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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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auch Hans Wirbitzki seine Neugier nicht länger zügeln. Mit einer Flasche Bier in der Hand und einer neuen Sechziger Fehlfarben saß er neben Günther Ichtenhagen, paffte, trank und staunte bei jeder neuen Frau, die auf dem Bildschirm vorgestellt wurde: „Das ist ‘n Ding!” Dabei stieß er Günther Ichtenhagen jedes Mal mit dem Ellbogen in die Seite. Ichtenhagen befürchtete, an der Stelle einen blauen Fleck zu bekommen, und rückte von Hans Wirbitzki ab.
    Martin Schöller holte das letzte Band aus dem Recorder.
    „Was ist?”, fragte Hans Wirbitzki, „warum rückst du von mir weg? Stinke ich?”
    Ichtenhagen war erstaunt über Wirbitzkis Reaktion.
    Der rechnet schon den ganzen Abend damit, von uns abgelehnt, ja, ausgestoßen zu werden. Fürchtet er sich vor dem, was wir tun? Vor sich selbst? Oder was macht ihn so nervös?
    Martin Schöller goss allen noch einmal ein. Er fühlte sich großartig. Er stand im Mittelpunkt. Er wurde endlich für voll genommen.
    Er fasste noch einmal zusammen, was sie gesehen hatten:
    „Ein Mädchen ist schnuckeliger als das nächste. Meinetwegen könnten wir alle nehmen!”
    „Was ist, Günther? Warum guckst du so?”
    „Alle Frauen sind buddhistisch. Alle strenggläubig”, sagte Günther Ichtenhagen.
    Martin Schöller zuckte mit den Schultern. „Na und?”
    Mit hochrotem Kopf beugte sich Hermann Segler vor. Er musste es loswerden. Wann, wenn nicht jetzt? „Also, wir haben ja einiges über die Frauen erfahren. Über ihre körperlichen Vorzüge, meine ich. Gewicht, Größe, Alter, Haarfarbe, Augenfarbe – aber mir wäre es lieber gewesen ...”
    „Ja was denn, Hermann, rück raus mit der Sprache!”
    „Na ja, mir wäre es lieber gewesen, wenn wir sie im Badeanzug gesehen hätten.”
    Martin Schöller lachte laut auf. Es klang gemein, fand Hermann Segler. Warum lachte der Bengel über ihn?
    „Also, ich dachte auch, dass man mehr zu sehen bekommt”, kam Hans Wirbitzki ihm zu Hilfe.
    „Wenn ihr einen Striptease sehen wollt, müssen wir uns erst für eine von ihnen entscheiden und sie kommen lassen, haha”, tönte Martin Schöller.
    Zornig knallte Günther Ichtenhagen sein Glas auf den Tisch.
    „Wie du wieder redest! Entsetzlich!”
    Beschwichtigend hob Martin Schöller die Hand. „Entschuldigung, Günther, entschuldige bitte. Schließlich reden wir ja von deiner Zukünftigen! Hahaha! Ein bisschen Respekt also, meine Herren!”
    Hermann Segler fühlte, dass seine Chancen gut waren, jetzt noch einmal nachzuhaken. „Also, ich meine, ich hätte gerne so eine Vollbusige. Steht darüber nichts in den Papieren? BH-Größen oder so?”
    Damit hatte Martin Schöller nicht gerechnet. In der Tat fand auch er, so etwas sollte dabei stehen. Trotzdem. Er hatte das alles hier besorgt und arrangiert und fühlte sich nun gezwungen, die Präsentation zu verteidigen.
    „Das mit den BH-Größen geht nicht. In Thailand haben sie ganz andere Größen und Nummern. Das wäre ohnehin nicht gegangen. Und außerdem, hahaha, haben die Mädchen einen BH überhaupt nicht nötig! Sie sind jung, knackig, unverbraucht! Ihr werdet es ja bald sehen.”
    „Martin!”
    „Ist ja schon gut, Günther.”
    Hermann Segler bat, das in Thailand am Strand mit einer Videokamera aufgenommene Band noch einmal sehen zu dürfen. Es war das einzige, das seinen geilen Augen Fleisch bot.
    Am Ende entschieden sie sich aber doch für Mary. Ihren Namen konnten wenigstens alle aussprechen. Von ihr gab es keinen Videofilm. Nur ein Polaroidfoto. Aber auf dem hektographierten Zettel stand ein für den Skatclub entscheidender Punkt: seit ihrer Geburt stumm.

15
    Das Geld vom Lottogewinn ließ noch auf sich warten. Martin Schöller lieh sich von Günther Ichtenhagen hundert Mark für die Fahrt nach Frankfurt. Er sollte dort alles klarmachen.
    Täglich wurde Wolfhardt Paul von Hans Wirbitzki genervt. Von der Kücheneckbank konnte Hans Wirbitzki den Postbus allmorgendlich kommen sehen. Zweimal lief er hin und baute sich vor Uschi auf, während sie die Post in Empfang nahm.
    Schnell fächerte sie die Sendungen einmal durch und sagte:
    „Für dich ist nichts dabei, Hans. Erwartest du etwas?”
    Beim zweiten Mal kam er sich schon reichlich dämlich vor, außerdem befürchtete er, so alles nur noch auffälliger zu machen. Uschi durfte die Post nicht selbst in Empfang nehmen. Er musste dafür sorgen, dass Wolfhardt das tat. Aber wie?
    Wirbitzki fühlte sich schwach. Schmerzen in den Muskeln, Arme, Beine und Kopf bleischwer. Es

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