Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
Vom Netzwerk:
er von dem berüchtigtsten Edelmann der damaligen Zeit gehört hatte.
    Ich war verblüfft, und mein Herz begann zu rasen. »Bitte führen Sie ihn in den Salon und bieten Sie ihm Wein an. Legen Sie auch ein paar Scheite Holz nach. Ich möchte nicht frieren, und es ist doch recht zugig. Ich werde in Kürze nach unten kommen.«
    »Sehr wohl, Mylady«, sagte Jerome und zog sich zurück.
    Natürlich hatte ich seit unserer gemeinsamen Nacht viel an Byron gedacht, aber ich hatte niemals vorgehabt, ihn wiederzusehen. Es wäre viel zu gefährlich für ihn gewesen, und es hätte mich viel zu sehr in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Doch ich hatte noch einen weitaus triftigeren Grund, ihn zu meiden – er hatte eine stärkere Anziehung auf mich ausgeübt, als ich mir eingestehen wollte. Hinter seiner Arroganz verbarg sich eine rührende Verletzlichkeit, verbarg sich Jugend. Und er sah außergewöhnlich gut aus. Der Dichter Coleridge schrieb später: »Ein so wunderschönes Antlitz, wie ich es kaum je sah … seine Augen die offenen Portale der Sonne – Dinge aus Licht, und für Licht.« Ich war eine Kreatur, die vor dem Licht davonlief, und ich hätte besser auch vor Byron Reißaus genommen.
    Stattdessen zog ich samtene Pantoffeln an, kämmte mein Haar und sprühte ein wenig Parfüm auf, bevor ich die Treppe hinabstieg und den Salon betrat.
    »Lady Webster – oder wer auch immer Sie sein mögen«, sagte Byron bei meinem Eintreten und erhob sich aus dem Stuhl beim Feuer, »ich hoffe, Sie halten mich nicht für anmaßend.«
    »Ich halte Sie sehr wohl für anmaßend, Lord Byron. Sie waren nicht eingeladen«, entgegnete ich. Er trat auf mich zu und schockierte mich, indem er vor mir auf die Knie fiel.
    »Ich flehe Sie an, mich nicht fortzuschicken«, sagte er. »Ich bin ein Bittsteller vor dem Altar Ihrer Schönheit.«
    »Lord Byron! Erheben Sie sich«, rief ich alarmiert.
    Er stand auf und lachte. »Meine Teuerste, Sie sind nicht sonderlich aufmerksam, wenn Ihnen entgangen ist, dass ich mich bereits erhoben habe.«
    In der Tat beulte sich seine Hose durch eine deutliche Erektion. »Mylord, Sie sind nicht nur anmaßend, sondern auch abscheulich. Wenn Sie in der Hoffnung hierhergekommen sind, Ihre niederen Bedürfnisse befriedigen zu können, dann suchen Sie sich besser eine Londoner Hure«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
    Er griff nach meiner Hand. »Aber nicht doch, Mylady. Vergeben Sie mir meine Grobheit. Ich spaße, um meine Verzweiflung zu verbergen. Ich flehe Sie an, schicken Sie mich nicht fort. Ich habe Tage gebraucht, um Sie zu finden.«
    Ich sah ihn aufmerksam an. In ihm loderte ein solch intensives Feuer, dass es schier in meinen Augen schmerzte. »Warum haben Sie mich überhaupt gesucht? Schließlich bedeute ich Ihnen nichts«, sagte ich.
    »Nichts? Ist die große Leere, in der all die Sterne am Firmament hängen, nichts? Oder ist sie alles?« Er zog mich an sich. »Sie bedeuten alles für mich, Mylady.«
    Ich entwand mich seinem Griff, trat ans Feuer und starrte in die Flammen. »Und
Sie
sind hoffnungslos romantisch, Mylord. Weder kennen Sie mich, noch kenne ich Sie. Wir passen nicht zusammen. Ich bin etwas, das über Ihre Vorstellungskraft weit hinausgeht.« Ich wandte mich um und lächelte ihn an. In der Hoffnung, ihn zu schockieren und das Gesagte dadurch zu unterstreichen, entblößte ich meine scharfen Eckzähne, mit denen ich ihn gebissen hatte.
    Er keuchte, bewegte sich aber nicht.
    »Wie Sie sehen«, fuhr ich fort, »bin ich niemand, mit dem man leichtfertig spielen sollte. Ich könnte Ihren Tod bedeuten.«
    »Dann sehne ich mich nach dem Tod. Ich verzehre mich danach. Ich träume davon. Denn ich wünsche mir nichts sehnlicher, als in Ihren Armen zu liegen«, erwiderte er, trat zu mir und nahm meine Hand in seine.
    »Begreifen Sie, was ich bin, Mylord?«, fragte ich.
    »Nein. Vielleicht sind Sie eine Kreatur aus einem mystischen Reich, ein Sukkubus oder eine andere dämonische Liebhaberin. Die Leute im Dorf haben Angst vor Ihnen«, antwortete er und kam mir dabei so nahe, dass ich ihm tief in die Augen schauen konnte. Es war zwar Leidenschaft, aber keinerlei Angst darin zu sehen.
    »Und das zu Recht«, sagte ich. »Ich bin kein Sukkubus, sondern ein Vampir. Sie sollten gehen, bevor es zu spät ist.« In seinen Blick mischte sich Traurigkeit, aber immer noch keine Angst.
    »Ich wünsche nicht zu gehen, Mylady. Es kümmert mich nicht, wenn man Sie einen Vampir nennt, einen Dämon oder gar den

Weitere Kostenlose Bücher