Ich hatte mich viel zu wenig im Griff. Hoffentlich bist du nach dem Frühstück besser, dachte ich ...
    „Also, eine Ex-Nutte nähme ich sowieso nicht ...”
    „Warum nicht? Haben Sie Angst, sie erkennt Sie als ehemaligen Kunden wieder?”
    Jetzt legte er auf.
    Ich hatte dieses erste Gespräch vergeigt. Es folgten noch sehr viele. Ich hatte Zeit, zu lernen.
    Kurz nach acht. Mein nächster Kunde. Ich bemühte mich, freundlicher zu sein und den Anliegen meines „Klienten” aufgeschlossener gegenüber zu stehen. Er wollte gleich mal vorbeischauen und fragte, wie viele Mädels ich denn im Haus hätte.
    „Die Frauen sind nicht hier”, sagte ich. „Ich habe lediglich die Fotos.”
    Er lachte. Es handelte sich um ein Missverständnis.
    „Sie sind ein Ehevermittlungsinstitut?”
    „Ja, so kann man es nennen.”
    „Ich will aber nur ficken und nicht gleich heiraten.”
    „Ja, dann sind Sie bei mir falsch.”
    „Ich dachte, Sie hätten vielleicht Frauen da ... so zum auf den Geschmack kommen ...”
    „Nein”, sagte ich schon fast stolz. „Wir sind ein seriöses Unternehmen.”
    Die Agentur Hot Pants hatte zehn bis zwölf Anrufe von Männern pro Tag. Die immer gleichen Gespräche begannen schon mich zu langweilen. Das erste Erschrecken über die Dreistigkeit mancher Männer war dahin. Eine lange Diskussion mit Freunden ergab die Frage: Hatten die Männer bei meiner Art der Recherche überhaupt irgendeine Chance, gut wegzukommen? War das nicht völlig unfair? Und gab es ihn nicht auch, den Mann, der es gut und ehrlich meinte und für den das alles nicht mehr war als eine „normale Ehevermittlung”?
    Um das auszuprobieren, wollte ich ganz auf seriös machen. Es waren zwei Anzeigen erschienen, nur hier in meiner direkten Umgebung, im Landkreis Altenkirchen. Mehr als eine halbe Stunde Anfahrtsweg wollte ich zu keinem Kunden haben. Ich wollte sie nicht in einem Chinarestaurant treffen und schon gar nicht in meiner Wohnung. Nein, ich wollte versuchen, zu den Männern, in deren Wohnungen zu gelangen.
    Da ich damit rechnen musste, hier überall erkannt zu werden, stylte ich mich. Weißer Anzug, goldene Weste. Im Friseurgeschäft in Hamm ließ ich mir den Bart stutzen und die Frisur yuppiemäßig gestalten. Mein Nachbar, ein Augenoptiker, wusste über meine Recherchen Bescheid. Er brachte mir eine Brille mit Fensterglas.
    Ich war mit meiner neuen Persönlichkeit schon ganz zufrieden. Ich ging sogar anders, bewegte mich anders, sprach anders und bekam vor dem Spiegel dieses gewissenlose Grinsen hin, das ich bei allen Mädchenhändlern bisher gesehen hatte.
    All meine Vorbereitungen an diesem Tag waren umsonst. Sieben Männer aus dem Westerwald riefen an. Jedem sagte ich zunächst mein Sprüchlein auf: „Ich vertrete ein seriöses Partnervermittlungsinstitut. Es gibt viele Haie in diesem Teich, wie Sie sicherlich wissen. Ich mache nur saubere Sachen. Bei mir brauchen Sie erst nach Erhalt der Ware zahlen.”
    Alle Männer waren hoch erfreut. Sie lobten meine Geschäftsmethode, priesen meine seriöse Glaubwürdigkeit. Vier von ihnen hatten bereits Kontakt zu anderen Mädchenhändlern und waren über die Preise und Methoden empört, fühlten sich abgezockt.
    Um sie einzulullen, ging ich noch weiter. Dabei benutzte ich ständig Worte wie „Ware”, „Liefertermin”, „Rückgabegarantie”, „Umtausch”,

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