Traumfrau mit Fangzähnen
entriegelte die Tür des Laderaums. Ich richtete mich auf und griff nach dem Brecheisen. Soweit ich es hören konnte, hatte sich Benny die Sackkarre geschnappt. Wir warteten reglos, bereit, uns den Weg nach draußen zu erkämpfen.
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und schwaches Licht fiel ins Innere. Vor der Öffnung stand eine dunkle Gestalt. »Daphne? Ist alles in Ordnung?«, flüsterte Fitz.
»Ja«, erwiderte ich und ließ das Brecheisen sinken.
»Sprich leise«, wisperte er. »Ich versuche, dich und deine Freundin hier rauszuholen. Ist sie bei Bewusstsein?«
»Ja«, rief ich leise zurück.
»Okay, dann kommt. Schnell!«
Benny und ich schlüpften durch den Spalt nach draußen. Fitz half uns dabei, dann legte er einen Finger auf die Lippen und führte uns um das Gebäude herum. Auf dem asphaltierten Weg stand der weiße Cadillac. Er hob sich deutlich vor dem Schwarz der Nacht ab. »Klettert nach hinten und duckt euch«, wies Fitz uns leise an. Wir taten wie geheißen und kauerten uns in den Fußraum des Rücksitzes. Fitz öffnete die Fahrertür, als plötzlich eine andere männliche Stimme fragte: »St. Julien, wo willst du hin?« Fitz schloss die Fahrertür wieder und stellte sich so vor das Fenster, dass er die Sicht hinein versperrte.
»Ich wollte kurz zurück zum Haus.«
»Später«, sagte die Stimme barsch. »Wir müssen zuerst die Lieferung in den LKW laden. Sie muss morgen früh weg. Los, holen wir zuerst die beiden Frauen da raus.«
Ach du Scheiße, dachte ich. Wenn sie merken, dass wir nicht mehr da sind, kommen sie schnell dahinter, dass Fitz uns geholfen hat.
»In Ordnung«, erwiderte Fitz. »Ich bin in einer Minute da.« Fitz öffnete abermals die Fahrertür und lehnte sich über den Sitz, als wolle er etwas aus dem Handschuhfach holen. Dabei warf er die Autoschlüssel zu uns nach hinten. Benny fing sie auf. »Macht, dass ihr so schnell wie möglich hier wegkommt«, flüsterte er, dann schloss er die Tür und ging hinter dem anderen Mann her in Richtung LKW.
»Benny«, flüsterte ich. »Du fährst zurück zum Friedhof und holst das Handy. Ruf J an, sobald du irgendwo Netz hast. Wir treffen uns an der Stelle, wo der Weg zum Friedhof von der Interstate abzweigt.«
»Und was, wenn du nicht rechtzeitig da bist?«, fragte sie.
»Warte ein paar Minuten, und dann fährst du einfach. Ich will sehen, was hier passiert. Wahrscheinlich wird es eine Menge Ärger geben. Und jetzt los«, sagte ich bestimmt. Dann öffnete ich leise die Autotür, stieg aus, schloss sie hinter mir und lief so lautlos wie möglich zur Rückseite des Gebäudes. Ich presste mich flach gegen die Metallwand und versuchte, mich in den Schatten zu verbergen.
Von meiner Stelle aus sah ich zwar nicht, was vor sich ging, aber ich hörte, wie die Tür des LKW-Laderaums entriegelt und geöffnet wurde. Der Mann, der Fitz begleitet hatte, rief plötzlich: »Was zum Teufel … Wo sind sie?« In diesem Moment startete der Motor des SUVs, und Benny preschte den Weg entlang davon. »Hey!
Hey!
Was ist das für ein Krach?«, rief der Mann. »Ist das der Cadillac? Fitz, du verdammter Hurensohn, du hast sie rausgeholt!«
»Hör mal, Rodriguez«, erwiderte Fitz mit ruhiger Stimme. »Das waren doch bloß meine Kleine und ihre Freundin. Schließlich wissen sie von nichts.«
»Du dreckiger verlogener Bastard! Was ist, wenn sie zur Polizei gehen? Wir haben hier ein ganzes Lager voller Drogen!«
»Rodriguez, nimm die Waffe runter. Sie werden nicht zur Polizei gehen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie nach Hause fahren sollen.« Fitz sprach leise und gelassen, als könne er so sein erregtes Gegenüber beruhigen.
»So naiv kannst du doch gar nicht sein! Irgendetwas stimmt hier nicht. Zieh dein Hemd aus.«
»Wie bitte? Warum das denn?« In Fitz’ Stimme klang ein Funke Angst durch. Ich wagte es nicht, den Kopf um die Ecke zu stecken, um etwas sehen zu können, also blieb mir nur, weiter zu lauschen.
»Zieh es einfach aus! Sonst blas ich dir deinen verdammten Schädel weg!«, schrie Rodriguez. Er war offenbar vollkommen außer sich.
Als Nächstes schrie Rodriguez: »Du bist verwanzt! Du verdammter Hurensohn bist verwanzt!« Ein Schuss löste sich, gefolgt von einem gequälten Stöhnen. Ich hätte mich am liebsten verwandelt, aber ich hielt mich mit aller Willenskraft davon ab. Stattdessen ließ ich mich zu Boden sinken, wo ich weniger schnell entdeckt werden würde, und wagte es, um die Ecke zu schauen. Fitz lag zusammengerollt auf dem
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