Traumfrau (German Edition)
juristischen Konsequenzen und bezichtigte mich der Lüge. Ich sei dort niemals Mitglied gewesen.
Ich kam tatsächlich kurzfristig sogar in Beweisnot, denn in meiner Wohnung war eingebrochen worden und einige der Akten befanden sich nicht mehr in meinem Besitz. Aber manchmal hat man Glück im Leben. In dem Fall war es so. In der EDV-Abteilung der Industrie- und Handelskammer hatte sich das alles noch nicht richtig rumgesprochen und so schickten sie mir eine Mahnung, weil ich meinen Jahresbeitrag schuldig geblieben war. Damit gab ich hocherfreut eine Pressekonferenz, und ab dann zog sich die Industrie- und Handelskammer in peinliches Schweigen zurück.
Dieses Buch konnte nicht einfach so erscheinen. Ich musste mich aus der Mädchenhändlerclique zurückziehen und befürchtete von dort Sanktionen. Mir war eins klar: Das Einzige, das mich schützte, war eine große Öffentlichkeit. Ich musste also mit einem Schlag heftig präsent sein.
Ich zählte dann darauf, dass mir niemand etwas tat, wenn die Frauenhändler davon ausgehen müssten, dass jeder normal intelligente Staatsanwalt gleich wissen würde, wer das war, wenn mir etwas passierte.
So bereiteten wir eine Pressekampagne vor. Die erste Fernsehsendung, in der ich auspackte, hieß „Mona Lisa”. Ein Magazin für Frauen, das am Sonntag ausgestrahlt wurde, was mir deswegen besonders lieb war, weil dann in den Ämtern nicht schnell alle Akten beseitigt werden konnten.
Ich gab in den ersten vierzehn Tagen einundvierzig Radio-und Fernsehinterviews. Es gab große Talkshowrunden und auch Krawallshows, wie die von Axel Thorer bei RTL, Freitagabend, 90 Minuten. Außer mir waren noch vier Frauenhändler eingeladen, die ihren Ruf verteidigen wollten. Man hatte es tatsächlich geschafft, für diese Leute und für mich eine gemeinsame Garderobe zu besorgen. Ich wollte aber keineswegs mit denen zusammen in einem Raum auf die Sendung warten und wurde gerettet von den Agisra-Frauen und einigen Betroffenen, die, obwohl sie sicherlich nicht die besten Erfahrungen mit Männern gemacht hatten, mir vorschlugen, doch mit ihnen in eine Garderobe zu gehen, das sei sicherer für mich.
Als die Talkshow begann, hatte ich mit vielem gerechnet und war bestens vorbereitet, aber ich konnte nicht damit rechnen, dass zwei Frauenhändler begannen, sich zu streiten, weil der eine Brasilianerinnen vermittelte und der andere behauptete, das sei überhaupt nicht in Ordnung, die mit ihrem Temperament könnten sich nicht unterordnen und seien doch noch schlimmer als die deutschen Emanzen. Ein seriöser Frauenhändler würde keine Brasilianerinnen im Programm führen.
Schrille Talkshows, die in ihrer Absurdität kaum zu überbieten waren, aber eben doch bundesdeutsche Wirklichkeit spiegelten, halfen uns letztendlich, ein ruhiges, ja fast stilles Buch in großen Auflagen zu verkaufen.
Wenige Tage nach Erscheinen des Buches kurvten ein paarmal schwarze BMWs und ein schwarzer Porsche durch das Dorf, in dem ich damals wohnte. Autos, die weder vorher noch nachher jemals dort gesehen worden waren. Das Ganze sollte mich wohl einschüchtern. Noch mehr Klischee geht schon kaum noch. Aber ich hatte inzwischen längst gelernt, dass das Klischee eben oftmals wahrer ist als die Wirklichkeit.
Ich machte mit der „Traumfrau” 180 Veranstaltungen im ganzen Land. Manchmal in Büchereien, Bibliotheken, organisiert von Frauengruppen, es gab sogar Lesungen in Frauenhäusern, in die normalerweise überhaupt kein Mann hinein darf. Aber auch ganz andere Frauengruppen holten mich als Referenten. Frauen von Hydra oder HWG (Huren wehren sich gemeinsam) luden mich zu Veranstaltungen ein.
Angebote, das Buch zu verfilmen, häuften sich und ich war glücklicherweise durch die vielen Leser des Romans finanziell in der Lage. „Nein” zu sagen, wenn ich spürte, dass man meine Geschichte und meinen Roman nur benutzen wollte, um eine voyeuristische Story mit Frauen in Strapsen zu drehen.
Natürlich wurden im Nachhinein auch die Gerichte aktiv. Ich hatte einige Dinge getan, die man nicht tun durfte. So wollte man mir den Prozess machen, u. a. wegen „Vortäuschung einer Gewerbeausübung”.
Von diesem originellen Straftatbestand hatte mein Anwalt noch nie etwas gehört und stellte etwas süffisant die Frage, man könne mir natürlich vorwerfen, dass ich keine Frauen verkauft hatte. Ob es denn besser gewesen wäre, ich hätte meinen „Beruf wirklich ausgeübt? Und ob das Verfahren gegen mich niedergeschlagen werden könnte,
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