Traumfrau mit Fangzähnen
unterhaltsamer Freizeitgestaltung.
Als ich in der Bucht ankam, war Benny bereits bis an das Ende eines langen Bootsanlegers gefahren. Sie stieg aus dem SUV und drehte sich suchend nach mir um. Ihre Bewegungen waren ganz steif vor Anspannung. Ich ließ den Motor des Smarts laufen und lief hinaus auf den Steg. In der Luft lag der stechende Geruch von Salzwasser, und unter mir schlugen die Wellen sanft gegen die Aluminiumpfähle. Atemlos kam ich neben Benny zum Stehen.
»Ich habe die Gangschaltung in den Leerlauf gestellt und die Fenster runtergelassen«, sagte sie. Wir stellten uns beide hinter den Geländewagen und schoben. Der Wagen rollte über die Kante des Stegs, trieb für eine Minute auf dem Wasser und begann dann langsam zu sinken. Wir warteten nicht ab, bis er ganz im schwarzen Wasser verschwunden war, sondern rannten zurück zum Smart. Ich drückte das Gaspedal des Wagens durch, doch plötzlich bremste ich scharf ab und sagte zu Benny: »Nimm mein Handy. Haben wir hier Empfang?«
»Ja«, erwiderte sie mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme.
Da ich nicht riskieren wollte, erneut in ein Funkloch zu geraten, fuhr ich nicht weiter, sondern nahm stattdessen das Handy von Benny entgegen und drückte die Kurzwahltaste für Js Nummer. Er nahm schon nach dem ersten Freizeichen ab, und bevor er mir irgendwelche Fragen stellen konnte, stieß ich hervor: »J, hören Sie mir zu. Erstens, die Leiche des Mädchens liegt tatsächlich auf dem Friedhof. Im hinteren Teil. Besorgen Sie die Durchsuchungsbefehle. Zweitens, eine ganze LKW-Ladung voller Susto soll heute Morgen das Anwesen von Bradley verlassen. Sie müssen sie aufhalten. Die Dachplane des LKWs hat an der vorderen linken Ecke ein Loch, in dem ein Stück roter Stoff zu sehen ist. Vielleicht hilft Ihnen das, den LKW ausfindig zu machen. Drittens, Rodriguez hat St. Julien angeschossen, der für den Secret Service arbeitet. Wahrscheinlich will Rodriguez abhauen. Und J, schicken Sie jemanden zu meinem Apartment, damit er meinen Hund füttert und mit ihm vor die Tür geht, ja?«
»Betrachten Sie es als erledigt«, erwiderte J.
»Eine Sache noch. Benny und ich müssen uns vor der Sonne in Sicherheit bringen. Wir sind auf dem Friedhof. Was immer Sie auch tun, öffnen Sie auf keinen Fall die Tür des Mausoleums mit dem Engel darauf. Haben Sie verstanden?«
»Selbstverständlich«, sagte J, und seine Stimme verriet nichts darüber, was er dachte.
»Ich muss jetzt Schluss machen. Wir kontaktieren Sie wieder nach Sonnenuntergang.« Ich klappte das Handy zu und schnitt J so das Wort ab, schaltete in den ersten Gang und trat das Gaspedal des Smarts bis zum Anschlag durch. Der Wagen fuhr ruckartig an, und wir rasten zurück zur Hauptstraße und schlitterten anschließend abermals über den unbefestigten Weg zum Friedhof. In diesem Augenblick war ich dem Tod näher als jemals zuvor in meiner untoten Existenz, und ich rechnete es Benny hoch an, dass sie kein Wort darüber verlor. Sie umklammerte meinen Rucksack und machte sich bereit, aus dem Auto zu sprinten, sobald der Wagen anhielt. Ich steuerte den Smart unter die Bäume und versuchte ihn so zu parken wie beim ersten Mal.
Rosige Strahlen erhellten den Morgenhimmel. Wir stürzten aus dem Wagen und hasteten zum Mausoleum, dessen verwitterte Bronzetür nur etwa einen Meter hoch und zudem fest verschlossen war. Ich umfasste die Klinke und drückte so fest gegen die Tür, wie ich nur konnte. Sie öffnete sich einen Spaltbreit, bewegte sich dann jedoch keinen Zentimeter mehr. Sie klemmte fest. Benny stellte sich neben mich, und gemeinsam stemmten wir uns erneut dagegen. Der Spalt vergrößerte sich mit quälender Langsamkeit, doch schließlich war er so groß, dass wir uns hindurchquetschen konnten.
»Geh rein!«, schrie ich. Sie warf mir einen fragenden Blick zu. »Jetzt mach schon!«, drängte ich. Sie beugte sich hinab und wand sich durch die schmale Öffnung. Ich sah mich nach etwas um, womit wir die Tür von innen versperren konnten, da ich Angst hatte, dass Rodriguez und seine Männer immer noch nach uns suchten. Das Mausoleum war ein ziemlich offensichtliches Versteck, aber wir hatten keine andere Wahl. Schließlich entdeckte ich ein schief stehendes altes Eisenkreuz, das eines der Gräber markierte. Ich ging hinüber und griff danach, obwohl ich wusste, was geschehen würde. Einige der Geschichten, die man sich über Vampire erzählt, sind nur allzu wahr.
Verdammter Mist,
dachte ich,
das wird weh tun
. Als
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