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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Treppe herunterkommen. Dann hätte er einen Grund gehabt, aufzulegen.
    Sie kam noch lange nicht. Sie wischte heute auch in den Ecken unter seinem Bett Staub. Einmal in der Woche machte sie sein Zimmer gründlich sauber.

14
    Das Treffen in Günther Ichtenhagens Wohnzimmer fand unter geradezu konspirativen Bedingungen statt. Wie eine Verschwörerbande ließen sie alle Rollläden herunter und schlossen auch die Doppelglas-Kippfenster sorgfältig.
    Martin Schöller trumpfte auf wie ein Popstar, der seine neue Platte vorstellt. Er spielte den Harmoniebolzen und verbreitete gute Laune.
    Günther Ichtenhagen saß in seinem Sessel und sah dem Treiben kritisch zu. Sie bewegten sich in seiner Wohnung bereits, als seien sie dort zu Hause. Er brauchte niemanden zu bedienen. Das war ein Vorteil. Sie nahmen sich selbstverständlich Gläser und Flaschen, fanden Aschenbecher, rückten Stühle zurecht und halfen Martin Schöller beim Aufbau des geliehenen Video-Recorders.
    Wolfhardt Paul hatte schon lange sämtliche Videobesitzer in Verdacht, sich die Dinger nur angeschafft zu haben, um in den eigenen vier Wänden Pornos und anderen Schweinkram sehen zu können. Hier sollte zwar kein Pornofilm laufen, dafür aber eine Parade junger, schöner Frauen. Eine aus dem Reigen würden sie aussuchen. Was für ein Gefühl!
    Günther Ichtenhagen kippte den zweiten Aalborg. Er spürte, dass der Schnaps im Magen ankam, aber die erhoffte entkrampfende Lösung trat nicht ein. Es geht hier um dich, sagte er sich immer wieder tonlos. Du sollst sie heiraten. Du!
    Trotzdem fühlte er sich mehr als Beobachter denn als Handelnder. Die Sache wurde ihm aus der Hand genommen. Solche Situationen kannte er nur aus seiner Kindheit. Und aus dem Krieg. Etwas wurde mit ihm gemacht. Man setzte sein Einverständnis voraus. Alle wollten nur sein Bestes, und er wurde nicht mehr gefragt. Es hatte eine Ehre für ihn zu sein und eine Freude. Außerdem wussten die anderen sowieso alles besser.
    Nie zuvor war Hans Wirbitzkis Zigarrengequalme Günther Ichtenhagen so sehr auf die Nerven gegangen. Nervös wie ein eingesperrter Tiger im Käfig lief Wirbitzki im Wohnzimmer auf und ab. Er beteiligte sich nicht an den Aufbauarbeiten. Er stachelte auch die euphorische Vorfreude nicht mit Zoten an wie alle anderen. Er setzte sich, stand wieder auf, ging auf und ab, wurde schließlich von Martin Schöller unwirsch angefahren, er solle sich verdammt noch mal hinsetzen, aber es hielt ihn nicht auf dem Stuhl fest. Während die anderen aufgeregt über die Vorzüge der Frauen diskutierten, entschuldigte sich Hans Wirbitzki. Er lief hinaus in den Garten und ging am Teich auf und ab. Damit brachte er alle gegen sich auf: Wolfhardt Paul, der befürchtete, durch die offene Tür könne jemand etwas hören, Martin Schöller, weil er sich um den Lohn seiner Vorarbeit geprellt fühlte, Hermann Segler, weil er sich durch solchen Quatsch nicht stören lassen wollte und einer Entscheidung entgegenfieberte, und Günther Ichtenhagen, der befürchtete, Hans Wirbitzki könne seinen glimmenden Zigarrenstummel in den Teich werfen. Er wusste, wie viel Liter Frischwasser nötig waren, um das vergiftete Wasser wieder für die Fische erträglich zu machen. Auch wenn er seinen Teich im Moment verkommen ließ, weil ihm die innere Ruhe fehlte, sich ihm zu widmen, so wollte er doch nicht, dass jemand seine Zigarrenstummel darin löschte.
    Je öfter sie die Videobänder zurückspulten, um sich die Frauen noch einmal anzuschauen, um so verwechselbarer wurden sie. Hermann Segler musste sich eingestehen, die Frauen überhaupt nicht auseinanderhalten zu können. Für ihn waren sie alle gleich. Mit ihren knabenhaften, zierlichen Körpern, den Röcken, die eine Handbreit überm Knie endeten, und den asiatischen Gesichtern. Sie hatten alle Mandelaugen und grellrote Lippen. Ihm wäre jede recht gewesen. Um sich überhaupt in die Diskussion über Vor- und Nachteile der einzelnen heiratswilligen Frauen einmischen zu können, wählte er Bezeichnungen wie „die mit dem roten Pullover”, „die mit dem weißen Rock”, „die mit dem V Ausschnitt”.
    Martin Schöller ließ sich auf diese Sprachregelung sofort ein. Es war ihm unangenehm, die Namen der Frauen nicht richtig aussprechen zu können. Da er zum ersten Mal in einer Sache als Fachmann angesehen wurde, an den man sich wendet, wenn man Fragen hat, war es ihm peinlich, wenn Günther Ichtenhagen immer wieder nachhakte: „Wie heißt die, Martin?”
    Inzwischen konnte

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