Traumfrau mit Fangzähnen
sich meine Hände um das Kreuz schlossen, brannte sich das Metall in meine Haut, als sei es glühend heiß. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte, den Schmerz zu ignorieren, und riss das Kreuz aus dem Boden. Dann trug ich es zum Mausoleum und quetschte mich ebenfalls durch die schmale Öffnung. Benny schob die Tür hinter mir zu, und ich klemmte das Kreuz zwischen Boden und Tür. Dann ließ ich mit einem Stöhnen das rostige Eisen los. Meine Hände schmerzten so sehr, dass mir Tränen über das Gesicht liefen. Trotzdem war ich unendlich erleichtert. Niemand würde in die marmorne Gruft eindringen können, ohne sie zu zerstören. Das Innere war eng und niedrig und voller Särge, aber es drang kein Licht herein, und das war schließlich die Hauptsache.
Kapitel 13
Das Leben sehen wir in zwei Welten gleiten
dem Sterne gleich in Horizontes Glut.
Wohl wenig weiß man, was man ist zu Zeiten,
Noch weniger, was man wird!
Lord Byron,
Don Juan, Fünfzehnter Gesang, Strophe 99
D unkelheit. Schutz. Todesstätte und Zufluchtsort. Ich atmete erleichtert auf. »Ist alles in Ordnung, Benny?«, fragte ich.
»Ja, ja, klar. Kein Thema. Kalt, eng und feucht – so habe ich mich auch schon in einigen billigen Motels in Branson gefühlt. Diese ganzen Rockabilly-Typen haben nicht unbedingt die Spendierhosen an.« Sie lachte. »In einigen gab es Kakerlaken so groß wie Katzen. Im Vergleich dazu ist das hier gar nicht so übel.«
»Stimmt, es könnte wirklich schlimmer sein. Irgendwie kriegen wir den Tag schon rum. Hoffentlich können wir ein bisschen schlafen.«
Benny lachte erneut, dieses Mal jedoch ohne jede Fröhlichkeit. »Schlafen? Guter Witz. Ich warte immer noch darauf, dass sich jeden Augenblick einer dieser verdammten Särge öffnet und irgendwas furchtbar Widerliches herausgleitet.«
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand und umklammerte meine Knie. Der Boden bestand aus kaltem Marmor. Das Innere des Mausoleums war nur etwa achtzig Zentimeter breit und zwei Meter lang. Eng zusammengedrängt teilten Benny und ich uns die wenige Wärme meines Pelzmantels und ihrer Daunenjacke. Abgesehen von der hohen Wahrscheinlichkeit, dass unsere Beine bei Anbruch der Dunkelheit eingeschlafen sein und unsere Mägen vor Hunger knurren würden, ging ich davon aus, dass wir es hier einigermaßen aushalten konnten.
Nach mehreren Minuten des Schweigens fragte Benny: »Was denkst du gerade?«
Ich schnaubte. »Dass es genug gibt, worüber ich nicht nachdenken will, ich es aber kaum verhindern kann, wenn ich die nächsten zehn bis elf Stunden hier herumsitze.«
»Zum Beispiel über Darius?«
»Ganz genau. Ich meine, was erwarte ich eigentlich von ihm? Will ich, dass er für mich da ist? Dann ist er definitiv der Falsche. Oder ist es eine rein körperliche Anziehung, und in Wahrheit will ich mein eigenständiges Leben weiterführen? Sobald ich ernsthaft darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, was ich will.«
»Ich verstehe dich gut. Sex ist nicht gleich Liebe, aber ich tappe auch jedes Mal in die Falle. Ich habe in all den Jahren noch nicht den Richtigen gefunden, und ich glaube inzwischen nicht mehr daran, dass Vampire in einer Partnerschaft leben können. Aber immer, wenn ich einen süßen Typen kennenlerne, flammt die Hoffnung von neuem auf.« Sie seufzte.
»Du solltest diese Hoffnung niemals aufgeben. Vielleicht ist es ja verrückt, aber ich hoffe weiterhin, dass Darius und ich noch einmal eine Chance bekommen.«
»Und wie passt Fitz da hinein, wenn ich fragen darf?« Benny lehnte sich ein wenig dichter gegen mich.
Ich dachte einen Augenblick lang darüber nach. Meine Gefühle für Fitz hatten mich selbst überrascht. Schließlich antwortete ich: »Ich glaube, er repräsentiert einen anderen Weg, den ich in meinem Leben beschreiten könnte. Ich weiß zwar nicht, wohin dieser Weg führt, aber ehrlich gesagt gefällt mir die Vorstellung, überhaupt diese Alternative zu besitzen. Natürlich habe ich bei Fitz wieder das Problem, dass er kein Vampir ist, und er weiß auch nicht, dass ich einer bin. Ich muss es ihm bald erzählen. Aber kann ich ihm genug vertrauen, um mich ihm zu offenbaren? Ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal durchstehe. Sieh doch bloß, was mit Darius geschehen ist.«
»Was hattest du denn erwartet? Darius war schließlich ein Vampirjäger. Das bedeutet nicht, dass jeder Mann derart ausflippen wird. Ich glaube fest daran, dass es keine Rolle mehr spielt, wenn ein Mann mich wirklich
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